Im Haus meines Feindes
Heiterkeit. Wenn es ihr schon wieder so gutging,
daà sie lachen konnte, hatte ihr das unfreiwillige Bad offenbar nicht geschadet. Er war ein sentimentaler Dummkopf, wenn er sich ihretwegen Sorgen machte.
Seine Schuhe quatschten auf den Planken, als er über ein Brecheisen hinwegstieg â zweifellos ihre Waffe â, um auf die andere Seite der Hütte zu gelangen, wo er sich trotz der Kälte nackt auszog.
Er wusch sich gründlich mit Wasser aus der Regenwassertonne und einem Stück unparfümierter Seife. Nachdem er sich die Haare mit Shampoo gewaschen hatte, säuberte er mit Waschlappen und Seife auch die Gehörgänge, damit sich dort keine Mikroorganismen einnisten konnten. Als er sich ausreichend sauber fühlte, ging er in die Hütte, um sich vor dem Gasheizgerät zu trocknen, bevor er frische Sachen anzog.
Durchs Haarewaschen war die groÃe Beule an seinem Hinterkopf noch schmerzhafter geworden. Sie tat verdammt weh, aber da weder Gedächtnis noch Sehvermögen beeinträchtigt war, hatte er vermutlich keine Gehirnerschütterung. Er schluckte zwei Aspirin gegen die Schmerzen und ging dann wieder hinaus.
Mrs. Duvalls Lachanfall war inzwischen vorüber. Sie schien jetzt eingeschlafen zu sein. »He!« Er stieà ihr Knie mit einem Zeh an. »Sie müssen sich waschen und umziehen.«
Sie zog leise ächzend die Knie höher.
»Das Wasser ist voller Keime und Krabbeltiere. Ich will nicht, daà Sie mir wegen irgendeines Parasiten wegsterben.«
Burke wollte ihre Hand ergreifen und sie hochziehen, aber sie machte nicht mit. Er fluchte halblaut vor sich hin, beugte sich über sie und richtete sie auf. »Ich bin auch müde, Madame. An der ganzen Misere sind Sie schuld. Hätten Sie nicht diesen dämlichen Fluchtversuch unternommen, wäre Ihnen jetzt nicht so elend zumute.«
Er zog sie hoch, bis sie auf den Beinen stand, und führte sie dann unter groÃen Mühen auf die andere Seite der Hütte zur
Regenwassertonne. Dort füllte er den Eimer mit frischem Wasser und klatschte ihr das Stück Seife in die Handfläche.
»Waschen Sie sich gründlich«, wies er sie an. »Ohren, Nase, alles. Schrubben Sie sich ordentlich ab. Wenn Sie fertig sind, müssen Sie rosig wie ein Babypopo sein. Danach kümmere ich mich um Ihre Wunden.« Er machte sich Sorgen wegen einer möglichen Infektion. Offene Wunden boten Bakterien leichten Zugang, und das brackige Sumpfwasser war eine Brutstätte für einzellige Killer.
Burke lieà sie allein, damit sie sich waschen konnte, und ging in die Hütte zurück, in der es durchdringend nach ihrem nicht gegessenen Fisch roch. Er kippte die rohen und gebratenen Fischfilets in einen Plastikbeutel, den er fest verschloÃ. Auf die Kasserolle legte er den Deckel, weil er sie erst später auswaschen wollte. Er hatte keinen Appetit mehr und nahm an, daà es ihr ähnlich ging. Aber er würde sie vorsichtshalber fragen.
Beim Hinausgehen griff er sich zwei Handtücher und zog die Decke vom Bett, um sie ebenfalls mitzunehmen. Damit ging er bis zur Ecke der Hütte. »Mrs. Duvall?« rief er. Sie gab keine Antwort. Er horchte, ohne das Geräusch von plätscherndem Wasser zu hören. Hinter der Ecke blieb es totenstill. »Mrs. Duvall?«
Als sie auch diesmal nicht antwortete, sah er um die Ecke. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, daà man ihn für einen Voyeur halten könnte. Sie saà in ihren nassen Sachen auf einem niedrigen Hocker an der Hüttenwand, lieà den Kopf hängen und hatte beide Hände untätig im Schoà liegen. Burke fiel auf, daà sie die Seife noch immer in der rechten Hand hielt.
»Was ist los mit Ihnen?« Er trat miÃtrauisch auf sie zu. Ihre scheinbare Apathie konnte wieder ein Trick sein. Als er näher kam, sah er sie zittern. »Ich weiÃ, daà es hier drauÃen kalt ist, aber Sie sollten sich das Zeug wirklich abwaschen. Je früher, desto besser.«
»Ich wollte sterben.«
»Wie bitte?«
»Ich wollte â¦Â«
»Ich habâ gehört, was Sie gesagt haben«, unterbrach er sie gereizt. »Aber halten Sie es für einen schönen Tod, in dieser Brühe zu ertrinken?«
»Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Ihre Haare waren immer noch klatschnaÃ, zerzaust und voll Entengrütze. »Als kleines Mädchen habe ich jeden Abend vor dem Einschlafen darum
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