Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
Vom Netzwerk:
Bären oder einen Elch entdeckt hatten, drohten die Boote zu kippen. Mit der Strömung des Tanana vorwärtszukommen war leicht, nur der Kampf gegen die Wellen forderte ihre ganze Kraft.
    Es war ein überwältigendes Gefühl, von der Strömung getragen zu werden. Noch zweihundertsiebzig Meilen bis zur Mündung des Tanana in den Yukon!
    Auf diesem Teil des Tanana wurden ihnen nicht die Stromschnellen gefährlich, sondern die Sandbänke unter der Wasseroberfläche, die im Sonnenlicht schimmerten. Gegen Mittag hatten sie sich in einen Nebenarm verirrt. Das Wasser war mitten im Fluss so seicht, dass sie aussteigen und die Kanus über die Sandbänke schieben mussten. Überall lag Treibholz herum, Baumstämme aus der Alaska Range, von einem der Zuflüsse in den Tanana geschwemmt. Die Strömung riss gewaltig an ihnen, und die Kanus drohten umzukippen, doch schließlich gelang es ihnen, sie zurück zum Hauptarm zu schleppen, um im tieferen Flussbett weiterzupaddeln.
    Dann passierte es! Colins Boot wurde abgetrieben, bevor er einsteigen konnte. Die Huskys sprangen aufgeregt im Kanu umher, das gefährlich hin und her rollte. Colin sprang hinein, um das Boot zu stabilisieren und die Hunde zu beruhigen. Doch ehe er das Paddel in der Hand hatte, war das leichte Boot mit der schweren Ladung bereits gekentert, und Colin stürzte ins eisige Wasser. Sein Fuß hatte sich im Boot verklemmt, sodass er um ein Haar ertrunken wäre. Es gelang ihm jedoch, den Kopf über Wasser zu halten, bis Josh und Jake bei ihm waren, um ihn zu retten und an Land zu bringen. Sofort wateten beide zurück in die starke Strömung, um von den Vorräten und der Ausrüstung zu retten, was zu retten war. Doch Colins Winchester blieb verschwunden. Zucker, Mehl und Kaffee waren nass und damit unbrauchbar geworden. Auch von den Dosen konnten Josh und Jake, die mit Händen und Füßen im trüben Wasser herumtasteten, nicht alle wiederfinden. Die Corned-Beef-Packungen, die leichter waren als die Ölsardinendosen, hatte die Strömung fortgeschwemmt. Jake lockerte die angespannte Stimmung auf, als er eine goldfarbene Dose Ölsardinen aus dem Tanana zog und rief: »Gold! Gold! Ich habe Gold gefunden!« Dann betrachtete er die Dose genauer und gab sich enttäuscht. »Nein, es sind nur Ölsardinen aus Monterey!«
    Trotz des Unfalls hatten sie ihren Spaß! Das Kanu war unbeschädigt – wie leicht hätte ein Stück Treibholz oder ein Felsen die dünne Bordwand aufreißen können! Das abgetriebene Paddel fand Jake schon bald auf einer Sandbank eine halbe Meile flussabwärts. Während sie ihre Kleidung am Treibholzfeuer trockneten, beluden Colin und Jake das gekenterte Kanu mit den geretteten Vorräten und etlichen Dosen von Joshs Boot. Unterdessen buk Josh mit dem nassen Mehl Brotfladen für die nächsten Tage auf dem Fluss.
    Die Kanufahrt mit Colin und Jake beanspruchte Josh körperlich und geistig derart, dass er alles, was hinter ihm lag, allmählich vergessen konnte. Er dachte nur noch selten an Ian. Und sein Brief an Shania, den er an jenem Abend schrieb, wurde zur gefühlvollen Eintragung ins Notizbuch, das Jake ihm geschenkt hatte.
    Während der späten Abenddämmerung schichtete Jake das Treibholz für das Lagerfeuer auf und briet die letzten Datteln im Speckmantel, die sie ins geröstete Brot schoben und wie einen Hamburger aßen.
    Als sie am nächsten Morgen weiterpaddelten, beobachteten sie einen Bären, der durch den Tanana schwamm, und ein Karibukalb, das verängstigt am Ufer stand und die kläffenden Huskys auf dem Fluss anguckte. Josh hatte Mühe, Randy im Kanu zu halten. Um ein Haar wäre sein Boot umgekippt.
    Mit jeder Meile, die sie auf dem Tanana zurücklegten, wurden die Moskitos aggressiver. Sie flogen in die Augen, in die Ohren, in den Mund, und sie stachen und saugten schier unersättlich Blut. Josh, der wie Colin und Jake mit nacktem Oberkörper gepaddelt hatte, zog sich schließlich seinen Indianerparka über, um sich vor den Mücken zu schützen, deren Sirren die drei Freunde bis zum nächsten Handelsposten verfolgte. Bis sie gegen Mittag die Kanus nahe dem Trading Post an Land zogen, hatten sie keinen anderen Menschen gesehen.
    In diesem Jahr war noch kein Schiff bis zum Handelsposten vorgedrungen. Nach der Eisschmelze brachte es die Post, Zeitungen und Magazine, frisches Obst und Gemüse aus Kalifornien. Jetzt waren die Regale nahezu leer, aber es reichte doch noch aus, um die verlorenen Vorräte zu ersetzen. Und Colin fand eine

Weitere Kostenlose Bücher