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Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Titel: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim al-Khalili
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Überraschung: Dort stehen in schlecht abgeschriebenem Arabisch die Worte La Illaha Illa Allah (»Es gibt keinen Gott außer Allah«). Die Münze ist die Kopie eines Abassidendinars aus der Herrschaftszeit al-Mansurs, sie stammt aus dem Jahr 773 und wurde höchstwahrscheinlich von angelsächsischen Kaufleuten benutzt. Selbst im England der Angelsachsen wusste man, dass Golddinare zu jener Zeit die wichtigsten Münzen der Welt waren, und Offas Münze sah dem Original so ähnlich, dass sie auch im Ausland ohne weiteres angenommen wurde.

    Weiter östlich, in Kufa, brauchte der Kalif al-Mansur eine neue kaiserliche Hauptstadt; also ging er daran, nach dem besten Ort für ihren Bau zu suchen.
    Wie die Stadt Alexandria, die Alexander der Große 1000 Jahre zuvor gegründet hatte, so wuchs auch Bagdad innerhalb von 50 Jahren, nachdem die ersten Ziegel gelegt worden waren, zur größten Stadt der Welt heran. Und wie Alexandria wurde es zu einem Zentrum der Kultur, Gelehrsamkeit und Aufklärung, das die klügsten Köpfe der Welt anlockte. Vor seiner Gründung waren die Garnisonsstädte Kufa und Basra die größten städtischen Siedlungen des Irak; beide waren von den ersten Kalifen während des langen Krieges gegen die Sassaniden gegründet worden.
    Den genauen Ort für seine neue Stadt wählte al-Mansur sehr sorgfältig aus. Unter den vielen Menschen, die ihm Ratschläge erteilten, sollen auch mehrere christliche Mönche gewesen sein, die er im heutigen mittleren Irak kennengelernt hatte. Sie behaupteten, es stehe in ihren antiken Texten, dass ein großer König eines Tages seine neue Stadt ganz in der Nähe ihres Klosters bauen würde. [16] Dieses war zufällig ein Bauernhof namens al-Mubaraka (»die Gesegnete«) und passte mit seiner Lage am Westufer des Tigris nicht weit von mehreren blühenden Marktflecken hervorragend zu den Vorstellungen des Kalifen.
    Im 9. Jahrhundert schilderte der persische Historiker al-Tabari (ca. 839–923), der bemerkenswerte Nachschlagewerke über die Frühgeschichte des Islam verfasste, in seinen Annalen über die Propheten und Könige , wie al-Mansur die Stelle auswählte:
Er kam in das Gebiet der Brücke und überquerte an der heutigen Stelle von Qasr al-Salam den Fluss. Dann verrichtete er das Nachmittagsgebet. Es war Sommer, und am Ort des Palastes stand damals die Kirche eines Priesters. Dort verbrachte er die Nacht, und als er am nächsten Morgen erwachte, hatte er die süßeste, sanfteste Nacht auf Erden erlebt. Er blieb, und alles, was er sah, erfreute ihn. Dann sagte er: »Dies ist der Ort, an dem ich bauen will. Die Dinge können über den Euphrat, den Tigris und ein Netz von Kanälen hierherkommen. Nur ein Platz wie dieser wird sowohl die Armee als auch die allgemeine Bevölkerung ernähren.« So stellte er die Pläne fertig und wies Mittel für den Bau an. [17]
    Bevor al-Mansur die Fundamente für die neue Stadt legen ließ, hatte er drei seiner angesehensten Astrologen gebeten, ihm ein Horoskop zu erstellen. Diese weisen Männer waren der Araber al-Fazari, der Perser Nawbakht und der Jude Masha’allah. Die drei einigten sich darauf, welches die günstigste Stunde und der günstigste Tag für die Grundsteinlegung sein sollte: der 30. Juli 762.
    Im vierten Jahr der Bauarbeiten wurde die Runde Stadt nach Plänen traditioneller römischer Militärlager angelegt; beim Bau hatte die Sicherheit für al-Mansur oberste Priorität. Die Festung war von zwei ungeheuer dicken Ziegelmauern umgeben; die äußere hatte einen Umfang von rund zehn Kilometern, dann folgte ein breiter Wassergraben, der vom Tigris gespeist wurde. Die Befestigung war von vier Toren durchbrochen, und die von ihr ausgehenden Straßen reichten bis in die hintersten Winkel des Reiches. Am Khurasa-Tor im Nordosten begann der Weg nach Persien, das Basra-Tor im Südosten, das Kufa-Tor im Südwesten und das Damaskus-Tor im Nordwesten führten jeweils zu der Stadt, nach der sie benannt waren. Alle Tore waren außerdem mit einer komplizierten Reihe von verwinkelten Durchgängen, Rampen und Kammern so gestaltet, dass sie die Innenstadt vor Invasionen schützten. Jedes Tor enthielt einen großen, nach oben mit einer Kuppel verschlossenen Raum, und die Kuppel war in 30 Meter Höhe ihrerseits von einer Wetterfahne gekrönt.
    Innerhalb der Stadt liefen die Straßen von den einzelnen Toren zum Zentrum; sie durchquerten zunächst einen äußeren Gebäudering, in dem die Angehörigen, Beamten und Diener des Kalifen wohnten. Dann folgte

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