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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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geschehen.«
    Er stand dicht genug vor ihr, um eine Mischung aus teurem Parfüm und Orangenduft zu riechen. In auffälligem Gegensatz zu Mrs. Duvalls rabenschwarzem Haar waren ihre Augen unglaublich blau. Der rote Lippenstift war abgegessen, aber der Säuregehalt des Fruchtfleischs hatten ihre Lippen gerötet.

    Â»Vielen Dank«, sagte sie zu ihm.
    Dann trat der Leibwächter zwischen sie, so daß Burke die Sicht versperrt war. Obwohl er Mrs. Duvall gern nachgeblickt hätte, wandte Burke sich ab und schlenderte in Gegenrichtung davon. Er wartete, bis die Limousine außer Sicht war, bevor er zu seinem Wagen zurückkehrte, in dem er lange sitzen blieb: bewegungslos, aber wie nach einem Meilensprint keuchend.
    Â 
    Â»Und das war alles?«
    Errol, der Chauffeur, schwitzte unter dem scharfen Blick, mit dem Pinkie Mandanten durchbohrte, von denen er wußte, daß sie logen. »Das war alles, Mr. Duvall. Ich schwör’s Ihnen. Ich habe sie zur Schule gefahren. Danach wollte sie, daß ich sie zum Markt fahre. Sie hat ein paar Orangen gekauft und in dem kleinen Straßencafé einen Kaffee getrunken. Ich habe sie zur Kirche gefahren. Dort ist sie wie jedesmal eine halbe Stunde geblieben. Dann habe ich sie heimgefahren.«
    Â»Du hast sie sonst nirgends hingefahren?«
    Â»Nein, Sir.«
    Â»Und du hattest sie die ganze Zeit in Sichtweite?«
    Â»Ja, Sir – bloß im Schulgebäude nicht.«
    Pinkie legte die Fingerspitzen aneinander und tippte damit an seine Lippen, während er den nervösen Leibwächter finster anstarrte. »Nehmen wir mal an, Mrs. Duvall würde verlangen, daß du sie ohne meine vorige Genehmigung irgendwo hinfährst … dann würdest du dich weigern und mir sofort Bericht erstatten, stimmt’s?«
    Â»Hundertprozentig, Mr. Duvall.«
    Â»Wenn sie ein Fahrtziel angäbe, das nicht vereinbart gewesen ist, oder zu einem Treffen wollte, von dem ich nichts weiß, würdest du’s mir sofort melden, richtig?«
    Â»Richtig, Sir. Ich verstehe nicht, was …«
    Â»Ich würde gar nicht gern feststellen müssen, daß deine Ergebenheit
nicht mehr mir, sondern Mrs. Duvall gilt, Errol. Sie ist eine schöne Frau. Das weißt du sicher auch.«
    Â»Himmel, Mr. Duvall, ich müßte doch …«
    Â»Meine Frau kann jeden Mann um den kleinen Finger wikkeln. Sie könnte einen Mann durchaus dazu bringen, etwas für sie zu tun, von dem sie genau weiß, daß es mir nicht recht wäre.«
    Â»Ich schwör’s Ihnen, Sir!« beteuerte der Chauffeur sichtlich erschrocken. »Nein, Sir, das würde nie passieren. Nicht mir. Sie sind der Boß. Sonst niemand.«
    Pinkie belohnte ihn mit einem breiten Lächeln. »Gut. Ich freue mich, daß du das sagst, Errol. Du kannst jetzt gehen.«
    Errol schlich verwirrt und sichtlich niedergeschlagen aus dem Arbeitszimmer. Pinkie sah ihm nach und fand, er habe ihn vielleicht etwas härter angefaßt als unbedingt notwendig. Aber nur so konnte ein Mann in seiner Position die Leute, die für ihn arbeiteten, in ständiger Angst halten.
    Ein gutes Beispiel dafür war Sachel. Er war jetzt Staatsgast in Angola und würde noch einige Zeit dort bleiben müssen. War Angst etwa keine wirkungsvolle Antriebskraft? Insgeheim hatte Pinkie schon mehrmals darüber lachen müssen, wie blitzschnell Sachel kapituliert hatte, als er die Footballhoffnungen seines Sohnes in Gefahr sah.
    Heute abend war ihm jedoch nicht nach Lachen zumute. Mit Remy war irgend etwas los, aber er konnte einfach nicht rauskriegen, was.
    Dieses Problem hatte ihm nun schon wochenlang – hartnäckigen Zahnschmerzen ähnlich – keine Ruhe mehr gelassen. Remy wirkte ungewöhnlich verschlossen, wobei ungewöhnlich das Schlüsselwort war, denn es kam durchaus einmal vor, daß sie sich in ihr Schneckenhaus zurückzog und nichts sie erreichen konnte – keine Scherze, keine großzügigen Geschenke, kein Sex und keine Aufforderungen, gefälligst wieder zur Besinnung zu kommen. Meist dauerten diese Anfälle nicht lange,
und Remy kam stets selbst darüber hinweg. Sah man von diesem einzigen Charakterfehler ab, war sie die perfekteste Ehefrau, die man sich nur wünschen konnte.
    Aber ihre jetzige Niedergeschlagenheit hielt schon länger an als in bisherigen Fällen, und sie saß tiefer. Blickte er Remy in die Augen, schien darin eine

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