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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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dich.«
    Ein kleiner Schmetterling begann, in ihrem Bauch zu flattern, aber Em wehrte sich dagegen. Sie warf die CD in ihre Tasche und erhob sich. »Danke«, sagte sie und schlug dann einen freundlicheren Tonfall an. »Aber sollte ich nicht eigentlich dir ein Geschenk machen, weil du neulich Abend den Bodyguard gespielt hast?«
    Jetzt war es an Crow, Em verständnislos anzuschauen. Ihr fiel zum ersten Mal auf, wie symmetrisch seine Züge waren – seine gerade Nase, seine schmalen Lippen, sein ausgeprägter Kiefer. Alles klare Linien.
    »Komm schon, Crow, stell dich nicht dumm«, sagte sie. »Du weißt, wovon ich rede. Der Club unter Benson’s Bar. Ich hab dich neulich Abend da gesehen. Woher hast du überhaupt davon gewusst? Bist du uns gefolgt?«
    »Du und Drea seid nicht die Einzigen, die auf dem neuesten Stand sind, was das Nachtleben hier betrifft«, antwortete Crow und nahm die Schultern in seiner Lederjacke nach hinten. »Ein paar Freundinnen haben mir von der Location erzählt.«
    Em zog eine Schnute, kniff die Augen zusammen und sah zu ihm auf. »Was für Freundinnen?«
    Er lachte. »Warum willst du das wissen? Bist du etwa eifersüchtig?«
    Gott. Er machte sie wahnsinnig. Ihr gefiel seine großspurige Art nicht, genauso wenig wie die Tatsache, dass er scheinbar etwas vor ihr verbarg. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun, diese Unterhaltung noch länger fortzusetzen. Sie wandte sich zum Gehen.
    Er packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich; als sie sich umdrehte, war seine ganze Großspurigkeit plötzlich verflogen. »Ja«, sagte er. »Ich … bin euch dorthin gefolgt. Aber bloß, weil ich mir Sorgen gemacht habe, und … ich will nur aufpassen, dass dir nichts passiert.« Er holte Luft und schien noch etwas dazu erklären zu wollen, sagte dann aber nur leise: »Es gibt vieles an mir, das du nicht verstehen würdest.«
    Er hielt sie weiter am Arm, den Em bis jetzt noch nicht weggezogen hatte, während sie dastand, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, und ihn anblickte, unfähig, sich zu rühren. Seine gelbgrünen Augen flackerten hypnotisch. Genau in diesem Moment hustete hinter ihnen jemand.
    Em wusste es, noch bevor sie sich umdrehte. Sie wirbelte herum und sah, wie er sie beobachtete, mit Augen wie Schlitzen. »JD!«, rief sie und ihre Stimme kam ganz hoch und piepsig aus ihrem Mund.
    Dem Ausdruck in seinem Gesicht nach zu urteilen, glaubte er offensichtlich, gerade Zeuge einer ergreifenden Liebesszene geworden zu sein. Em riss ihr Handgelenk aus Crows Umklammerung, aber es war zu spät.
    »Wenn es doch bloß ein paar mehr Cafés in Ascension gäbe«, sagte JD mit vor Herablassung triefender Stimme, warf ihr ein vielsagendes, wütendes Grinsen zu und stürmte aus dem Powerflower.
    »Warte!«, rief sie ihm nach.
    Crow versuchte, sie an der Schulter zu packen. »Em, halt.«
    Doch Em hörte ihn kaum – alles, was sie spürte, war, dass die Kluft zwischen ihr und JD noch tiefer geworden war.
    »Lass mich in Ruhe!«, fauchte sie und drängte sich an Crow vorbei hinaus auf den Parkplatz, wo sie, ohne einen weiteren Blick zurück, zu ihrem Auto stolzierte.
    Bei Drea angekommen, klingelte Em an der Haustür und klopfte mehrmals – vergeblich. Drea war zu Hause, sie konnte das Licht in ihrem »Arbeitszimmer« durch das trübe Kellerfenster sehen. Also ging sie einfach leise hinein und achtete darauf, möglichst rasch am Wohnzimmer vorbeizuhuschen, wo, wie gewöhnlich, Dreas Dad beinahe komatös vor dem blau flimmernden Fernseher saß. Sie steuerte die Kellertreppe hinunter, zu sehr in ihren Gedanken verloren, um sich irgendwie anzukündigen. Als sie die bunten Vorhänge beiseiteschob, die als Raumtrenner dienten, sprang Drea von ihrem Platz auf und rang nach Luft.
    »Gott! Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt, Em!«, rief sie und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »Du siehst ja aus wie ein Gespenst.«
    Em stand nur da und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Drea zu sehen, erinnerte sie an Crow. Was sie an JD erinnerte. Was sie an die Furien erinnerte. Was ihr Kopfweh machte. Es war, wie auf dem Sitz einer Achterbahn festgeschnallt zu sein, ohne aussteigen zu können.
    »Feuer«, sagte Drea plötzlich.
    Em blickte auf, kurz aus ihrer Trance gerissen. »Was?«
    Drea setzte sich wieder hin. Em sah sie endlich richtig an und stellte fest, dass sie ganz nervös war – ihr Bein zuckte hektisch auf und ab und sie rieb fortwährend die Lippen aneinander. Sie zeigte vor sich auf ein Buch. »Ich hab das

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