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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Nötigen zu versorgen. Obwohl Frankie es nicht zugab, nahm Gaby an, dass Jordan ihm mehrere Wochenlöhne vorgestreckt hatte – so viel Großzügigkeit war typisch für ihn. Sie musste lächeln, als sie daran dachte, wie glücklich Frankie war. Er behauptete, Jordan sei der beste Boss, den er je gehabt habe; außerdem sei es ein unschätzbar wertvolles Geschenk, die Familie bei sich zu haben. Auch Gaby fühlte sich ruhiger, seit sie ein wachsames Auge auf ihre Lieben halten konnte. Und wenngleich es in Eden sehr viel harte Arbeit gab, war die Plantage ihr ans Herz gewachsen. Auch die Jungen wohnten gern am Fluss, in dem sie schwimmen und angeln konnten.
    Als Gaby den General Store betrat, sah sie Letitia Courtland im hinteren Teil des Geschäfts stehen; mit abwesender Miene schaute sie Stapel von Tischwäsche und Deckchen durch und war in Gedanken offenbar meilenweit weg. Gaby dachte an das Gespräch, das sie mit Eve am Fluss geführt hatte, und überlegte, ob Letitias Nachdenklichkeit tatsächlich auf Einsamkeit zurückzuführen war. Gaby war von widerstreitenden Gefühlen erfüllt, doch schließlich gewann eines die Oberhand: Mitleid.
    Während Gaby Letitia beobachtete, blickte diese zufällig auf, und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Ohne zu zögern ging sie zur Tür. Gaby holte sie erst draußen ein.
    »Warten Sie, Letitia!«
    Letitia blieb stehen und wandte sich langsam um. Sie trug ein cremefarbenes, mit Spitzen besetztes Kleid – schlicht, aber elegant. Gaby konnte sich nicht einmal vorstellen, etwas so Schönes zu tragen, doch anders als bei ihrer ersten Begegnungfühlte sie keinen Neid. Sie sah, dass Letitia sich gegen einen neuerlichen Angriff wappnete, und schämte sich dafür.
    »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte Gaby.
    Letitia hob überrascht den Blick. »Nein, das müssen Sie nicht. Sie hatten jedes Recht, sich hintergangen zu fühlen und wütend zu sein.«
    »Ja, aber meine Wut hätte den wirklichen Verantwortlichen treffen müssen, und das sind Sie nicht.«
    »Ich bereue sehr, dass ich nicht den Mut zur Ehrlichkeit aufgebracht habe ...« Letitia wandte den Blick ab, für einen Augenblick sprachlos. Gaby empfand tiefes Mitleid mit dieser Frau.
    »Als ich den ersten Schock überwunden hatte«, sagte sie, »habe ich alles besser verstanden. Ich weiß, dass Sie Angst hatten. Ich möchte sie um Verzeihung bitten, Letitia, denn Sie trifft keine Schuld. Wenn wir vor unseren Schöpfer treten, müssen wir uns ganz allein verantworten, jeder von uns, auch Ihr Mann.«
    Unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Letitia senkte den Kopf und starrte auf den Gehsteig. Gaby beobachtete sie und erkannte, dass Letitia unter ihrer zur Schau getragenen Würde ein trauriges, leeres Leben verbarg.
    Und ich habe diese Frau beneidet, ging es Gaby durch den Kopf. Dabei geht es mir viel besser als ihr, denn ich besitze die Liebe eines großherzigen Mannes.
    »Hätten Sie Lust, mir zu helfen, ein paar Sachen für die Jungen auszusuchen?«, fragte sie.
    Letitia blickte auf. »Sehr gern, aber ...«
    »Ich verstehe schon. Sie haben Wichtigeres zu tun.«
    »Nein, Gaby. Da ist etwas anderes, das Sie wissen sollten. Damit es keine weiteren Missverständnisse gibt, möchte ich, dass von nun an alles offen ausgesprochen wird.«
    »Worum geht es?« Gaby versuchte, ruhig zu bleiben, dochihr Herz schlug unwillkürlich schneller. Plötzlich sah sie ihre sichere Welt von neuem bedroht.
    »Wie Sie wissen, habe ich ziemlich viele Dinge für Ihre Familie gekauft ...«
    »Das war sehr freundlich von Ihnen. Aber was wir jetzt brauchen, kann ich selbst bezahlen. Geben Sie die anderen Sachen lieber jemandem, der sie dringender benötigt.«
    Letitia gab sich einen Ruck. »Ich will keine Geheimnisse mehr zwischen uns, Gaby. Deshalb sollen Sie wissen, dass es nicht mein Wohltätigkeitsverein war, der die Sachen für Ihre Familie bezahlt hat.«
    Gaby blickte Letita fragend an. »Das verstehe ich nicht.« Plötzlich kam ihr ein beängstigender Gedanke: Hatte Max Courtland alles bezahlt?
    »Jordan hat mir das Geld für die Sachen gegeben«, sagte Letitia.
    »Jordan ...?« Gaby schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Bevor Sie wieder zornig werden, Gaby, versuchen Sie zu verstehen, dass Jordan sich verantwortlich fühlt für das, was Ihrer Familie zugestoßen ist. Sein Vater und mein Mann haben sich lange Zeit bekämpft, und deshalb ...«
    »Ich weiß. Jordan glaubt, es wäre seine Schuld, dass der Brandanschlag auf uns verübt

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