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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Wenn Sie das Boot versenken, ertrinke ich.«
    Â»Los, rudern Sie zurück!«
    Sie machte keine Bewegung. »Denken Sie daran, ich habe Ihnen gesagt, daß ich nicht schwimmen kann.«
    Â»Und denken Sie daran, daß ich Ihnen gesagt habe, ich bin nicht dumm.«
    Er drückte mehrmals ab. Seine Schüsse, die Remy absichtlich verfehlten, durchschlugen den Bootsrumpf und hinterließen eine Reihe kreisrunder Löcher knapp unterhalb der Wasserlinie.
    Später fiel ihm ein, daß sie nicht aufgeschrien hatte, wie zu erwarten gewesen wäre. Oder falls sie es doch getan hatte, war ihr Schrei im Kreischen der Vögel untergegangen, die bereits
ihre Schlafplätze in den oberen Ästen der Bäume bei der Hütte bezogen hatten. Jetzt protestierte die Vogelkolonie lärmend. Trotz des Schalldämpfers hatten die Schüsse in der samtigen Stille der herabsinkenden Nacht unnatürlich laut geklungen.
    Das ins Boot eindringende Wasser versetzte Remy sofort in Panik. Sie versuchte, die Löcher mit beiden Händen abzudichten, aber das nützte natürlich nichts.
    Â»Am besten springen Sie gleich rein und schwimmen zurück, Mrs. Duvall. Und ziehen Sie das Boot hinter sich her.«
    Â»Ich kann nicht!«
    Â»Natürlich können Sie das. Sie behalten einfach die Leine in der Hand und ziehen es mit.«
    Sie wurde immer verzweifelter, und aus der Ferne sah es überzeugend aus. Burke vermutete einen Trick. Sie wirkte etwa so listig und gefährlich wie ein Schmetterling, aber sie hatte ihn schon zu oft hereingelegt – sie hatte während der Verfolgungsjagd versucht, an die Schiebetür des Kleinbusses zu gelangen, den Zündschlüssel herausziehen wollen, ihm den Spatel, von dem heißes Fett tropfte, an den Kopf geworfen, und ihm dann mit einem Prügel fast den Schädel eingeschlagen, als er durch die Hüttentür getaumelt war. Nein, er würde sich von ihrer zerbrechlichen, unschuldigen Fassade nicht noch einmal täuschen lassen.
    Burke mußte allerdings zugeben, daß dies ihre bisher reifste schauspielerische Leistung war. Sie schien wirklich panische Angst zu haben, als sie jetzt aufstand, wobei das Boot gefährlich schwankte. »Bitte, Mr. Basile. Ich ertrinke, wenn Sie mir nicht helfen.«
    Â»Sie ertrinken nicht.«
    Â»Bitte!«
    Es passierte, als sie einen Arm ausstreckte, wie wenn sie aus der Ferne seine Hand zu ergreifen versuchte. Das Boot kippte zur Seite, kenterte, und sie fiel ins trübe Wasser. Sie schlug wild um sich, ging aber unter. Und blieb unten. Burke konnte sie
nicht sehen. Er hielt den Atem an, während er zunehmend besorgt die Wasserfläche absuchte. Schließlich sah er ihren Kopf wieder auftauchen.
    Er atmete aus. Nur einer ihrer Tricks.
    Aber sie blieb nur eine Sekunde lang oben, dann ging sie wieder keuchend und um sich schlagend unter. Diesmal kam sie nicht mehr hoch.
    Â»Scheiße«, flüsterte Burke. Dann lauter: »Scheiße!«
    Er vergaß die Schmerzen hinter seinen Augen, achtete nicht mehr auf die Gehirnerschütterung, die er vermutlich erlitten hatte, und nahm sich nicht einmal Zeit, die Schuhe abzustreifen, sondern ließ seine Pistole auf den Steg fallen und hechtete ins Wasser.
    Er hatte das Gefühl, durch eine Schale Hafergrütze zu schwimmen. Wie in einem Alptraum schien er um so langsamer voranzukommen, je länger seine Armzüge, je kräftiger seine Beinschläge waren. Als er das gekenterte Boot erreichte, brannten seine Muskeln und seine Lunge: Er legte beide Arme über den Bootsrumpf, holte keuchend mehrmals tief Luft, ließ dann los und tauchte hinab.
    Er schwamm in größer werdenden Kreisen und tastete blindlings um sich, bis er auftauchen mußte, um Luft zu holen. Dabei sah er einige Meter von sich entfernt Luftblasen aus dem Wasser aufsteigen. Er holte nochmals tief Luft und tauchte in diese Richtung.
    Er fühlte ihr Haar wie seidenweiches Seegras über seinen Arm streichen, aber als er nach ihr griff, blieb seine Faust leer. Er tastete mit beiden Händen verzweifelt um sich, bis er sie gefunden hatte. Seine Lungen drohten zu platzen, als er mit einem Arm ihren Leib umschlang und sich vom Morast des Flußbetts abstieß. Das Wasser war nicht besonders tief, aber es schien so dickflüssig, daß er eine Ewigkeit brauchte, um die Oberfläche zu erreichen.
    Er holte keuchend Luft, wartete aber nicht, bis er wieder zu
Atem gekommen war, sondern

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