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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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für zehn Tage ins Yosemite Valley verschwand – Jay und sie waren erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt.
    Warum war Caitlin so erbost darüber, dass sie Eoghan gebeten hatte, sie nach Washington zu begleiten, um wegen Aidans angeblichem Hochverrat mit McKinley zu sprechen und um eine Begnadigung durch den Präsidenten zu erwirken? Und wieso gab sich Caitlin gegenüber Aidan, der die Familienehre beschmutzt hatte, derart unversöhnlich? Caitlin hatte in diesem Krieg zwei Enkel verloren: Rory, den tapferen Kriegshelden, der unter Teddy Roosevelt auf Kuba gefallen war, und Aidan, den feigen Verräter, wie sie ihn nannte, der nun auf Alcatraz lebendig begraben war. Fürchtete sie die Schlagzeilen, wenn Aidan begnadigt würde? Oder den Skandal, der Eoghan auf dem Weg ins Weiße Haus schaden könnte?
    Shannon rechnete es Eoghan hoch an, dass er sie zu McKinley begleitet hatte, um sich für Aidan einzusetzen – er hatte Caitlin zum ersten Mal getrotzt. McKinley hatte ihr versichert, wie sehr er Eoghan als künftigen Senator von Kalifornien und baldigen Präsidentschaftskandidaten schätzte. Und er hatte ihr versprochen, die Rechtmäßigkeit des Urteils zu überprüfen. Mit einem festen Handschlag hatte er Eoghan und sie verabschiedet, und sie waren zu ihrem Zug zurückgekehrt, um mit Tom und Lance nach New York weiterzufahren.
    Shannons ehemaliger Verlobter hatte ihr vor ihrer Abreise aus San Francisco seine Aufwartung gemacht und sie gebeten, sie nach New York begleiten zu dürfen. Lance hatte wegen Sissy bei Charlton vorgesprochen, der seinen Antrag jedoch abgelehnt hatte. Als Lance das Foto seiner Schwester Gwyn auf den Tisch legte, hatte es zwischen Charlton und Josh einen Machtkampf gegeben, ein erbittertes Wortgefecht, in dem Charlton offenbar das letzte Wort behalten hatte.
    Bei ihrem Abschied in New York bat Lance sie, seine Schwester mit nach San Francisco zu nehmen. Als er ihr sagte, Charlton habe entschieden, dass Josh und Gwyn sich kennenlernen sollten, wusste sie nicht, ob sie darüber lachen oder weinen sollte: Rob, Josh und sie waren genau in derselben Situation. Shannon hatte Lance mit seinem Brillantring zurück nach New York geschickt. Josh würde Gwyn ein Diamantkollier schenken und vermutlich genau dasselbe tun …
    Der Ruck, mit dem der Zug jetzt anrollte, riss Shannon aus ihren Gedanken. Eoghan, der eben noch Hunderte von Händen geschüttelt hatte, ergriff das Geländer, sprang schneidig auf den fahrenden Zug, stellte sich neben sie und winkte der johlenden Menge zu, während die Nationalhymne mit den letzten Tönen verklang. Mr Wilkinson hastete dem Zug hinterher. »Ma’am!«, rief er eindringlich. Shannon beugte sich zu ihm hinunter. Der Butler warf Caitlin einen Blick zu, doch die beachtete ihn gar nicht. »Ihr Duryea steht bereit. Ich erwarte Sie dort. Bitte kommen Sie sofort. Die Angelegenheit duldet keinen Aufschub.«
    Während Mr Wilkinson stehen blieb und in der fähnchenschwingenden Menge verschwand, wandte Shannon sich zu Eoghan um. »Bitte entschuldige mich!«
    Verdutzt blickte ihr Cousin sie an. »Hey, warte doch mal!«, protestierte er, als sie die Stufen hinunterkletterte und vom Zug sprang. »Wohin willst du denn? Shannon!«
    Während der Zug beschleunigte, um nach Sacramento zu fahren, kämpfte sie sich Hände schüttelnd und Glückwünsche entgegennehmend durch die Menge.
    Mr Wilkinson erwartete sie neben ihrem Duryea. »Ma’am, bitte verzeihen Sie, dass ich diesen Augenblick des Triumphes mit einer so tragischen Nachricht …«
    Mit erhobener Hand unterbrach sie ihn. »Was ist los?«
    »Mr Skip … es geht ihm sehr schlecht.«
    Skip, nein! Bitte nicht schon wieder! Sie atmete tief durch und fragte mit einer ruhigen Besonnenheit, die sie nicht empfand: »Was ist passiert?«
    »Ich erhielt einen Anruf aus Chinatown.«
    »Er war wieder in dieser chinesischen Opiumhöhle?«
    »Ja, Ma’am. Ich bin sofort hingefahren.«
    »Wie geht es ihm?«
    Mr Wilkinson zögerte. »Er war bewusstlos.«
    »Eine Überdosis?«, fragte sie erschrocken.
    Der Butler nickte. »Ich habe ihn ins Bett gebracht und wie beim letzten Mal Alistair McKenzie angerufen. Mr Skip erwachte jedoch, bevor der Doktor erschienen war. Er hat getobt wie … bitte verzeihen Sie, Ma’am! Mr Skip hat verzweifelt geweint, dann ist er mit seinem Baseballschläger durch das Haus getaumelt. Ich habe versucht, ihn davon abzuhalten, aber er hat sich mit dem Schläger gewehrt. Er hat Mrs Tyrells Arbeitszimmer verwüstet, ihr

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