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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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schrieb.
    Als leise rasselndes Pferdegeschirr die Ankunft einer Kutsche verkündete, entließ Isabel die Kinder mit Strohhalmen und Seifenlauge und erhob sich. Sie streifte sich die vom Seifenwasser klebrigen Hände ab, wischte sich mit dem Blusenärmel über das verschwitzte Gesicht und strich sich über die Haare – hoffentlich sah sie ordentlich genug aus.
    Jetzt kamen auch die Brüder Lorenz und Schwarz aus dem Schulhaus. Bruder Laumer fehlte; er war heute schon früh aufgebrochen, um zusammen mit Jeffari und einem weiteren Jungen für ein paar Tage die Insel Tami zu besuchen. Auf dem kleinen Eiland, drei Stunden mit dem Boot entfernt vor der Küste Finschhafens, schien die Missionsarbeit am ehesten auf fruchtbaren Boden zu fallen; die Brüder trugen sich mit dem Gedanken, dort eine weitere Station zu errichten. Schon mehrmals hatte Isabel die prächtigen Segelkanus der Tami-Leute, die zum Handeln gekommen waren, am Strand von Simbang gesehen; sie verkauften wundervoll geschnitzte Holzschüsseln mit hübschen Bemalungen, von denen auch Isabel schon mehrere erworben hatte, Verzierungen aus Schildpatt und kleine Schneckenperlen, die bei den Jabim sehr begehrt waren.
    Die Kutsche fuhr vor. Berthold von Faber, der stellvertretende Stationsleiter von Finschhafen und Isabels früherer Gastgeber, hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich in Simbang zu erscheinen, um sich, wie er sagte, nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen. Isabel freute sich von Herzen, den Mann wiederzusehen. Doch wie groß war ihre Überraschung, als hinter ihm auch seine Schwester Henriette aus dem offenen, zweispännigen Wagen stieg – trotz der Hitze dieses frühen Nachmittags wie aus dem Ei gepellt. Lediglich ein leichter Glanz auf ihrem porzellanweißen Gesicht deutete darauf hin, dass auch sie unter den schwülen Temperaturen litt.
    »Meine liebe Isabel«, murmelte Henriette, als sie sich zur Begrüßung leicht umarmten. »Sagen Sie bloß, Sie tragen kein Korsett?«
    Isabel senkte beschämt die Augen – das hatte sie ja völlig vergessen! »Es ist feucht geworden«, erklärte sie leise – auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach. »War der Weg denn nicht zu beschwerlich für Sie?«
    In den vergangenen Tagen, das wusste sie von Bruder Lorenz, hatte Herr von Faber ein paar eingeborene Helfer damit beauftragt, den Weg zwischen Finschhafen und Simbang von Ranken und Schlingpflanzen zu befreien.
    »Oh, es war fürchterlich«, erwiderte Henriette. »Obwohl der Weg doch gerodet sein sollte, mussten wir ständig anhalten, damit jemand irgendwelche Gewächse entfernen konnte. Aber was wäre denn die Alternative gewesen – etwa mit einem dieser zerbrechlichen Eingeborenenkanus die Küste entlangfahren? Ausgeschlossen!«
    Isabel enthielt sich der Antwort, dass sie selbst ja schließlich auch diesen Weg genommen hatte. Nur zu gut erinnerte sie sich noch an ihre eigenen Ängste vor den Gefahren des Wassers. Wie lange das schon zurückzuliegen schien – dabei waren doch erst gut zwei Wochen vergangen.
    »Aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, liebe Isabel, Sie hier zu besuchen. Und sehen Sie nur, wen wir mitgebracht haben!«
    Aus der Kutsche stieg nun Dr. Weinland, der junge Arzt, der schon nach Isabels Zusammenbruch in Finschhafen nach ihr gesehen hatte. Herr von Faber habe darauf bestanden, erklärte er augenzwinkernd, dass er sie noch einmal untersuche.
    »Und deswegen nehmen Sie solche Unannehmlichkeiten in Kauf?« Isabel war gerührt.
    »Ach«, winkte er ab und setzte seinen Strohhut, den er zur Begrüßung gelüftet hatte, wieder auf. »Das ist doch keine Unannehmlichkeit. Außerdem kann ich bei der Gelegenheit auch gleich einmal nach den Herren Missionaren sehen.«
    »Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht«, erklärte von Faber, dessen glückliches Lächeln im Widerspruch zu seinen Worten stand. »Vor allem, als Pater Lorenz erzählte, dass Sie einen Malariaanfall erlitten hätten. So etwas darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. In Finschhafen sind bereits zwei weitere Deutsche am Schwarzwasserfieber erkrankt. – Oh, wie unhöflich von mir: Darf ich Ihnen meine Gäste vorstellen?« Er wies auf einen der beiden Herren, die als Letzte aus der Kutsche gestiegen waren. »Seine Hochwohlgeboren Baron Ferdinand de Wolff.«
    Isabel hielt für einen Moment die Luft an. Ein echter Baron? Der Mann war um die fünfzig, von stattlichem Äußeren, mit einer Halbglatze und einem weißen Vollbart. Die Spitzen seines gewaltigen Schnauzers

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