Im Herzen der Nacht - Roman
tötet, was Zeus verhüten möge, wird Artemis über sie herfallen. Und ich möchte weder Kyrian noch Julian leiden oder sterben sehen. Immerhin haben sie Frauen und Kinder.«
Nick wischte seinen Mund ab und schluckte. »Was soll ich tun?«
»Hilf mir, Kyrian klarzumachen, dass er sich nicht an Valerius rächen muss.«
Leichter gesagt als getan. Nick seufzte müde und stocherte mit seiner Plastikgabel in den Bohnen herum. »Da verlangen Sie verdammt viel von mir, Ash. Wenn’s nach mir ginge, würde ich ihm lieber helfen, die Scheiße aus dem arroganten Bastard rauszuprügeln.«
»Hüte deine Zunge, Nicholas Ambrosius Gautier!«
Erschrocken fuhr er herum, als der melodische Cajun-Akzent seiner Mutter erklang. Sie stand direkt hinter seinem Barhocker, und ihre Miene besagte: Mein Junge, du kriegst Ärger. Mit ihren vierzig Jahren sah sie viel jünger aus. Das lange, blonde Haar hochgesteckt, in Jeans und einem blauen Pullover, hätte sie sehr attraktiv gewirkt, wäre sie nicht seine Mom gewesen.
Acheron rückte Nicks Bierglas näher zu sich heran, und Mrs Gautier warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Versuchen Sie bloß nicht, ihn zu decken, Ash!« Dann zeigte sie mit dem Finger auf ihren Sohn. »Fährst du?«
»Nein, Mom, ich sitze.«
»Sei nicht so frech! Was ich meine, weißt du sehr gut.«
Er schenkte ihr jenes charmante Lächeln, mit dem er immer seinen Hals aus der Schlinge zog. »Ehrlich, Mom, das ist mein erstes Bier. Wenn ich noch eins trinke, fahre ich nicht.«
Nun wandte sie sich mit dem gleichen mütterlichen Stirnrunzeln, das erbost und besorgt zugleich wirkte, an Ash. »Und Sie? Steht Ihr Motorrad da draußen?«
»Nein, Ma’am.«
»Was machst du hier, Mom?«, fragte Nick, verärgert über die Störung.
»Auf dem Weg zur Arbeit sah ich euch zwei in diesem Lokal sitzen. Ich wollte nur Hi sagen, weil ich erst ziemlich spät heimkommen werde. Heute Morgen bist du schon bei Tagesanbruch aus dem Haus gelaufen, ohne dich von mir zu verabschieden.« Gekränkt starrte sie ihn an. »Kann eine Mutter nicht fünf Minuten am Tag mit ihrem Sohn verbringen, ohne sich wie eine Verbrecherin zu fühlen?«
Beschämt senkte er den Kopf. »Tut mir leid, Mom, heute Morgen musste ich einiges erledigen. Das wollte ich möglichst schnell hinter mich bringen und danach für die Prüfung lernen.«
»Schon gut, das verstehe ich«, sagte sie und zerzauste sein Haar. Dann knöpfte sie Acherons Jacke auf. »Jedes Mal, wenn ich Sie sehe, sind Sie wieder dünner geworden.« Sie winkte den Barkeeper heran und bestellte Bohnen und Reis für den Atlantäer. »Wollen Sie sonst noch was, Ash?«
»Nein danke.«
»Werden Sie den Teller leer essen?«, fragte sie und drohte ihm mit einem Finger.
»Ja, Ma’am.«
Nick bezwang seinen Lachreiz, während seine Mutter einen elftausendjährigen Krieger maßregelte, der sich das widerstandslos gefallen ließ. Nur Cherise Gautier würde sich so etwas erlauben. »Behandle ihn nicht wie ein Baby, Mom.«
Fürsorglich rückte sie Acherons Jackenkragen zurecht. »Er braucht jemanden, der auf ihn aufpasst, Nick. Genauso wie du. Ihr Jungs bildet euch bloß ein, ihr wärt alt genug, um in die Welt hinauszuziehen.«
Wenn sie wüsste …
»Bring Ash heute Abend ins Sanctuary«, schlug sie vor. Dann koche ich ein Cajun-Haschee und backe einen Erdbeerkuchen für ihn, damit er ein bisschen Fleisch auf diese zarten Knochen kriegt. Wenn du willst, kannst du in der Küche lernen und mir bei der Arbeit Gesellschaft leisten.«
Niemals würde seine Mutter akzeptieren, dass er erwachsen war. Für sie würde er immer der fünfjährige Junge bleiben, den man beschützen musste. Trotzdem liebte er sie. »Okay, okay, wenn ich nicht arbeiten muss.«
»Guter Junge.« Sie öffnete ihre Handtasche und zog zwei Zwanziger heraus, die sie dem Atlantäer hinhielt. »Damit bezahlen Sie die Bohnen. Und wenn Sie noch ein Bier trinken, fahren Sie mit einem Taxi nach Hause. Verstanden?«
»Ja, Mrs Gautier.« Ash nahm das Geld. »Danke.«
Lächelnd küsste sie Nicks Wange und tätschelte Acherons Arm. »Benehmt euch, Jungs, und haltet euch aus allen Schwierigkeiten raus.«
Ihr Sohn nickte. »Natürlich, Mom.« Nachdem sie das Café verlassen hatte, seufzte er. »O Mann, Ash, tut mir leid. Das war große Klasse, wie cool Sie meine Mom ertragen haben. Vielen Dank.«
»Entschuldige dich niemals für deine Mutter. Sei froh, dass du sie hast.« Ash gab ihm die vierzig Dollar.
»Glauben Sie mir, das bin ich«,
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