Im Glanz der roten Sonne Roman

gutes Pferd, das ich dir zum Pflügen leihen könnte.«
    »Vielen Dank, Jimmy, aber ich hab mir selbst ein Pferd und einen Pflug gekauft.«
    »Wenn es stimmt, dass Max in der Mühle das Sagen hat, wird er verhindern, dass du deine Ernte dort verkaufen kannst. Außerdem munkelt man, dass er mit den Besitzern der Mühle in Babinda eng befreundet ist. Wenn du Recht hast, wird Max auch sie gegen dich einnehmen.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken, Jimmy. Es wird schon alles gut. Behaltet für euch, was wir heute hier besprochen haben.«
    »Natürlich, Jordan.« Jimmy runzelte die Stirn. Er wusste zwar nicht, was weiter geschehen würde, doch er fühlte, dass Jordan Pläne hatte – große Pläne.

12
    O bwohl sie auf dem Rückweg so schnell geradelt war, wie sie nur konnte, war Eves Zorn noch immer nicht verraucht, als sie in Eden eintraf. Sie ließ das Fahrrad achtlos neben der Arbeiterhütte fallen und kämpfte sich durch das hohe Gras bis zu der Stelle, wo Nebo im Schatten eines Mangobaums hockte und irgendeinen Gegenstand polierte.
    Eve wollte gerade etwas Abfälliges über Lexie sagen, als sie sah, womit Nebo beschäftigt war.
    »Woher hast du diese Vase?«, fragte sie schärfer als beabsichtigt, während sie sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen.
    Nebo spürte Eves Erregung und nahm ihre Frage nicht persönlich. Er wusste, wo sie gewesen war. »Sie hat Mistress Catheline gehört. War bei den Sachen, die ich vor langer Zeit wegen der Plünderer versteckt habe.« Er deutete hinter sich ins Halbdunkel der Hütte. Eve hatte aus Respekt vor Nebos Privatsphäre niemals einen Fuß über die Schwelle gesetzt und schlichtweg vergessen, was er ihr über die versteckten persönlichen Besitztümer der Hales erzählt hatte.
    »Ich muss etwas Sinnvolles für Master Jordan tun, Miss Eve, also hab ich Mistress Cathelines feine Sachen für den Tag poliert, an dem das Haus fertig ist.«
    Gerührt über die Treue des alten Mannes vergaß Eve für einen Moment ihren Zorn. Sie verstand Nebos Verzweiflung: Da er die schwere Feldarbeit nicht mehr schaffte, musste er etwas anderes tun, um sich nützlich zu fühlen.
    »Weiß Jordan, dass du persönliche Dinge seiner Mutter hier draußen hast?«
    »Ja, Miss Eve. Hab es ihm an dem Tag gesagt, als er nach Eden zurückkam. Er war sehr überrascht, o ja, sehr!« Er lächelte und ließ dabei die Lücken zwischen den wenigen Zähnen sehen, die ihm noch geblieben waren.
    »Bestimmt wird er froh sein, dass nicht alles verloren ist«, erwiderte Eve geistesabwesend und starrte auf die Vase, ohne deren Schönheit in sich aufzunehmen.
    Nebo sah, wie aufgewühlt sie war. Es stimmte ihn traurig, dass Eve sich nicht mit ihren Schwestern verstand. Wie die meisten polynesischen Arbeiter auf den Zuckerrohrfeldern hatte man auch Nebo gewaltsam aus dem Schoß seiner Familie gerissen und nach Australien gebracht; seitdem wusste er, wie kostbar Familienbande waren.
    »Ich habe Sie noch nie so aufgebracht gesehen, Miss Eve«, sagte er.
    »Lexie macht mich furchtbar wütend, Nebo«, gab Eve zurück und ging unruhig auf und ab. »Ich habe dir noch nichts davon gesagt, aber sie hatte die Unverfrorenheit, gestern Abend ohne Einladung hierher zu kommen. Ich war heute in Willoughby, um ihr zu sagen, dass sie sich von Eden fern halten soll, aber sie hat mir nicht mal zugehört!«
    Nebo starrte Eve verwundert an, doch sie war zu aufgebracht, um es zu bemerken.
    »Jordan hat schon Probleme genug, auch ohne dass Lexie ihm schöne Augen macht, aber sie glaubt wirklich, er hätte sich über ihren Besuch gefreut. Sie hat ein dickeres Fell als jeder Bär!«
    Zu Eves Verärgerung grinste Nebo übers ganze Gesicht.
    »Das ist wirklich nicht lustig, Nebo. Jordan hat seit seiner Rückkehr nichts als Probleme gehabt – da kann er es nicht gebrauchen, wenn ihm auch noch Lexie auf die Nerven geht.«
    »Vielleicht hat Master Jordan ihre Gesellschaft genossen, Miss Eve. Die Männer scheinen Miss Lexie zu mögen.«
    Eve war für einen Moment völlig verblüfft. »Wir beide wissen genau, warum das so ist«, stieß sie dann hervor.
    Nebo wiegte den Kopf. »Mädchen wie Miss Lexie sind bei den Männern immer beliebt, Miss Eve. So ist es nun mal.« Er sah Eve an, dass sie seine Ansicht nicht teilte. »Mit solchen Mädchen haben Männer ihren Spaß, aber sie heiraten sie nicht.«
    »Möge der Himmel es verhindern«, stieß Eve hervor und ließ sich auf ein umgestülptes Fass sinken. Nebo entging nicht, dass ihr noch immer etwas auf der