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Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Titel: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim al-Khalili
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griechischsprachigen Christen zu verdanken, die im früheren Gebiet des byzantinischen Reiches wohnten und sich in der griechischen Wissenschaft auskannten. Es stimmt zwar, dass man griechische Philosophen wie Aristoteles und Platon sowie einige medizinische und astronomische Texte auch in byzantinischen Zentren wie Antiochia und Edessa im Norden Syriens studierte, wo es eine bescheidene griechisch-syrische (ein Dialekt des Aramäischen, jener alten semitischen Sprache, die sich zum Arabischen und Hebräischen weiterentwickelte) Übersetzungsbewegung gab. Man kann aber mit Fug und Recht behaupten, dass diese Übersetzungen in der Regel von schlechterer Qualität waren als jene, die später kamen, und weder den gleichen hohen Anforderungen an die Genauigkeit genügten noch deren Tiefe des intellektuellen Verständnisses erreichten.
    Als der Islam sich in der Region ausbreitete, verloren politische und religiöse Schranken, die es zuvor zwischen verschiedenen Sekten und Glaubensgemeinschaften gegeben hatte, an Bedeutung. Die religiösen Spannungen, beispielsweise durch christliche Bilderstürmerei, karaitisches und talmudisches Judentum oder die Sektenstreitigkeiten innerhalb des Islam selbst setzten sich zwar fort, christliche und jüdische Gelehrte genossen jetzt aber mehr Freiheit und konnten ihr Wissen im Geist einer aufgeschlossenen Zusammenarbeit teilen. Diese Offenheit des frühen Islam gegenüber anderen Glaubensrichtungen ist aber keine vollständige Erklärung dafür, warum in den 100 Jahren der Umayyadenherrschaft nur relativ wenige Übersetzungen entstanden, während ihre Zahl unmittelbar nach der Machtübernahme der Abassiden, als viele besonders einflussreiche und kompetente christliche und jüdische Übersetzer in ihrem Streben nach Ruhm und Reichtum nach Bagdad reisten, stark zunahm.
    Wenn es also weder an der Ausbreitung des Islam lag noch an aufgeklärten Kalifen oder christlichen Gelehrten, die den Geist der alten griechischen Wissenschaft und Philosophie in die islamische Welt trugen, was war es dann? Woher wusste beispielsweise al-Ma’mun überhaupt von Aristoteles? Oder allgemeiner gefragt: Warum interessierten sich die Araber, jene unkultivierten Wüstennomaden, plötzlich für griechische Philosophie? Die Antwort: Sie interessierten sich gar nicht dafür – jedenfalls nicht bis nach dem Beginn der Übersetzungsbewegung. Erst dann erschienen erste Übersetzungen der medizinischen Texte von Galen, der Philosophie eines Aristoteles, der Geometrie Euklids und der Astronomie des Ptolemäus auf der Bildfläche. Griechische Texte wurden häufig zuerst ins Syrische und dann aus dem Syrischen ins Arabische übersetzt. Sorgfältigere, genauere Direktübersetzungen aus dem Griechischen ins Arabische gab es erst, als sich die Kenntnisse der griechischen Sprache wie auch das Wissen um den wissenschaftlichen Inhalt der Originaltexte verbesserten.
    Welches waren demnach die wahren Gründe der Übersetzungsbewegung? Vor Beginn der Abassidenherrschaft erkennen wir keine Bewegung im eigentlichen Sinn, sondern nur kleinere »Übersetzungstätigkeiten«, wie Historiker sie nennen. Dazu gehörten die Übersetzung astronomischer und medizinischer Texte aus dem Indischen ins Pachlevi im Sassanidenreich und die Übertragung aus dem Griechischen ins Syrische in den Reichen der Byzantiner, Sassaniden und Umayyaden. Dann, ungefähr zur Zeit des Kalifen al-Mansur um das Jahr 754, setzte plötzlich ein dramatischer Wandel ein. Nach meiner Überzeugung trugen drei wichtige Faktoren dazu bei, die Übersetzungsbewegung auszulösen. Sie wirkten nicht alle gleichzeitig, und die Vorgänge lassen sich nicht mit einem dieser Faktoren allein ausreichend erklären. Zusammengenommen erlauben sie aber eine überzeugende Argumentation.
    Im Gegensatz zur Umayyadendynastie, deren Hauptstadt Damaskus zum griechischsprachigen byzantinischen Reich gehört hatte, verlegten die Abassiden ihre Tätigkeit weiter nach Osten mitten ins Kernland des früheren persischen Sassanidenreiches. Das war kein Zufall. Mächtige persische Großfamilien wie die Barmakis und die Nawbakhts hatten ihnen geholfen, an die Macht zu kommen, und übten in der Regierung noch über viele Generationen hinweg großen Einfluss aus. Die Abassiden waren ihrerseits auf die Unterstützung des persischen Adels angewiesen und förderten deshalb die Verflechtung von arabischer und persischer Kultur und Identität.
    Andererseits war das Arabische jetzt die offizielle

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