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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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grußlos und ohne ein Wort des Dankes entgegen und klagte nur, er habe vor Schmerzen kein Auge zugetan.
    »Das tut mir leid«, entgegnete sie. »Ich hol schon mal Wasser und einen Schwamm.«
    »Was? Wozu das denn?« Jed guckte sie stirnrunzelnd an.
    »Sie müssen sich doch waschen. Ich werde Ihnen dabei helfen.«
    »Vergessen Sie’s«, knurrte er. »Das mach ich selbst, wenn es mir wieder besser geht.«
    »Mir scheint, ich muss deutlicher werden.« Ruby stemmte die Hände in die Seiten. »Sie stinken wie ein Ziegenbock.«
    »Zum Glück muss ich niemandem gefallen.«
    »Sie müssen sich waschen, und damit basta.«
    Jed verdrehte gereizt die Augen. »Schon gut, schon gut. Ich mach’s allein.«
    »Wie Sie wollen. Falls Sie es nicht allein schaffen, rufen Sie, damit Ihnen jemand hilft.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
    »Tyrannisches Weib«, brummte Jed.
    »Das hab ich gehört!«, rief sie.
    »Hoffentlich«, gab er zurück.
    Nach dem Frühstück diskutierten Jed und Mick über die Pflege des Pferdes. Als Ruby mit einer Schüssel Wasser, mit Handtuch, Seife und Schwamm hereinkam, warf Jed ihr einen warnenden Blick zu. Sie stellte alles auf einer Kiste an der Wand ab.
    »Ich geh ja schon. Rufen Sie, falls Sie Hilfe brauchen«, sagte sie.
    »Ganz sicher nicht.«
    Ruby sah Mick an und verdrehte vielsagend die Augen.
    Als sie gegangen war, schaute Mick seinen Freund an und schüttelte nur den Kopf.
    »Was?«, knurrte Jed gereizt. »Findest du etwa auch, dass ich wie ein Ziegenbock stinke?«
    »Nein, ich finde, dass du nicht mehr ganz dicht sein kannst«, raunte Mick. »Wenn eine bildhübsche Person wie Ruby anbieten würde, mir beim Waschen zu helfen, würde ich ganz bestimmt nicht Nein sagen.«
    »Du hast leicht reden, du bist ja nicht in meiner Lage.«
    Mick dachte kurz darüber nach. »Du hast wahrscheinlich Recht. Du könntest die Situation ja nicht einmal ausnutzen. Entschuldige, Kumpel.«
    Bemitleidet zu werden verdross Jed nur noch mehr. »Hast du eigentlich nichts zu tun?«, fauchte er.
    Mick hob beschwichtigend beide Hände. »Ich geh ja schon, reg dich bloß nicht auf.«
    Ruby, die sich zum Schein draußen beschäftigt hatte, wartete, bis Mick außer Sichtweite war. Dann schlich sie an die Tür zum Vorratsraum und lauschte. Jed stöhnte und ächzte und stieß gedämpfte Verwünschungen aus, als er sich aufzurichten versuchte. Sie wartete auf das Plätschern von Wasser, aber es kam nicht. Vorsichtig spähte sie um die Ecke. Jed kämpfte mit seinem Hemd, doch er schaffte es nicht, aus den Ärmeln zu schlüpfen; die Schmerzen waren einfach zu groß. Schließlich gab er es auf und ließ sich schwer atmend wieder zurücksinken.
    Ruby trat leise ein paar Schritte von der Tür zurück. »Brauchen Sie Hilfe?«, rief sie.
    »Nicht von Ihnen«, lautete die ungehaltene Antwort.
    »Wie Sie wollen. Jacko ist gerade gekommen. Soll ich ihn reinschicken? Ich glaube allerdings nicht, dass er besonders sanft mit Ihnen umgehen wird.«
    »Also gut«, grummelte Jed resigniert.
    »Also gut was? Soll ich Jacko reinschicken oder nicht?«
    »Nein, ich möchte, dass Sie mir helfen«, erwiderte er kleinlaut.
    Ruby trat in die offene Tür und zögerte.
    Er funkelte sie finster an. »Was ist? Ich kann nicht den ganzen Tag hier sitzen und warten«, blaffte er sie an.
    Ruby ignorierte seine unverschämten Worte. Schweigend ging sie zu ihm, zog ihm vorsichtig das Hemd aus, tauchte dann den Schwamm ins Wasser, drückte ihn aus und fuhr ihm behutsam über den Rücken und die breiten Schultern. Jed gab es nicht gern zu, aber das kühle Wasser war eine Wohltat.
    »Ich hatte gestern Abend eine interessante Unterhaltung mit Girra«, sagte Ruby, als sie spürte, dass er sich entspannte. »Die Aborigines kennen anscheinend ein gutes Heilmittel gegen Prellungen.«
    Jed sagte immer noch nichts. Ruby wusch ihm jetzt die muskulöse Brust. Obwohl sie sehr vorsichtig war, zuckte er zusammen und verzog das Gesicht vor Schmerz.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie.
    Er hielt seinen Blick gesenkt, als wäre es ihm peinlich, dass sie so nah bei ihm saß. »Und was für ein Heilmittel ist das?«, fragte er, um die angespannte Situation zu entkrampfen.
    »Schlamm aus dem Fluss.«
    »Schlamm«, wiederholte er. Jetzt blickte er doch auf, die Stirn in Falten gezogen. »Und wie soll Schlamm bei geprellten Rippen helfen?«
    »Ich weiß nicht, aber anscheinend funktioniert es wirklich.«
    »Für mich klingt das nach Quacksalberei«, brummte er.

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