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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ihren Nacken und in die Mulden hinter den Ohren. Eine Perlenkette aus Schaumblasen glitt ihre Kehle entlang, floß über die Goldkette mit dem Kruzifix und verschwand unter Dredds häßlichem Flanellhemd, das einen schönen Busen verbarg, wie er recht gut wußte.
    Er mußte sich dazu zwingen, die Kopfwäsche nicht zu lange auszudehnen. Schließlich füllte er den Wassereimer erneut. Da er nicht recht wußte, was er sagen sollte, griff er um ihren Kopf herum, umfaßte ihr Kinn mit seiner Hand und drückte es sanft nach unten. Während er ihr langsam Regenwasser über den
Kopf goß, drehte er ihr Kinn mit leichtem Druck von einer Seite auf die andere.
    Dann war der Eimer leer.
    Burke trat zurück. Er stand einen Augenblick lang nur da und starrte ihren gebeugten Kopf an, bevor er den Eimer wieder füllte und ihn in ihrer Nähe auf den Steg stellte. »Auf dem Hocker hinter Ihnen liegen zwei Handtücher. Wenn Sie fertig sind, ist Ihnen bestimmt kalt. Vielleicht wickeln Sie sich am besten in die Bettdecke.« Er wandte sich ab und ging.
    In der Hütte blieb er mitten im Raum stehen, atmete keuchend tief durch und drückte beide Handballen gegen die Augenhöhlen. Seine Kopfschmerzen hatten sich von der Beule am Hinterkopf hinter seine Augäpfel verlagert, wo sie heftig pulsierten. Und er schwitzte, als schreibe man Juli statt Februar.
    Unbeholfen breitete er auf dem Tisch die Dinge aus, die er für die Versorgung ihrer Wunden brauchte. Als er den Tisch und einen Stuhl näher an das Gasheizgerät heranrückte, kam Remy von draußen herein. Die Bettdecke hatte sie wie einen Sari um sich gewickelt, und auf dem Kopf trug sie einen Handtuchturban. »Meine Sachen habe ich im Eimer eingeweicht. Ich wasche sie morgen aus.«
    Er bot ihr mit einer Handbewegung den Stuhl an. »Am besten kümmere ich mich gleich darum, bevor Sie sich anziehen.«
    Â»Also gut.«
    Als sie mit dem Rücken zu ihm auf dem Stuhl saß, schob er die Decke tiefer, um ihren Rücken freizulegen. Er untersuchte die Wunden und stellte erleichtert fest, daß keine frisch geblutet zu haben schien. Dann tupfte er die Wunden so unbeteiligt wie möglich mit dem Antiseptikum ab und trug wieder Salbe auf.
    Sie sprach dabei kein Wort. Es gab auch keine Hintergrundgeräusche  – weder Radio noch Fernsehen noch Verkehrslärm –, die das bedrückende Schweigen hätten abmildern können. Nichts störte die Stille außer das Atmen zweier Menschen.

    Als er fertig war, zog er die Bettdecke unbeholfen wieder hoch und glättete sie mit einer Hand. »Ist Ihnen warm genug?«
    Â»Ja.«
    Â»Ich, äh, habe ein paar Sachen für Sie mitgebracht. Dinge, die Sie vielleicht brauchen, während Sie hier sind. Sie finden sie in der Reisetasche in der Toilette.« Er hatte gewußt, daß er für ein paar Tage packen mußte, wenn er New Orleans verließ, um angeblich zu Jenny’s House hinauszufahren. Sie nicht.
    Â»Danke.«
    Â»Nichts zu danken.«
    Sie verschwand auf die Toilette und schloß die Tür hinter sich. Burke öffnete eine Mineralwasserflasche und trank sie fast ganz aus. Seine Arme und Beine waren zittrig; er fühlte sich noch immer leicht schwindlig und hatte ein Klingeln in den Ohren. Er führte seine Benommenheit darauf zurück, daß er auf leeren Magen zwei Aspirin genommen hatte, daß er sich bei der Rettung seiner Geisel und der Bergung des Boots überanstrengt hatte, daß er zwei heftige Schläge auf den Kopf bekommen hatte. Er führte sie auf alles andere als den tatsächlichen Grund zurück.
    Als sie aus der Toilette zurückkam, hatte sie den Turban abgelegt, aber ihre Haare waren noch immer naß. Sie hatte sie bis hinter die Ohren zurückgestrichen. Sie trug jetzt einen grauen Jogginganzug, den er in New Orleans für sie gekauft hatte. »Diesen Anzug wollte ich Ihnen heute morgen geben«, sagte er, »aber Dredd hatte Sie schon eingepackt. Er wäre sauer gewesen, wenn ich darauf bestanden hätte, daß Sie sich umziehen.«
    Obwohl sie ihn ansah, hatte er den Eindruck, sie verstehe kein Wort von dem, was er sagte. Er fürchtete schon, sie sei wieder in einen halbkatatonen Zustand verfallen, aber als er einen Blick auf ihre ausgestreckte Hand warf, verstand er ihr sprachloses Entsetzen.
    Die Dose mit Körperpuder war nicht aus Kristall und hatte keinen Silberdeckel. Sie war nicht

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