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Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Titel: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim al-Khalili
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Flusses Talas, einige hundert Kilometer nordwestlich von Samarkand im heutigen Kirgisistan, einen Sieg über die Chinesen. Dieser Sieg der Abassiden kennzeichnet nicht nur die größte westliche Ausdehnung des Herrschaftsbereichs der chinesischen Tang-Dynastie, sondern auch den weitesten Vorstoß nach Osten, den das islamische Reich jemals wagte. Für unsere Geschichte ist entscheidend, dass einige der chinesischen Kriegsgefangenen, die man nach Samarkand brachte, die Papierherstellung beherrschten – eine Erfindung, welche die Chinesen im 2. Jahrhundert u.Z. gemacht hatten. Ihre Kenntnisse führten jetzt zum Bau der ersten Papiermühle, wobei es sicher hilfreich war, dass Rohstoffe wie Flachs und Hanf in der Region im Überfluss zur Verfügung standen. Im letzten Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts nahmen dann in Bagdad die ersten Papiermühlen ihren Betrieb auf.
    Parallel zu dieser Entwicklung erlebte die Technik der Buchherstellung einen Aufschwung: Die Entwicklung von Farben, Tinte, Klebstoff, Leder und Buchbindetechnik [25] beschleunigte sich in kürzester Zeit gewaltig. Papier war schon bald als Schreibmaterial weitaus billiger als Papyrus oder Pergament, und häufig produzierte eine ganze Gruppe von Schreibern, die nebeneinander arbeiteten, mehrere Kopien eines Textes.
    Schon lange vor der Erfindung des Papiers war der Codex (in dem Blätter als Buch zwischen meist hölzernen Deckeln gebunden werden) an die Stelle der Schriftrollen getreten. Codices wurden erstmals von Römern und hellenistischen Griechen benutzt; sie bestanden ursprünglich aus Papyrus und Pergament. Manchen Behauptungen zufolge wurden sogar die Seiten des Korans zu Lebzeiten des Propheten Mohammed als Codex zwischen Holzbrettern aufbewahrt.
    Die Übersetzungsbewegung verdankt ihren Ursprung also einerseits der Tatsache, dass die persische Kultur und insbesondere die Astrologie einen so großen Reiz auf die Abassiden ausübten, und andererseits der Entwicklung der Technologie zur Papierherstellung, die sie von den Chinesen gelernt hatten. Nachdem die Leidenschaft für das Übersetzen antiker Texte erst einmal erwacht war, wurde sie zu einer Triebkraft, die ein Goldenes Zeitalter des wissenschaftlichen Fortschritts in Gang setzte.

    Während der Regierungszeit von Harun al-Rashid (786–809) stieg die Anzahl der Übersetzungen stark an. Medizinische, astronomische und mathematische Texte wurden aus dem Griechischen, Syrischen, Persischen und Indischen übertragen. Allerdings ließen die Gelehrten in diesem relativ frühen Stadium noch große Sorgfalt bei der Auswahl der zu übersetzenden Manuskripte walten. Angeblich wurde die Bedeutung eines wissenschaftlichen Werkes daran gemessen, inwieweit es alle früheren Werke zu dem gleichen Thema überflüssig machte. Sehr schnell wurde klar, dass viele persische Wissenschaftsbücher selbst Übersetzungen ursprünglich griechischer Werke waren. Nun ging man auf die Suche nach den griechischen Originalen. Das Interesse der islamischen Gelehrten und der Mäzene der Übersetzungsbewegung hatte sich mittlerweile von rein praktischen Themen wie Astrologie, Medizin und Landwirtschaft zu Mathematik und Astronomie verschoben. In dieser frühen Zeit fehlt in der Liste der Fachgebiete jedoch die Philosophie, die sich insbesondere in den Arbeiten der beiden griechischen Geistesgrößen Platon und Aristoteles verkörperte. Die spätere Übersetzungsbewegung vom Griechischen und Arabischen ins Lateinische begann mit der Philosophie, weil man den Wunsch hatte, diese großen Werke zu verstehen. Unter den islamischen Gelehrten der Übersetzungsbewegung von Bagdad setzte das Interesse an dem Fachgebiet jedoch relativ spät ein, und schließlich erwachte es aus einem rührenden Grund: Die muslimischen Gelehrten merkten, dass ihnen in ihren Überlegungen und ihrer Diskussionskunst in Fragen der Theologie etwas fehlte, während ihre christlichen und jüdischen Kollegen bereits mit Aristoteles und Platon vertraut waren und deshalb über weitaus mehr Erfahrung mit derartigen logischen Erörterungen verfügten.
    Interessanterweise leistete zwar eine ganze Reihe bedeutender jüdischer Philosophen und Wissenschaftler unschätzbar wertvolle Beiträge zur geistigen Kultur Bagdads, ihre Werke schrieben sie aber nahezu ausschließlich nicht auf Hebräisch, sondern auf Arabisch. Ein gutes Beispiel sind die Arbeiten von Sahl Rabban al-Tabari (ca. 786–845), der nach Bagdad kam und angeblich als einer der Ersten das Almagest von

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