Im Haus meines Feindes
gebetet, Engel sollten kommen und mich vor dem Aufwachen in den Himmel holen.«
Jetzt wurde ihm klar, daà ihr Lachen vorhin auf dem Steg ein Anzeichen von Hysterie gewesen war. Dies war Phase zwei. Sie hatte panische Angst vor dem Sumpf, vor dem Ertrinken gehabt  â und vielleicht auch vor ihm. Sollte er sie wachrütteln, sie ohrfeigen oder auf sie eingehen? Er entschied sich für letztere Möglichkeit. »Irgendwann träumt das jedes Kind. Meistens wenn es sauer auf seine Eltern ist und sie dafür bestrafen will, daà sie so streng waren.«
»Ich habe mich geschämt.«
»Weil Sie sterben wollten?«
»Nein, wegen der Dinge, die Angel getan hat und zu denen sie mich gezwungen hat.«
Falls sie schauspielerte, um sein Mitleid zu erregen, war das eine verdammt gute Leistung. Sie sprach mit leiser, wie aus weiter Ferne kommender Stimme. Sie klang ganz wie das Kind, das unter seiner Bettdecke zusammengerollt die Engel bittet, herabzukommen und es zu holen.
»Ich glaube, daà Gott mir deshalb mein Baby genommen hat. Um mich dafür zu bestrafen, daà ich um die falschen Dinge gebetet habe.«
Burke hatte genug gehört. »Kommen Sie, stehen Sie auf.«
Er zog sie hoch und öffnete ihren Gürtel. Wäre der Stoff trocken gewesen, wäre die weite Hose sofort heruntergerutscht.
Statt dessen blieb das schwere Gewebe an ihren Hüften kleben.
Da kniete er vor ihr nieder und zog die Hose über ihre Beine herunter. »Hören Sie, so funktioniert das Leben nicht.« Er griff nach einem Knöchel und zog ihren Fuà aus dem Hosenbein. Dann kam der zweite Fuà dran. »Gott ist viel zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu managen, um für jedermann eine persönliche Punktekarte führen zu können.«
Er warf ihre Hose beiseite und fing an, Dredds altes Flanellhemd von unten nach oben aufzuknöpfen. Dabei sprach er weiter, um sich von ihrem glatten Bauch abzulenken. »Dieser Quatsch mit dem schlechten Gewissen friÃt Sie irgendwann auf. Glauben Sie mir, ich weiÃ, wovon ich rede. Sie müssen endlich aufhören, sich weiszumachen, daà Sie das Baby durch Ihre Schuld verloren haben, sonst werden Sie noch so verrückt wie ich. Die Fehlgeburt war ein biologischer Vorgang â sonst nichts!«
»Das brauchen Sie nicht zu tun.«
Er hob den Kopf, sah ihr prüfend in die Augen und erkannte, daà sie bei klarem Verstand war. Die Krise war vorüber. Er stand auf, aber seine Hände lagen leicht auf ihren Hüften. »Sie hätten beinahe durchgedreht.«
»Jetzt bin ich wieder in Ordnung.«
»Bestimmt?«
»Trauen Sie sich nicht, mich allein zu lassen, weil ich davon gesprochen habe, sterben zu wollen?«
»Vielleicht.«
»Wenn ich das noch immer wollte, hätte ich vorhin zulassen können, daà ich ertrinke. Aber das wollte ich nicht.«
»Ich wollte auch nicht, daà Sie ertrinken. Es wäre meine Schuld gewesen, weil ich Ihnen nicht geglaubt habe, daà Sie nicht schwimmen können.«
»Und Ihr Gewissen ist bereits mit Schuldgefühlen überlastet?«
»So ähnlich.«
Burke hätte nicht sagen können, wie viele Sekunden so verstrichen, denn er genoà ihre ungeteilte Aufmerksamkeit â zumindest erwiderte sie unbeirrbar seinen Blick â und spürte, wie ihre Haut sich unter seinen Handflächen erwärmte.
Das spürte sie offenbar ebenfalls, denn sie sah auf seine Hände herab, worauf er sie loslieà und einen Schritt zurücktrat.
»Der Schlamm trocknet allmählich an«, sagte er. »Dann ist er schwer abzuwaschen. Beugen Sie sich übers Geländer, ich helfe Ihnen beim Haarewaschen.«
Sie zögerte, als überlege sie, ob sie sein Angebot annehmen sollte. Weil er ihre Zurückhaltung ärgerlich fand, fügte er rasch hinzu: »Ein Eimer Wasser ist schwer, vor allem wenn man versucht, ihn sich über den Kopf zu schütten. Okay?«
Sie trat ohne weitere Diskussion an den Rand des Stegs und beugte den Kopf übers Geländer. Burke kippte ihr einen halben Eimer Wasser über den Kopf, schäumte ihr Haar mit Shampoo ein und wusch es gründlich. Nachdem er den gröbsten Schmutz herausgespült hatte, wusch er ihr Haar zum zweitenmal.
Seifiger Schaum quoll unter seinen Fingern hervor, während er ihr die Haare wusch und die Kopfhaut massierte. Lavaströme von Schaumbläschen liefen über
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