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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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des Chefnavigators überhaupt nicht, aber das ist seine Sache –, und ich werde jede Verletzung dieser Disziplin bestrafen. Eins merken Sie sich ganz besonders gut: Das Wort des Kapitäns ist Gesetz auf diesem Raumkreuzer. Nun zu Ihrem unentschuldbaren Versagen während des Starts. Ich bin nicht ungerecht und werde Sie nicht bestrafen. Ihr Glück, daß Askart anwesend war. Eigentlich müßte ich umkehren und Sie wieder auf Rota absetzen lassen, Malden! Doch eine Chance will ich Ihnen geben. Sie sollen Gelegenheit erhalten, sich mit dem Rau m kreuzer vertraut zu machen, gelehrig sind Sie ja, wie es scheint. Wir wollen Sie aber nicht überfordern und beginnen mit einfachen Dingen. Askart hat Ihnen die Lander und den Fahrzeugpark gezeigt. Sie wissen also, was uns während des Fluges beschäftigen wird. Sie erhalten von mir die ausdrückl i che Genehmigung, bereits unmittelbar nach unserer Unterha l tung mit den Reparatur-und Wartungsarbeiten zu beginnen. Sie werden die Brennkammern der Lander Karmin und Vampir reinigen. Vollzugsmeldung in zehn Stunden. Ab!“
    Nachdem er erst seinem Zorn freien Lauf gelassen hat, wird Arnold zusehends sachlicher. Die letzten Sätze spricht er wie nebenbei, während er die Akten auf seinem Schreibtisch ordnet und einen Bleistift, der bei einer zornigen Bewegung seiner Hände vom Ärmel der Uniformjacke aus der korrekten Lage gebracht worden ist, sorgfältig, fast liebevoll in die Lücke zwischen einem Lineal und dem Mehrfarbenschreiber plaziert.
    Aber Leander hat den ironischen Tonfall sehr gut herausg e hört.
    Er beißt die Zähne aufeinander und brüllt: „Zu Befehl, Kapitän!“
    Wie Menschen oft die Delikatesse eines Menüs bis zuletzt auf dem Teller lassen, um durch die Erwartung den Genuß zu steigern, so hat Arnold sich die eigentliche Gemeinheit für den Schluß aufgespart. Die Reinigung der Brennkammern ist die ekelhafteste Arbeit, die man sich denken kann.
    Wenig später kriecht Leander, böse vor sich hin fluchend, durch die engen Röhren der Landertriebwerke. Die zentimete r dicke Rußschicht verbirgt harte blasige Schlacke, die sich an den Innenwänden abgesetzt hat und die er mit einem spitzen Hämmerchen abschlagen muß. Die Enge der Röhre behindert ihn beim Ausholen, und er kann nur kurze Schläge führen, in die er die volle Kraft seiner Muskeln legt. Die Arbeit ist entkräftend, Leander gerät in der Röhre schnell in Schweiß. Der scharfe, beißende Gestank der Schlacke sticht in der Nase.
    „Das wird er mir büßen!“ schwört sich Leander, und er hämmert wütend auf die auseinanderspritzende Schlacke ein. Sein Gesicht, die blonden Locken, die Kombination – alles ist vom schmierigen Ruß geschwärzt.
    Arnold hat ihm verschwiegen, daß die beiden „Termiten“ – kleine Roboter auf sechs Gliederfüßen, die speziell für diesen Zweck gedacht sind – wie so vieles nicht einsetzbar sind. Die Reparatur hätte weit mehr als zehn Stunden in Anspruch genommen, bei dem desolaten Zustand, in dem sie sich befinden. Auch das ist Arnold bekannt. Also mußte Leander selbst in die Röhre kriechen.
    Als er nach neun Stunden dreckig und zerkratzt, mit Durc h gescheuerten Ellenbogen und Knien vor Arnold steht und die Erfüllung der Aufgabe meldet, kommt ihm ein phantastischer Gedanke. Ein Bild steht ihm vor Augen, die Szene aus einem Film, in der der Kapitän eines Walfängers sich mühsam am Geländer der Treppe hochzieht, die auf die Brücke führt. Sein Stelzfuß aus Walbein schlägt mit einem hohlen Knall auf die Holzstufen.
    Daran muß er denken, als Kapitän Arnold um seinen Schreibtisch herum hinkt. Der Film hieß „Moby Dick“, erinnert sich Leander, und der düstere Kapitän „Ahab“.
    Das ist der Name, der zu dir paßt, du Sadist! Leander ve r zieht sein Gesicht zu dem für ihn charakteristischen, diesmal rachsüchtigen Grinsen. Ahab – so sollst du ab heute heißen, und ich werde dafür sorgen, daß keiner mehr von Kapitän Arnold, sondern alle nur noch von Ahab, dem vom Teufel besessenen Ahab reden!
     
    Es gelingt ihm rasch, diesen Namen unter der Mannschaft zu verbreiten. Er geht dabei geschickt vor und mit einer für ihn überraschenden Geduld und Akribie. Nur wenige wissen, wem dieser Einfall zu verdanken ist. Sogar Askart schmunzelt, als er durch Zufall hinzukommt, während so unzweideutig über Ahab gesprochen wird, daß kein Zweifel möglich ist, wer gemeint ist. Aber er warnt die Absolventen: „Ahab…, das ist wirklich treffend. Doch beim großen

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