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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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Freundes erinnert. An seine Trauer. An seine Einsamkeit.
    Normalerweise kam er gut mit Fremden aus, die er in der Wildnis traf. Er unterhielt sich mit ihnen, tauschte Neuigkeiten mit ihnen aus und genoss die Gesellschaft beim Whiskey und beim Pokern. Er wusste eigentlich nicht einmal, was ihn an Jake so aufgeregt hatte. Im Grunde ärgerte er sich nicht über ihn, sondern über sich selbst, weil er so empfindlich war. Vielleicht würde ihn ein gutes Abendessen mit Colin am Ufer des Tanana und Walt Whitmans Grashalme im Schein der Mitternachtssonne aufheitern.
    Als er die Pferde und die Huskys beladen hatte, die an ihren Schlittengeschirren ebenfalls Lebensmittelpäckchen trugen, war Jake verschwunden. Josh nahm die Zügel der Pferde und erreichte nach einem stundenlangen Fußmarsch durch den Wald das Lager. Und wer hockte dort auf seinem Rucksack in der Sonne und sah Colin dabei zu, wie er das fertige Kanu ins reißende Wasser des Tanana schob?
    »Hey, Jake.« Josh band die Pferde fest.
    Jake winkte ihm lässig zu und schlug die langen Beine übereinander. »Hey, Josh.«
    Dieser unverschämte und anmaßende Mistkerl! Er war seinen Spuren zum Fluss gefolgt! Unwillig schluckte Josh seine Wut herunter. Nicht einmal Jakes Geschenk, Coopers Lederstrumpf oben auf seinen Taschen, die er für den Aufbruch am nächsten Morgen gepackt hatte, stimmte ihn versöhnlicher.
    Colin zog das Kanu aus dem Fluss und kam zu Josh und Jake herüber. »Hast du ein Bier für mich?«
    »Yup.« Er nickte zu Jake hinüber. »Was macht er hier?«
    »Jake fährt mit uns nach Nome.«
    Josh schüttelte energisch den Kopf. »Nein!«
    »Doch!«, widersprach Colin in demselben Tonfall. »Er hat mich gefragt, und ich habe Ja gesagt.«
    »Kommt nicht infrage!«
    »Ich habe ihm mein Wort gegeben.«
    »Und ich habe ihm am Handelsposten gesagt, dass ich ihn nicht dabeihaben will.«
    »Nein, das hast du nicht gesagt. Du warst nur ziemlich unfreundlich.«
    »Sagt Jake.«
    »Yup. Was ist bloß in dich gefahren?«
    Josh fluchte ungehalten. »Er hat mich an Ian erinnert.«
    Colin atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Nein, Josh. Du hast dich an Ian erinnert, nicht Jake. Ich habe mich mit ihm unterhalten. Er ist ein feiner Kerl. Ein prima Freund.«
    »Er kann mir Ian nicht ersetzen.«
    »Vielleicht will er das ebenso wenig wie ich«, sagte Colin sanft.
    Josh musste schlucken.
    »Manchmal benimmst du dich wie ein Idiot, Josh.«
    »Entschuldige!«
    »Du kannst es einfach nicht vergessen.«
    »Nein.«
    Jake hatte den Wortwechsel beobachtet. Jetzt schlenderte er zu ihnen herüber. »Hört mal, ihr beide, ich will keinen Streit provozieren. Wer von euch ist der Boss?«
    »Wir beide«, erklärte Josh. Gleichzeitig sagte Colin: »Keiner von uns.«
    »Was denn nun?«, fragte Jake. »Ich versteh kein Wort.«
    »Wir sind Colin Tyrell und Josh Brandon.«
    Er riss die Augen auf. »Von Tyrell & Sons und …?«
    »Genau.«
    Jake streckte die Hand aus. »Freut mich, euch beide kennenzulernen. Ich bin Jake Fynn. Aus Montana.«
    Josh ignorierte die ihm entgegengereckte Hand. »Jake, sei so gut, nimm deinen Rucksack und verschwinde.«
    »Josh, bitte!« Colin legte ihm die Hand auf die Schulter. »Jake ist ein netter Kerl. Wir können einen dritten Mann ganz gut gebrauchen.«
    »Willst du noch ein Kanu bauen?«, fragte Josh. »Wir wollen doch morgen früh aufbrechen.«
    »Jake kann das kleine Boot nehmen. Dann müssen wir es nicht ins Schlepptau nehmen. Denn wenn es abtreibt, könnte es an einem Felsen beschädigt werden. Außerdem kann er uns bei den täglichen Arbeiten helfen. Vorräte schleppen, Zelt aufbauen, Holz hacken, Lagerfeuer aufschichten, Hunde versorgen, Kanus reparieren, jagen, kochen und waschen.« Bevor Josh etwas sagen konnte, schob Colin das beste Argument von allen nach: »Weißt du eigentlich, was das für eine Plackerei sein wird, wenn wir das Floß bauen? Zu dritt könnten wir die Bäume leichter zum Fluss rollen, um die Stämme zusammenzubinden und die Planken festzunageln.«
    Unwillig gab Josh schließlich nach.
    Abends am Lagerfeuer berichtete Jake, der schon seit mehreren Jahren in Alaska lebte, von seiner Zeit als Cowboy auf der Ranch seines Dads in Montana. Mit dem Lasso und der Winchester konnte er umgehen. Im gleichen Atemzug erzählte er, nach seinem Studium in Harvard hätte er als Aktienhändler an der Wall Street gearbeitet: ein gut bezahlter Job, der ihm trotz seines Erfolgs aber keinen Spaß gemacht hatte. Er hatte gekündigt, hatte seinen

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