Im Herzen der Zorn (German Edition)
vermischte. Schraubte schnell den Deckel wieder zu. Schob das Fläschchen zurück in ihre Handtasche und wischte sich gerade den Finger ab, als Gabby, immer noch in ein Handtuch gewickelt, wieder ins Zimmer gerauscht kam und sie fragte, ob sie mit Em und ihr ins Kino gehen wollte.
»Em wird ungefähr in einer halben Stunde hier sein«, sagte sie und schlenderte zu ihrem Kleiderschrank. »Es wird Zeit, dass ich mich fertig mache.«
»Eigentlich bin ich nur vorbeigekommen, um dir das Stirnband zu bringen«, antwortete Skylar, deren Nerven praktisch blank lagen. »Meine Tante wartet sicher schon draußen.«
Sie musste aus dem Zimmer verschwinden, bevor Gabby in die Nähe der Creme kam.
»Wir sehen uns dann in der Schule!«, rief sie noch, während sie schon die Treppe hinunterrannte. Sie knallte so fest die Tür hinter sich zu, dass sie hätte schwören können, etwas zu Bruch gehen zu hören.
Kapitel 21
Persephone war in der Unterwelt …
Em hatte sich den ganzen Tag ins Powerflower zurückgezogen und versucht, an ihrem Englischreferat zu arbeiten, bevor sie Gabby am Abend zum Kino abholen wollte. Unglaublich – trotz zweier Caffè Latte und eines normalen Kaffees fiel es ihr schwer, sich auf die Schule zu konzentrieren, weil ihr dauernd Gedanken an irgendwelche Verbannungsriten durch den Kopf schossen. Sie hatte inzwischen alles über die unterschiedlichsten Opferrituale gelesen, was sie allerdings fast wahnsinnig machte. Was konnten sie und Drea schon tun? Sie hatte jedenfalls nicht vor, ein Ferkel zu töten. Oder noch eine Schlange.
Und jetzt war sie auch noch auf diesen ganzen Kram über Persephone gestoßen, die schöne Göttin, die von Hades entführt worden war. In seinem dunklen Totenreich wurde sie durch einen Trick dazu gebracht, Granatapfelkerne zu essen, woraufhin sie teilweise dieser Unterwelt angehörte, in der sie von da an bis in alle Ewigkeit vier Monate des Jahres verbringen musste.
Em hörte Tys helle Stimme sagen: Das wird dich für immer an uns binden . Der Kaffee in dem Becher zwischen ihren Handflächen war noch kochend heiß, aber plötzlich wurde ihr ganz kalt – was hatte sie nur getan?
Ohne weiter nachzudenken, zog sie ihr Handy heraus und rief Drea an. Sie würde ihr nicht wirklich die Wahrheit sagen. Aber sie konnte ein paar Andeutungen machen. Während sie darauf wartete, dass Drea abhob, zwirbelte sie einen ihrer beiden Zöpfe um den Finger.
»Wir müssen reden«, sagte sie sofort, als ihre Freundin sich meldete. »Ich dreh langsam durch.«
»Auch hallo«, begrüßte Drea sie. Dann wurde ihr Tonfall ungewohnt ernst. »Warum kommst du nicht zu mir rüber und wir besprechen das Ganze? Ich glaube, ich hab ein paar gute Neuigkeiten, die dir vielleicht helfen werden.«
Em sagte zu, legte auf … und merkte im selben Augenblick, dass sie sich doppelt verabredet hatte. In einer halben Stunde sollte sie Gabby treffen, um vor dem Kinobesuch Pizza zu holen. Sie tippte eine SMS an Gabby – Verspäte mich, bin aber bald da. Versprochen! – und wollte gerade SENDEN drücken, als sie über die Schulter eine Stimme hörte.
»Tss, tss.«
Sie sah auf. Hinter ihr stand Crow, in schwarzer Jeans und schwarzer Lederjacke, einen Kaffee in der Hand. »Persephone hätte darauf hören sollen, als Hades sie warnte«, sagte er und deutete auf ihr Buch.
Sie hatte Crow seit dem Abend in dem Kellerclub nicht mehr gesehen, was nicht etwa hieß, dass sie überrascht gewesen wäre, ihm im Powerflower über den Weg zu laufen. Ehrlich gesagt war sie sich nicht sicher, ob sie auf eine Gelegenheit gehofft hatte, ihn auf die Sache anzusprechen, oder ob sie ihm lieber aus dem Weg gegangen wäre. Mit ihrer abgewetzten Cordhose und dem alten grünen T-Shirt hatte sie sich zwar nicht direkt in Schale geworfen – aber es gab unzählige Orte, an denen sie hätte lernen können, doch sie hatte sich das Café ausgesucht, in dem Crow gewöhnlich sein Bier trank. Das war Antwort genug.
Herrje. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie eigentlich fühlte. Ihr Leben war ein totales Chaos, das war die einzige Tatsache, auf die sie sich verlassen konnte.
»Was willst du?«, fragte sie und versuchte, ihre Stimme möglichst gleichgültig klingen zu lassen, während sie demonstrativ ihre Sachen zusammenpackte.
»Dir das hier geben«, antwortete Crow und schob eine CD in durchsichtiger Hülle über den kleinen Cafétisch. Em sah sie verständnislos an. »Das ist ein Song. Von mir.« Er räusperte sich. »Für
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