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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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seine Tochter verstoßen. Mittellos und skandalumwittert
hatte sie dagestanden und die naheliegende Berufswahl getroffen  – eine Entscheidung, die sie nie bereute. Kunden mußten ihre Dienste teuer bezahlen. Obwohl ein Teil ihres Verdienstes an Ruby ging, wurde sie reich, und da sie viel jünger aussah, als sie war, würde sie sicher bis Mitte Dreißig arbeiten können. Ihr Künstlername war Isobel.
    An diesem Abend war Pinkie leichte Beute. Die Transaktion an der Bar dauerte keine Minute, dann folgte er der blonden Schönheit die breite Treppe hinauf. Ruby ließ ihre Zigarre in einem Aschenbecher aus Kristallglas liegen und fing sie auf dem Treppenabsatz ab.
    Â»Guten Abend, Pinkie.« Obwohl Ruby ihn lieber angespuckt hätte, schenkte sie ihm ihr entwaffnendstes Lächeln.
    Er sah sie so ungern wie sie ihn und ärgerte sich sicher darüber, daß sie ihn zwang, mit ihr zu reden. »Hallo, Ruby.«
    Â»Ich habe Sie nicht mehr gesehen, seit Bardo meinem Mädchen das Gesicht zerschnitten hat. Wie freundlich von Ihnen, uns mit Ihrer Gegenwart zu beehren.«
    Er ignorierte diese Spitze. »Ihr Geschäft geht gut. Aber Hurerei hat ja schon immer gute Gewinne abgeworfen.«
    Rubys Lächeln wurde an den Ecken brüchig, und ihre Augen glitzerten boshaft. »Weil es immer Männer geben wird, die es nicht umsonst kriegen können. Deshalb frage ich mich auch, was Sie heute abend zu uns führt. War Ihre Frau vielleicht nicht in Stimmung? Remy, nicht wahr? Hat Remy Ihnen heute abend einen Korb gegeben?«
    Sie stellte befriedigt fest, daß an Pinkies Schläfe eine Ader zu pochen begann. Er forderte Isobel mit einer brüsken Handbewegung zum Weitergehen auf. Ruby sah ihnen gedankenvoll nach.
    Als Junggeselle hatte Pinkie ihr Etablissement mehrmals die Woche aufgesucht. Seit er verheiratet war, kam er erheblich seltener, wurde jedoch in den oberen Schlafzimmern weiterhin gesichtet. Manchmal kam er zur Erholung, manchmal, um sich
abzureagieren, aber Ruby hatte ihn noch nie so durcheinander erlebt wie heute abend. Interessant.
    Â»Miss Ruby?«
    Sie drehte sich um. Eins der Dienstmädchen, das schon in Rubys Kindheit hier im Haus gearbeitet hatte, sprach sie mit leiser Stimme und melodischem westindischem Akzent an. »Sie haben gesagt, daß ich Sie holen soll, wenn das arme Lämmchen aufwacht.«
    Die beiden Frauen gingen die Empore entlang und bogen nach rechts in einen Flur ab, der zur Rückseite des Hauses und zu einem kleinen, versteckten Dachzimmerchen führte. »Wie geht’s ihr?« fragte Ruby, als sie sich der geschlossenen Tür näherten.
    Â»Sie ist sehr verängstigt.«
    Das Zimmer war behaglich eingerichtet, obwohl es zu klein war, um geschäftlich genutzt zu werden. Im allgemeinen wurden dort erkrankte Mädchen untergebracht, die in Quarantäne gehalten werden mußten, bis die Krankheit nicht mehr ansteckend war, oder neue Mädchen, die einen Schlafplatz brauchten, während sie ausgebildet und in den Gebräuchen des Hauses unterwiesen wurden.
    Ruby trat ans Bett und beugte sich mit der Besorgnis einer liebenden Mutter über das Mädchen. »Na, wie fühlst du dich?«
    Dixies Zungenspitze berührte vorsichtig ihren Mundwinkel, in dem eine häßliche Wunde verschorft war. »Das Schwein hat mich schlimm zugerichtet, was?«
    Â»Der Arzt hat gesagt, daß du im Gesicht zum Glück keinen Knochenbruch hast.«
    Â»Kaum zu glauben, wenn ich daran denke, wie er zugeschlagen hat.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich sehe bestimmt scheußlich aus.«
    Â»Du hast schon besser ausgesehen«, gab Ruby zu und legte ihr sanft eine Hand auf den Arm. »Aber das wird schon wieder. Mach dir deswegen keine Sorgen. Der Arzt hat ein Schmerzmittel
für dich dagelassen. Du kannst hierbleiben, bis alles ausgeheilt ist. Ich rechne mit zwei, drei Wochen.«
    Â»Zwei, drei Wochen?« Dixie wollte lachen, aber das war so schmerzhaft, daß sie zusammenzuckte. Ihr Blick erfaßte das Zimmer, dann Ruby und das an der Tür wartende Dienstmädchen. »Wenn ich nicht arbeite, habe ich nichts zu essen. Wovon soll ich das hier bezahlen?«
    Â»Als du hergekommen bist, hast du gesagt, Burke Basile habe dich geschickt. Ist er ein Kunde von dir?«
    Â»Ein Freier, meinen Sie? Das wär’ doch was!« murmelte Dixie. »Er hat mir manchmal Geld gegeben – aber immer nur für

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