Im Herzen der Nacht - Roman
mehr ungeschehen machen könnte.
Sie hatte recht behalten, hatte es gewusst.
So wie Sunshine wusste, dass in dieser Nacht etwas geschehen und eine Entscheidung herbeiführen würde, auf die eine oder die andere Weise. Wenn sie Talon verlor... Diesen
Gedanken ertrug sie ebenso wenig wie die Vorstellung, sie müsste ohne ihn weiterleben.
Sie sah sich in ihrem Loft um, betrachtete all die vertrauten Dinge. Seit der Scheidung von Jerry hatte sie sich nur für ihre künstlerische Karriere interessiert. Plötzlich erschien sie ihr nicht mehr so wichtig. Die Kunst hielt sie nachts nicht in den Armen, brachte sie nicht zum Lachen, erregte keine heiße Leidenschaft. Und sie schlug ihrem Ex nicht die Nase ein, wenn er sich wie ein Widerling benahm.
Nur Talon …
Die Augen voller Tränen, wandte sie sich zu dem Snoopy-Spender auf dem Nachttisch. Nein, ich kann ihn nicht gehen lassen.
Wenn sie bloß wüsste, wie sie ihn festhalten sollte.
Zarek saß in einer dunklen Ecke seines Wohnzimmers und hörte, wie die Stadt da draußen erwachte. Nun müsste er schlafen und für die nächste Nacht Kräfte sammeln. Aber er fand keinen inneren Frieden. Das Telefon läutete, und Dionysos meldete sich. »Bist du bereit für heute Abend?«
Bevor Zarek antwortete, nippte er an seinem Wodka. »Ich bin immer bereit, Ärger zu machen.«
»Gut. Da Talon hinter Styxx her ist, müssen wir uns etwas sorgsamer vorbereiten. Halt Sunshine von dem Kelten fern, und bring sie zu mir. Um halb zwölf muss sie im Lagerhaus sein. Ruh dich jetzt aus, damit du stark genug bist, um Talon und Valerius zu töten.«
Das würde Zarek nicht schwerfallen. »Und Acheron?«
»Den wirst du uns überlassen.« Dann war die Leitung tot.
Zarek warf das Handy beiseite und konzentrierte sich
wieder auf den Wodka. Meistens trank er drei Doppelte. Wie schade, dass die Dark Hunter nie betrunken wurden, nicht einmal leicht benebelt. Nur Menschenblut konnte sie berauschen. Er schloss die Augen und erinnerte sich an die Frau, die er letzte Nacht gekostet hatte. Voller Gelächter und Leidenschaft, sogar Liebe. Für kurze Zeit hatte er etwas anderes empfunden als die ewigen Schmerzen.
Den Kopf an die Wand gelehnt, leerte er das Glas und ließ den brennenden Alkohol durch seine Kehle rinnen. Während er dasaß, ganz allein, fragte er sich, wie Sunshine schmecken würde.
Talons Bettwäsche roch immer noch nach Terpentin. Die hätte er waschen sollen. Aber er ertrug es nicht, diese letzten Spuren von Sunshine zu vernichten. Wie sehr er sich nach ihr sehnte, wie dringend er sie brauchte. Und er hatte sie für immer verloren.
Seufzend stand er auf, duschte und zog sich an. In dieser Nacht würde sich alles entscheiden. Sobald die Sonne versunken war, stieg er in sein Boot. In der Stadt angekommen, fuhr er mit seiner Harley zum Sanctuary, wo Ash alle Gefährten erwarten würde.
Statt sie in der Bar zu treffen, betrat Talon das angrenzende Gebäude, das ebenfalls dem Bären-Clan gehörte. Durch eine stets versperrte Küchentür war es mit dem Club verbunden. Dieses Haus bewohnten die Peltiers und einige Wer-Mitglieder des Personals. Im Hintergrund lag eine Klinik, wo stets ein Arzt und ein Tierarzt zur Verfügung standen. Das Sanctuary war nicht nur eine Bar, sondern ein sicherer Hafen für alle Dark Hunter und Wer-Jäger.
Als Talon ankam, wurde er in den Salon der Peltiers geführt. Die Vierlinge patrouillierten bereits in der Stadt, um die Mardi-Gras-Narren vor Daimons zu schützen.
In einer Zelle im oberen Stockwerk wurden Julian und Kyrian festgehalten und bis zum nächsten Morgen von Mama Lo Peltier bewacht. Sogar im Salon hörte Talon, wie sie lauthals drohten, Valerius umzubringen, der vor dem Kamin stand und höhnisch grinste.
Nick lümmelte in einem Polstersessel und vertilgte eine Packung Kartoffelchips, Eric St. James saß auf der Couch und starrte ins Leere. Fast dreißig Jahre alt, sah er viel jünger aus. Mit seinem langen schwarzen Haar war er ein typisches Mitglied des Gothic-Kontingents. Als Knappe der zweiten Generation war er zur Gemeinde der nächtlichen Geschöpfe geraten. Aber er zog den doreanischen Status vor, weil er es ablehnte, nur für einen einzigen Jäger zu arbeiten. So diente er jedem, der ihn gerade brauchte.
»Lass mich raus, Acheron, hörst du?«, schrie Kyrian.
»Anscheinend habe ich eine Party verpasst«, sagte Valerius zu Ash, der an einer Wand lehnte.
»Ach, du hast ja keine Ahnung... Ich dachte, es wäre am besten, Kyrian und
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