Im Glanz der roten Sonne Roman
Celia, deren Stimme noch immer geschäftsmäßig klang.
»Nein, danke. Gehst du mit mir ein bisschen im Garten spazieren, Liebste? Es ist so ein schöner Morgen.«
Celia stieg langsam die Treppe hinunter und nahm den Arm, den Warren ihr hinstreckte.
»Ich hatte gehofft, dass du mich genauso vermisst wie ich dich, Celia!«, stieß Warren mit dröhnender Stimme hervor, während sie über den Rasen schlenderten. Als Celia nicht antwortete, fügte er hinzu: »Und ich wollte, wir wären längst verheiratet. Hast du dir schon Gedanken über einen neuen Termin gemacht?«
»Nein, Warren, habe ich nicht.«
»Ich will dich ja nicht drängen, aber ich finde es ärgerlich, dass all unsere schönen Pläne ins Wasser gefallen sind.«
Celia vermeinte, einen leisen Vorwurf aus seinen Worten herauszuhören, und Zorn überkam sie. Sie hatte ein für alle Mal genug, dass ihr Vater und Warren sie ständig drängten. »Vielleicht ist es gut so«, sagte sie spitz, um Warren zu verletzten. Doch als sie den Ausdruck von Schmerz auf seinen hässlichen Zügen sah, versuchte sie ihren Worten die Schärfe zu nehmen. »Ich weiß nicht, ob es gut ist, alles so genau zu planen, Warren.«
Eve war überrascht, solche Worte ausgerechnet aus Celias Mund zu hören, und Warren war sichtlich erschrocken. Er blieb abrupt stehen und wandte sich ihr zu. »Ich ... ich habe gern Pläne für eine gemeinsame Zukunft mit dir gemacht, Celia, und ich dachte, dass es dir ebenso ginge.«
»Ich bin ...« Celia stockte; dann fuhr sie entschlossen fort: »Um ehrlich zu sein, Warren, weiß ich selbst nicht mehr, was ich eigentlich möchte, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine ungewisse Zukunft keinen Schrecken mehr für mich hat. Im Gegenteil, ich finde den Gedanken daran sogar ein wenig aufregend ...« Sie verstummte, war in Gedanken weit fort. »Hast du nicht auch ab und zu einmal Lust, etwas Spontanes zu tun?«, fragte sie und starrte nachdenklich in die Ferne. Dass ihre Vorstellungen in dieser Hinsicht nichts mit Warren zu tun hatte, sagte sie ihm nicht.
»Spontan? Entschuldige, Celia, aber das hört sich eher nach Lexie an!« Aus seinen Worten klang unverhohlene Abscheu.
»Das mag sein«, erwiderte Celia, »aber wir sind nur einmal jung, Warren. Später ist noch Zeit genug, ruhig und vernünftig zu leben, meinst du nicht?«
Celia hatte fast ununterbrochen an Jordan Hale denken müssen, seit sie ihn in der Stadt gesehen hatte. Seitdem träumte sie von einer zufälligen Begegnung, stellte sich vor, wie sie glutvolle Blicke mit ihm tauschte und eine paar Worte wechselte, während die Luft um sie herum vor Spannung knisterte. In ihren Tagträumen lud er sie zum Tee ein, küsste sie ... und dann malte sie sich aus, wie die Leidenschaft sie beide übermannte. Celia wusste, dass dies alles nur in ihrer Fantasie geschehen konnte und niemals Wirklichkeit würde, doch sie war wehrlos gegenüber diesen verlockenden, erregenden Gedanken.
»Aber Celia!«, stieß Warren weinerlich hervor und holte sie damit in die Wirklichkeit zurück, »unsere Väter arbeiten schon so lange auf diese Hochzeit hin! Sie haben bereits Plänegemacht, und ich weiß, dass dein Vater schon ein wenig ungeduldig wird ...« Max hatte Warren in der Stadt tatsächlich darauf angesprochen und ihm geraten, Celia nachdrücklicher zu drängen. Unglücklicherweise war Warren von der Natur weder mit Schönheit noch mit Entschlossenheit gesegnet, was seinen zukünftigen Schwiegervater immer wieder zur Weißglut brachte.
Celia wandte den Blick ab, damit Warren den Zorn auf ihren Zügen nicht sah. »Sollen doch die beiden Kerle heiraten und mich endlich in Ruhe lassen!«, stieß sie kaum hörbar hervor.
»Was hast du gesagt, Liebste?«, fragte Warren.
Celia fuhr herum. »Du lieber Himmel, Warren, wir reden hier über unser Leben, nicht über das unserer Väter! Wir sollten tun, was wir wollen, wann wir es wollen und wie wir es wollen, findest du nicht auch?«
Als sie weitergingen, konnte Eve der zunehmend gereizten Unterhaltung nicht mehr folgen, doch Warrens Gestik nach zu urteilen, wurde er immer wütender. Eve nutzte die Zeit, als das Pärchen ihr den Rücken zuwandte und der Stallbursche mit dem Ausmisten der Ställe beschäftigt war, und eilte zum Haus hinüber.
Sie lief an der Veranda entlang und stellte fest, dass die Tür zu Lexies Zimmer offen stand. Wie immer war das Zimmer in wüster Unordnung. Die Vorhänge waren mit Spitzen besetzt und das Mückennetz über dem Bett mit
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