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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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ganz harmlose Erklärung für das Blut auf deinem Hemd.«
    »Zum Beispiel? Ich versuche seit Stunden, eine harmlose Erklärung zu finden, aber mir ist keine eingefallen.«
    »Na ja, du könntest im Dunkeln über ein verwundetes Tier gestolpert sein.«
    Ein hoffnungsvoller Ausdruck trat auf Charlies Gesicht. »Meinst du wirklich?«
    Myra zögerte. Wenn sie ehrlich war, hielt sie das für eher unwahrscheinlich. Aber würde sie Charlie von seinem Übergriff auf Girra erzählen, würde er sich sofort selbst anzeigen. Der Charlie, den sie kannte, war nämlich ein durch und durch anständiger und rechtschaffener Mann. Alle in der Stadt mochten ihn.
    »Ja, das ist doch denkbar«, beruhigte sie ihn.
    »Und die Schreie, die du gehört hast?«
    »Vielleicht hab ich nur geträumt.« Sie wusste, dass es kein Traum gewesen war, aber sie hatte die Umgebung ihres Hauses an diesem Morgen noch einmal abgesucht und nichts gefunden. Schon gar nicht irgendeinen Hinweis darauf, dass irgendwo jemand verscharrt worden war. »Und jetzt komm endlich, bevor die Leute hier nach dir suchen, weil sie sich wundern, warum du noch nicht aufgesperrt hast!«
    Nicht lange nachdem Myra und Charlie die Ladentür aufgeschlossen hatten, standen Jinny und Toby Angiwarra, Girras Eltern, davor. Myra wurde nervös, aber Charlie dachte sich nichts dabei, als er die beiden sah.
    »Hallo, Jinny, Toby«, grüßte Myra, als die beiden eintraten. Ihre Mienen waren sehr ernst. »Was kann ich für euch tun?«
    »Wir suchen Girra. Habt ihr sie gesehen?«, fragte Jinny in gebrochenem Englisch.
    Sie war um die vierzig, Toby irgendwo in den Fünfzigern, sah aber fast wie siebzig aus. Er war seit Jahren gesundheitlich angeschlagen. Unter anderem litt er am grünen Star, eine bei den Aborigines weitverbreitete Augenkrankheit. Daher war er auf seine Frau angewiesen, und Jinny wiederum brauchte Girras Unterstützung.
    Myra blieb fast das Herz stehen. »Nein. Wieso, ist etwas passiert?«
    »Sie ist gestern Abend nicht ins Lager zurückgekommen«, sagte Jinny.
    Myra streifte Charlie mit einem flüchtigen Blick. Er machte ein besorgtes Gesicht.
    »Ich habe sie schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen«, antwortete Myra wahrheitsgemäß.
    »Wenn ihr sie seht, sagt ihr bitte, sie soll sofort nach Hause kommen«, bat Jinny.
    »Das werden wir«, versprach Myra.
    Als die beiden den Laden verlassen hatten, wandte sich Charlie ihr zu. Er sah ihr an, dass sie etwas bedrückte.
    »Du denkst doch nicht, ich könnte etwas mit Girras Verschwinden zu tun haben, oder?«
    Myra holte tief Luft. Sie konnte die Wahrheit nicht länger vor ihm geheim halten. »Charlie, ich habe vor Kurzem erfahren, dass du dich Girra gegenüber in betrunkenem Zustand mehr als einmal sehr aggressiv verhalten hast. Du hast sie auch in der Nacht, als Ruby hierherkam, im Flussbett angegriffen. Ruby ist dem Mädchen zu Hilfe gekommen und hat dich mit ihrem Koffer niedergeschlagen.«
    »Was?« Charlie sank benommen auf einen Stuhl hinter dem Ladentisch. Nach ein paar Sekunden blickte er anklagend auf. »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Dann hätte ich doch sofort mit dem Trinken aufgehört.«
    »Komm mir nicht so, Charlie Gillard«, versetzte Myra zornig. »Gib nicht mir die Schuld. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass du wegen deiner Medikamente keinen Alkohol trinken darfst?«
    »Du hast Recht, Myra, entschuldige.« Er ließ betreten den Kopf hängen.
    Myras Zorn verrauchte. »Ich glaube trotzdem nicht, dass du irgendjemandem etwas zuleide tun könntest, Charlie. Jedenfalls nicht, solange du nüchtern bist.«
    »Aber wenn ich getrunken habe, sieht die Sache offenbar anders aus«, erwiderte Charlie bitter. »Und jetzt wird Girra vermisst, und ich habe Blutflecken auf meinem Hemd. O Gott, was habe ich nur getan?«
    »Ich finde, du solltest mit Cyril Blake reden, und zwar heute noch.«
    »Und ihm was sagen? Dass ich vielleicht Girra getötet habe?«
    »Nein, natürlich nicht. Frag ihn, ob es möglich ist, dass du eine solche Tat begehen könntest, ohne dich später daran zu erinnern. Weißt du, was? Ich werde den Doktor holen, dann kannst du hier im Laden bleiben. Sonst wundern sich die Leute vielleicht, warum du zusperrst, und stellen Fragen. Ich bin gleich wieder da.«
    Myra eilte hinaus und kam einige Minuten später mit Cyril Blake zurück. Charlie fühle sich nicht wohl, hatte sie ihm nur gesagt. Da keine Kunden im Laden waren, erklärte sie dem Arzt kurz, worum es ging, ohne allerdings das

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