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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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hatte er sie verloren. Nie wieder konnten sie zusammen sein. Nie mehr.
    Ich bin die Einsamkeit, ich bin die Trauer.
    In plötzlichem Zorn schrie er auf. Und da entdeckte er etwas zu seiner Rechten, das seine Aufmerksamkeit erregte. Verwundert runzelte er die Stirn. Etwas steckte unter seinem Futon. Er ging hinüber und zog es hervor. Sekundenlang stand sein Herz still. Drei Bilder, die Sunshine für ihn zurückgelassen hatte. Seine Hütte, der Landesteg, die Aussicht von seiner Veranda. Atemlos betrachtete er die lebhaften Farben, die Landschaft im hellen Tageslicht eingefangen. Wie schön. Aber nicht annähernd so schön wie die Frau, der er dieses Geschenk verdankte, die ihm das größte Geschenk seines Lebens gemacht hatte.
    Zwischen zwei Bildern fand er einen Zettel, entfaltete ihn und begann zu lesen.
    Das ist der Sumpf, so wie ich ihn sehe. Aber was ich nicht malen kann, bist Du, so wie ich Dich sehe. Keine Farbe und kein Pinselstrich können jemals den Helden zeigen, der Du bist. Niemals wird es mir gelingen, den Klang Deiner Stimme zu porträtieren, wenn Du meinen Namen flüsterst. Oder das Prickeln Deiner Haut, wenn Du mich berührst. Deine Leidenschaft, wenn Du Dich mit mir vereinst.
    Ich liebe Dich, Talon, aber ich weiß, ich kann Dich nicht halten. Niemand wäre fähig, ein so wildes, ungezähmtes Geschöpf
zu bändigen. Du musst Deinen Job erledigen, genauso wie ich. Und ich hoffe nur, die Erinnerung an mich wird hin und wieder ein Lächeln auf Dein Gesicht zaubern.
    In ewiger Liebe, Sunshine.
    Er las den Brief vier Mal.
    Jahrhundertelang hatte er Nynia geliebt. Aber für Sunshine empfand er viel mehr.
    »Ja, man kann einen Gott besiegen.« Acherons Worte gingen ihm durch den Sinn, und er holte tief Luft.
    O ja, er könnte gewinnen. Morgen Nacht würde er ausgehen, um in Acherons Diensten die übermütigen Mardi-Gras-Zecher zu beaufsichtigen.
    Wenn das Fest vorbei war, dann würde er Camulus zu sich rufen und den Kampf beenden. Ein für alle Mal.
    Wenn der Mittwoch heraufdämmerte, würde einer von beiden den Tod gefunden haben - Camulus oder Talon.

17
    Sunshine wusste nicht, was sie von Acheron halten sollte, als er sie in den Loft begleitete. Gewiss, er sah attraktiv aus, riesig groß und gertenschlank.
    Aber diese Augen ließen sie erschauern und erweckten den Eindruck, er könnte direkt durch sie hindurchschauen und alle ihre Gedanken lesen.
    Langsam schlenderte er durch ihr Apartment, als wollte er sich vergewissern, dass niemand hier war. Aber sie glaubte, das tat er nur aus Gewohnheit, sicher nicht, weil er jemanden anzutreffen erwartete. Sein geschmeidiger Gang erinnerte sie an eine Raubkatze, und seine spürbare erotische Ausstrahlung erregte den Impuls, ihn zu berühren. Andererseits fürchtete sie ihn. Er glich einem schönen wilden Tier, mit dem man kuscheln wollte, trotz der Gefahr, es könnte einem Arme und Beine ausreißen. Obwohl seine Anziehungskraft magnetisch wirkte, wäre sie am liebsten zur Tür gerannt.
    Als er zu sprechen begann, klang seine tiefe Stimme so machtvoll, dass sie zusammenzuckte, aber auch sanft und verführerisch. Jede einzelne Silbe schien betörend über ihren Rücken zu gleiten, sein ganzes Wesen aus Sex zu bestehen. »Ihr Bruder Storm bringt gerade den Club in Ordnung. Soll er bei Ihnen übernachten?«
    »Wieso wissen Sie, dass er unten ist?«
    »Das weiß ich einfach.«

    Dieser Mann war noch unheimlicher als ihre Großmutter. »Warum bleiben Sie nicht hier?«
    »Wünschen Sie das?«
    Eigentlich nicht. Doch sie wollte ihn nicht beleidigen. »Vermutlich haben Sie etwas anderes zu tun.«
    Wie ihr sein verkniffenes Lächeln verriet, kannte er ihre wahrheitsgemäße Antwort. »Gute Nacht, Sunshine.« Er ging zur Tür.
    »Warten Sie, Acheron!«
    Wortlos blieb er stehen und schaute sie an.
    »Ist es richtig, wenn ich mich von Talon trenne? Offenbar brauchen Sie ihn.«
    Seine Quecksilberaugen schienen sie zu durchbohren. »Hören Sie auf Ihre Großmutter, folgen Sie Ihrem Herzen.«
    »Wieso wissen Sie, was sie gesagt hat?«
    »Oh, ich weiß sehr viel.« Noch ein kühles Lächeln.
    Was für ein gespenstischer Mann... War er etwa ein verlorener Sohn der Addams Family?
    Nachdem er den Loft verlassen hatte, stand sie eine Zeit lang reglos da und fragte sich, was sie tun sollte. Doch sie wusste es bereits - sie musste ihrem Herzen gehorchen. Sie hatte Psyche gefragt, ob sie eine Göttin zu sich rufen könne, und entsprechende Anweisungen erhalten.
    Hatte Psyche sie belogen?

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