Im Haus meines Feindes
Waren von Voodoopuppen bis zu Geldclips in Alligatorform anboten.
Er gab vor, sich für eine Kiste Vidaliazwiebeln zu interessieren, während Remy Duvall am Stand gegenüber Orangen begutachtete. Aus dieser Nähe â kaum mehr als zweieinhalb Meter  â konnte Burke sie erstmals genau betrachten.
Heute lieà sie kein Dekolleté sehen, aber ihr Kostüm hätte für eine Barbiepuppe geschneidert sein können. Der Rock war kurz und eng. Die schmale Taille lenkte den Blick auf ihren Busen â zumindest seinen Blick. Ihre Absätze waren hoch, ihre Ohrringe auffällig. Der Brillant an ihrem Ringfinger war riesig. Sie sah wie eins der Mädchen in den Hochglanzmagazinen aus â nur ihr Haar paÃte nicht in dieses Bild. Es war nicht lang und zerzaust, sondern glänzend und glatt. Aber in der Art, wie es
bei jeder Kopfbewegung ihre Wange streichelte, lag eine Einladung, es zu berühren. Kirschrote Lippen öffneten sich zu einem Lächeln, als sie eine der Orangen an ihr Gesicht hob, um daran zu riechen.
Abgesehen von dem kleinen goldenen Kreuz an ihrer Halskette hätte sie nicht aufreizender wirken können, wenn sie splitternackt gewesen wäre und Fick mich! auf ihre Titten tätowiert gehabt hätte.
Selbst der Obsthändler war fast zu verwirrt, um die beiden Orangen, die sie ausgesucht hatte, in eine Tüte zu stecken. Der Chauffeur bezahlte die Ware, aber der Händler gab die Tüte Mrs. Duvall, wobei er sich vielmals für ihren Einkauf bedankte.
Als sie weiterging, hielt der Leibwächter mit ihr Schritt und beobachtete dabei aufmerksam ihre Umgebung. Burke nickte dem Zwiebelhändler dankend zu, ohne jedoch etwas zu kaufen. Statt dessen schlenderte er über die StraÃe, vorbei an dem Stand für afrikanische Handwerkskunst und Kleidungsstücke und zu dem StraÃencafé hinüber, wo Mrs. Duvall an einem der kleinen, runden Tische Platz genommen hatte. Sie öffnete die braune Papiertüte und begann eine Orange abzuschälen, indem sie ihre langen Fingernägel in die Schale grub.
An der Kaffeebar bestellte Burke sich eine Bananencreme. Dabei stand er unmittelbar neben dem Leibwächter, dessen Unterarm dicker als Burkes Hals war. Er griff mit einer gewaltigen Pranke nach Mrs. Duvalls Cappuccino und brachte ihr die Tasse. Dann kam er wieder an die Bar, um sich ebenfalls einen Kaffee zu holen, kehrte damit aber nicht an Mrs. Duvalls Tisch zurück. Er setzte sich an einen freien Tisch in ihrer Nähe, während sie allein dasaÃ, ihre Orange Stück für Stück verzehrte und dazu ihren Cappuccino schlürfte.
Die Bananencreme schmeckte noch widerlicher, als Burke erwartet hatte, aber er trank sie mit kleinen, scheinbar genuÃvollen Schlucken, während er Mrs. Duvall in dem Spiegel hinter der Bar beobachtete.
Sie zog die Blicke vieler Passanten auf sich, aber sie erwiderte keinen und sprach mit niemandem. Für eine Frau ihres Aussehens, mit einem reichen Ehemann, einer Villa und einer Limousine mit Chauffeur machte sie erstaunlich viel Aufhebens um die einfache Tatsache, daà sie eine Orange verzehrte. Sie kaute jedes Stück sorgfältig und lieà sich mindestens eine Minute Zeit, bevor sie das nächste in den Mund steckte.
Burke begann sich zu fragen, ob sie vielleicht auf jemand wartete. Setzte Duvall sie womöglich als Kurierin für seine auÃerplanmäÃigen Aktivitäten ein? Aber niemand näherte sich ihr, und der Leibwächter wirkte keineswegs nervös. Er hatte den Kopf in einem Boulevardblatt vergraben.
Bis Remy Duvall ihre Orange aufgegessen und die Schale in eine Papierserviette gewickelt hatte, war seine Bananencreme zu einer sirupartigen Masse geschmolzen, die nach Sonnenlotion roch. Als sie aufstand, um die Schale in einen Abfallkorb zu werfen, faltete der Chauffeur seine Zeitung zusammen und sprang auf, um ihr behilflich zu sein. Dann machten die beiden sich auf den Rückweg zu ihrem falsch geparkten Wagen.
»He, Lady!« Burke ärgerte sich über seine impulsive Reaktion, aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. Mrs. Duvall und ihr Wachhund hatten sich umgedreht und sahen ihn an.
Die braune Papiertüte mit der zweiten Orange war auf dem Tisch liegengeblieben. Er griff danach und trabte damit auf sie zu. »Die haben Sie vergessen.«
Der Chauffeur rià ihm die Tüte aus der Hand. »Danke.«
Burke ignorierte ihn, sprach sie an. »Gern
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