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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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auch einen eigenen Jockeyklub, den Barrier Ranges Jockey Club. Und einen eigenen Footballverein hatten wir. Da wurde nach Aussie-Regeln gespielt und nicht dieses verdammte Rugby wie in New South Wales. Außerdem gab’s einen Rasentennisklub und eine Blaskapelle. Bereits 1885 wurde in Hamlyns Versammlungssaal regelmäßig Sport getrieben. Anscheinend hat jemand in Selbstverteidigung, im Hanteltraining und, man sollte es nicht für möglich halten, sogar im Trapezturnen unterrichtet. Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein!« Er lachte.
    »Wirklich beeindruckend«, murmelte Ruby, während sie bei sich dachte, dass sich das alles schrecklich langweilig anhörte, vor allem für die jüngeren Leute. Sie war entschlossener denn je, ihr Geschäft mit Jed Monroe so schnell wie möglich abzuwickeln und schleunigst nach Sydney zurückzukehren.
    »Ja, aber wie gesagt, die Zeiten sind längst vorbei. Das alles gibt’s heute nicht mehr.« Bernie riss den Mund auf und gähnte abermals.
    Ruby warf ihm einen besorgten Blick zu. »Ist es noch weit bis zur Farm?«
    »Ein Stück die Straße rauf«, antwortete er schläfrig. Er schnupperte und meinte: »Es riecht nach Regen.«
    Ruby guckte ihn verdutzt an. »Nach Regen?«
    »Ja, wenn sich der Regen mit Staub vermischt, entsteht so ein erdiger Geruch. Riechen Sie das denn nicht?« Er sah sie an, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf.
    Ruby hielt das Gesicht ans offene Fenster. »Ich rieche nur Rauch. Komisch, ich kann nirgends Feuer sehen.«
    »Rauch?«
    Fast im selben Moment züngelte eine Flamme im Fußraum vor ihr auf, und sie schrie erschrocken auf.
    Jetzt sah Bernie es auch. Er stieg abrupt auf die Bremse, und der Truck schleuderte nach links und wieder nach rechts, bevor er in einem weiten Bogen neben der festgefahrenen Piste zum Stehen kam. Hinter ihnen im Hänger tat es einen dumpfen Schlag. Das arme Kamel.
    »Verdammt!«
    Bernie sprang aus der Fahrerkabine. Ruby tat es ihm nach. Während Bernie die alten Zeitungen zusammenraffte, die Feuer gefangen hatten, stand Ruby hilflos neben dem Fahrzeug. Schlagartig fiel ihr ein, dass sie ihr Gepäck drinnen gelassen hatte. Sie beugte sich hinein und schnappte den kleinen Koffer. Er war auf der einen Seite ganz heiß und ein klein wenig angesengt.
    »Los, helfen Sie mir, die Glut auszutreten!«, rief Bernie ihr zu.
    Jetzt erst bemerkte sie, dass Funken in das dürre Gras geflogen waren und es entzündet hatten. Schnell trat sie die Glut aus, so gut sie es mit ihren hochhackigen Schuhen konnte. Bernie eilte um das Fahrzeug herum zu ihr. Als er sich vergewissert hatte, dass nirgendwo mehr ein Feuer schwelte, ging er nach hinten.
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Ruby. Der Schreck stand ihr noch im Gesicht geschrieben.
    »Woher soll ich das wissen!«, schnauzte Bernie unwirsch.
    »Ich schätze, die Glut Ihrer Zigarette hat die Zeitungen entzündet. Vielleicht sollten Sie Ihren Truck mal ausmisten, dann würde so was nicht passieren.«
    Bernie achtete nicht auf sie. Er kümmerte sich um das Kamel, das brüllend vor Angst gegen die Wände des Hängers trat. Im Gegensatz zu einem Pferd, das nur nach hinten ausschlägt, konnte ein Kamel auch seitwärts treten. Bernie ließ die Ladeklappe herunter, redete beruhigend auf das Tier ein und führte es schließlich aus dem Hänger. Das verängstigte Kamel knurrte dumpf und drohend, als Bernie es flüchtig nach Verletzungen untersuchte. Doch es war anscheinend noch einmal gutgegangen. Er nahm das Kamel am Führstrick und ging ohne ein weiteres Wort mit ihm davon. Ruby guckte ihm verblüfft nach.
    »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Nach Hause«, rief er über die Schulter.
    »A-aber was wird mit dem Truck?«, stammelte Ruby. »Was wird aus mir? Sie können mich doch nicht einfach hier stehen lassen!«
    »Sie können den Rest zu Fuß gehen. Es ist nicht mehr weit.«
    Ruby verschlug es die Sprache. Hatte er den Verstand verloren? Sie wartete, weil sie dachte, er wolle sie sicher nur auf den Arm nehmen. Aber Bernie kam nicht zurück. Er war mitsamt seinem Kamel in der Dunkelheit verschwunden.
    Ich kann doch in diesen Schuhen nicht laufen, dachte sie und schaute sich verzweifelt um. Sie konnte höchstens ein paar Meter weit sehen, und nirgendwo brannte Licht, nicht einmal in weiter Ferne.
    Ruby war wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnte nicht fassen, dass Bernie sie einfach hier zurückgelassen hatte, in dieser Einöde, noch dazu bei Nacht. Was für ein Unmensch! Sie überlegte fieberhaft. Da

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