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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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auf dem kleinen Nachttisch. Sie fuhr zusammen, als ein wehender heller Schemen auf sie zukam. Ein … Geist? Dann erkannte sie es: Es war nur der Gazevorhang, der sich vor dem geöffneten Fenster bewegte und den man sonst wegen des Moskitonetzes nicht sah. Jetzt fehlte das Netz, genauso wie das Bettzeug.
    Sie erinnerte sich, dass Noah ihr die urindurchtränkten Sachen ausgezogen und sie gewaschen hatte. Normalerweise wäre ihr die Tatsache, dass er ihren nackten Körper sah und berührte, entsetzlich peinlich gewesen, aber dafür war es ihr zu schlecht gegangen. Danach hatte er sie in eine muffig riechende Leinendecke gehüllt, in ein anderes Zimmer getragen und auf ein breites Bett gelegt.
    Über der Lehne eines Rattansessels lag ein vergessenes Paar Strümpfe, ein Hauch von Parfüm schwebte im Zimmer. Henriettes Zimmer.
    Eine Schale wurde ihr an die Lippen gehalten, durstig schluckte sie das Wasser.
    »Mehr …«, flüsterte sie, als nichts mehr kam.
    Noahs Hand strich über ihr erhitztes Gesicht. »Noch nicht. Erst, wenn du es bei dir behältst.«
    Sie drehte den Kopf, als er sich erheben wollte. »Geh nicht weg, Noah! Lass mich nicht allein!«
    »Ich bin hier. Ich lass dich nicht allein.«
    Hatte er ihr wirklich geantwortet? Oder hatte sie das nur geträumt?
    Insekten und Käfer umschwirrten die einsame Kerze, flogen in die Flamme und fielen mit versengten Flügeln auf die kleine Tischplatte. Starben.
    So viele Tote.
    Nach und nach tauchten immer mehr Verstorbene auf.
    Conrad, ihr Verlobter, der sie mit ernstem Blick von der Photographie aus ansah. Seinetwegen hatte sie überhaupt nur diese lange Reise hierher auf sich genommen.
    Herr Konings, der rothaarige Holländer, mit eingeschlagenem Schädel tot am Strand von Simbang.
    Johanna van Dreyke, Noahs Mutter, die mit so viel Hoffnung in dieses Land gekommen war und die ein so furchtbares Ende gefunden hatte.
    Herr Wissmann, der nette, kleine Direktor der Neuguinea-Kompagnie.
    Korua-Kolta mit seinem martialisch anzusehenden Eberzahnschmuck, von mehreren Schüssen durch die Brust getroffen.
    Wilhelm Gründler, der falsche Baron de Wolff, der sie alle so lange getäuscht hatte.
    Viele gesichtslose chinesische Kulis, mit langem schwarzem Zopf unter dem kegelförmigen Hut.
    Immer rascher drehten sie sich, immer mehr Tote kamen dazu, formten sich zu einem Kreis, einem unheimlichen Reigen, schneller und immer schneller werdend, zogen Isabel hinab in einen vernichtenden Strudel.
    Sie weinte vor Verzweiflung und Erschöpfung. Und Angst.
    Dann sank sie zurück in fiebrige Umnachtung.
    *
    »Du musst auch einmal schlafen, Noah!«, drängte Paul. Der hagere Missionar ließ das Moskitonetz hinter sich sinken.
    Noah schüttelte nur den Kopf, obwohl seine Lider vor Müdigkeit brannten. Wie konnte er schlafen, wenn es Isabel so schlecht ging?
    Seit gestern Nachmittag war er mit ihr zurück in Simbang. Nur hier hatte Isabel noch eine Chance, gesund zu werden. In Finschhafen gab es keine Rettung.
    Niemand hatte ihm geöffnet, als er am gestrigen Morgen an verschiedene Haustüren geklopft hatte. Alle Einwohner waren entweder gestorben oder nach Stephansort geflüchtet. Er zögerte nur kurz, bevor er die Türen aufbrach – niemand würde ihn jetzt noch dafür belangen. Bis auf die Möbel waren die Zimmer fast vollständig ausgeräumt. Hektisch durchwühlte er Schränke und Schubladen nach vergessenen Sachen und fand in einem Haus endlich ein paar weiße Chinintabletten.
    Es nützte nichts. Isabel erbrach die in Wasser aufgelösten Tabletten fast sofort, nachdem sie sie geschluckt hatte.
    Er hatte sie schließlich zum Hafen getragen, in der Hoffnung, dort Hilfe zu finden. Aber kein Schiff war zu sehen, nicht einmal eine kleine Dampfbarkasse. Nur ein paar Jabim fischten in ihren Auslegerkanus. Mit viel Überredungskunst und dem Versprechen, ihm dafür eine Axt und ein Messer aus Eisen zu geben, hatte Noah einen der Männer davon überzeugen können, Isabel und ihn mit dem Kanu nach Simbang zu bringen.
    Das war gestern gewesen, und seitdem hatte sich ihr Zustand weiter verschlechtert. Jetzt lag sie im Bett in der Hütte, die ehemals Conrad gehört hatte, und bewegte sich unruhig hin und her.
    Erneut hob er ihren Kopf behutsam an und setzte ihr einen Löffel Wasser an die aufgesprungenen Lippen, wie er es schon die ganze Nacht lang und auch die davor getan hatte. Sah zu, wie sie schluckte. Wartete, ob sie sich erbrach.
    Von Zeit zu Zeit murmelte sie Worte vor sich hin, die er meist

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