Im Hauch des Abendwindes
leid, aber ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht helfen. Sie sind ein bisschen spät dran, meine Liebe.«
»Ja, ich weiß, aber noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Wissen Sie zufällig, in welchem Hotel die Jockeys normalerweise absteigen?«
»Im Aurora, soviel ich weiß. Aber machen Sie sich lieber keine allzu großen Hoffnungen. Ich schätze, Sie werden Ihr Pferd von der Startliste streichen müssen.«
Daran wollte Ruby lieber nicht denken. Angesichts ihrer Planlosigkeit würde Mr. Franklin sie vermutlich für einen völlig chaotischen Menschen halten. »Ich hatte einen Jockey in Aussicht, aber daraus ist nichts geworden«, sagte sie, um sich in ein besseres Licht zu rücken.
»Das ist Pech«, meinte der Mann. Er wandte sich seinem Hufschmied zu und bat ihn, Eisen mit Schraubstollen aufzuziehen.
»Ja, das kann man wohl sagen«, meinte Ruby mutlos. »Ich will Sie nicht länger aufhalten. Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Was soll das heißen – du hattest einen Jockey in Aussicht, aber daraus ist nichts geworden?«, knurrte plötzlich jemand hinter ihr.
Ruby fuhr erschrocken herum und sah sich Jed gegenüber. »Ich … das kann ich dir erklären«, stotterte sie.
»Da bin ich aber gespannt. Woher weißt du denn, dass Paget nicht für uns reiten kann? Wir haben ihn doch noch gar nicht gesehen.« Seine Stimme war mit jedem Wort lauter geworden.
Mr. Franklin drehte sich zu ihnen um. Er sah Ruby verwirrt an und fragte: »Entschuldigen Sie, aber sind Sie die Besitzerin von Wild Blue Yonder, dem Favoriten?«
»Nein, wir sind die Besitzer von Silver Flake«, erwiderte Jed in schroffem Ton.
Mr. Franklins Verwirrung wuchs. »Aber Paget reitet auf Wild Blue Yonder. Hier, sehen Sie selbst.« Er zeigte Jed einen Artikel in der Zeitung, die er zusammengefaltet in der Hand gehalten hatte.
Ruby stockte fast das Herz. Was für eine peinliche Situation für Jed. Das hatte sie nicht gewollt.
Jed überflog den Zeitungsartikel und sah dann Ruby an. »Das ist doch nicht möglich! Du hast gesagt, du hättest Paget engagiert.«
Sie druckste herum. »Ja, ich weiß, dass ich das gesagt habe.« Sie fasste Jed am Arm und zog ihn ein Stück weiter.
Jed machte sich ungehalten frei. »Hast du mit Paget gesprochen, Ruby? Ja oder nein?«
»Nicht direkt.«
»Was soll das heißen?«
Ruby holte tief Luft. »Ich habe seinen Namen in der Zeitung gelesen. Ich hatte Angst, du würdest auf den Start hier verzichten, als klar wurde, dass Kadee nicht reiten kann.«
»Allmächtiger! Ich hätte wissen müssen, dass das zu schön gewesen wäre, um wahr zu sein. Und ich Idiot habe tatsächlich geglaubt, dass du einen der besten Jockeys im Land engagiert hast!« Jed stapfte zornig mit dem Fuß auf.
»Ich wusste doch nicht, dass er so gut ist; ich wollte dich nicht hinters Licht führen«, murmelte Ruby kleinlaut. »Wir werden jemand anderen finden, ganz bestimmt«, fügte sie hinzu.
Jed konnte seine Wut kaum zügeln. »Das glaubst du doch selbst nicht! Wir sind sechzehnhundert Kilometer umsonst gefahren! Die ganze Arbeit, das Training, der Aufwand – alles umsonst!«
»Noch ist es nicht zu spät. Ich werde einen Jockey auftreiben, du wirst sehen.«
Jed schnaubte. »Ich habe mich einmal auf dich verlassen. Ein zweites Mal wird mir das nicht passieren.« Er marschierte zurück zu der Box, in der er Silver Flake untergestellt hatte. Ruby lief ihm nach.
»Hätte ich dir die Wahrheit gesagt, hättest du die Teilnahme am Rennen abgeblasen! Und ich weiß doch, wie sehr du dir wünschst, den Cup zu gewinnen.«
Jed wirbelte herum und hob drohend den Zeigefinger. »Jetzt tu bloß nicht so, als hättest du mir zuliebe gelogen! Das Rennen ist dir doch nur deshalb so wichtig, weil du es nicht erwarten kannst, dein Geld zu bekommen. Aber du kriegst es, keine Sorge, jeden Cent, und wenn ich dafür meine Seele dem Teufel verkaufen müsste!«
Ruby kämpfte gegen die Tränen an. »Du hast ja Recht, anfangs war es wirklich so. Da habe ich nur an das Geld gedacht. Aber nachdem ich so viel mit dem Pferd gearbeitet habe, habe ich mich von deiner Begeisterung anstecken lassen. Ich wünsche mir genau wie du, dass wir den Cup holen.«
»Du erwartest doch hoffentlich nicht, dass ich dir das abnehme, oder?«
»Es ist aber so«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Wir werden einen Jockey finden. Irgendeiner hat bestimmt eine Absage bekommen.«
Jed presste die Lippen zusammen und ballte vor Wut und Enttäuschung die Fäuste. Er drehte
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