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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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zerknüllte Blätter Papier. Wollte Drea etwa mit diesem Zeug Feuer machen?
    »Aber – sie sind doch keine menschlichen Wesen«, sagte Em. »Wie können wir sie da verbrennen?«
    Drea setzte ihr Muss-ich-denn-wirklich-alles-erklären- Gesicht auf. »Darum geht es doch nicht«, erwiderte sie. »Es ist ein Ritual. Wir müssen den Prozess umkehren. Und zwar bald. Vertrau mir einfach, okay? Und du musst dabei sein. Wenn du nicht dabei bist, funktioniert es nicht.« Sie sah Em flehentlich an und Em wurde langsam klar, dass es Drea verdammt ernst war.
    »Es ist bloß … ich weiß nicht so recht«, antwortete Em. Dreas Plan machte ihr mehr als nur ein bisschen Angst. Ein Feuerritual war schließlich um einiges drastischer, als nur eine Schlange zu erstechen.
    »Vertrau mir«, wiederholte Drea.
    »Versteh das bitte nicht falsch«, erwiderte Em und versuchte, ihre Stimme so freundlich wie möglich klingen zu lassen. »Aber warum sollte ich dir vertrauen? Wieso verrennst du dich überhaupt so in die Sache mit den Furien? Meinst du nicht, dass ich auch ein Wörtchen mitreden sollte, wenn es darum geht, wie wir mit ihnen verfahren? Schließlich bin ich diejenige, hinter der sie her sind. Ich bin diejenige, die sie quälen und …«
    »Em.« Drea unterbrach sie mit verärgertem, aber ruhigem Tonfall, als spräche sie mit einem Kind. »Die Welt dreht sich nicht nur um dich. Ich hab meine Gründe.«
    »Ach ja?« Em machte einen Schritt auf sie zu. »Du hast also deine Gründe. Dann mal raus damit. Ich bin ganz Ohr. Bisher hast du mir nämlich rein gar nichts davon erzählt.«
    Drea sah weg und einen Moment lang befürchtete Em, sie wäre zu weit gegangen. Drea würde sich weigern zu antworten. Aber dann blickte sie sie wieder an und wirkte weicher und verletzlicher, als Em sie jemals gesehen hatte.
    »Du willst einen Grund?« Drea sprach mit leiser, bedächtiger Stimme und kniff die Augen zusammen. »Gut. Ich nenne dir einen Grund. Willst du wissen, warum mein Dad kaum noch das Haus verlässt? Warum er es gerade noch so schafft, aus dem Bett zu kommen? Er gibt sich die Schuld, Em. Er gibt sich die Schuld am Tod meiner Mom – er glaubt, sie hätte sich umgebracht. Kurz bevor sie starb, hatten die beiden einen Streit. Er glaubt, er wäre es gewesen, der sie unglücklich gemacht hat.«
    Auf einmal spürte Em einen riesigen Stein im Bauch, der ihr Übelkeit verursachte. Plötzlich wusste sie Bescheid. Das kam ihr alles zu bekannt vor. »Die Furien«, sagte sie leise. »Sie haben sie verfolgt?«
    Drea nickte. »Sie hatten es auf sie abgesehen. Da bin ich mir sicher.« Sie blickte sich im Zimmer um, obwohl sie die Einzigen im Raum waren. »Nach ihrem Tod hab ich eine Orchidee gefunden. Sie steckte zwischen ihren Pullovern. Da lagen auch Zettel. Mit Nachrichten, in denen sie verspottet wurde.« Dreas Stimme war jetzt kaum noch hörbar. »Ich hab die Orchidee und die Nachrichten im Garten hinterm Haus vergraben. Und egal, was sie glaubten, was sie getan hätte, ich bin mir sicher, dass sie unschuldig war. Ich weiß es.«
    »Was ist mit ihr passiert? Wie ist sie gestorben?«, erkundigte Em sich vorsichtig.
    Drea betrachtete ihre Hände und pulte sich an Fingernägeln und Nagelhaut, die an ihrem rechten Zeigefinger schon zu bluten begann. »Sie hat in der Kneipe oben an der Route 4 gearbeitet – es war die Spätschicht. Die anderen Kellnerinnen und der Koch sagten, sie hätte darauf bestanden, dass alle nach Hause gehen, dass sie den Laden alleine zumacht. Sie sagten, sie hätte nervös gewirkt. Aber keiner hat sich was dabei gedacht, bis …«
    »Sie sie gefunden haben«, murmelte Em.
    »Der Koch … am nächsten Morgen. Sie war …« Drea musste schlucken. »Sie war im Kühlraum.« Drea zog sich mit einem Ruck die Kapuze ihres Sweatshirts über. »Nirgendwo Verletzungen, nichts – sie ist einfach erfroren. Sie war zwölf Stunden in dem Kühlraum gefangen. Der innere Türgriff war abgebrochen.«
    Em hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen. »Die Furien haben sie im Kühlraum eingesperrt?«
    Drea warf die Arme in die Höhe und sagte voller Wut: »Ich weiß es nicht. Kann sein. Oder sie hat vielleicht wirklich versucht, sich umzubringen. So oder so, die Furien waren schuld.« Ihre Augen funkelten vor Hass. »Und meinen Dad hätten sie am besten gleich mit umbringen können. Manchmal frage ich mich, wie viel er über sie wusste. Ich erinnere mich irgendwie dunkel an ein Feuer … Vielleicht hat er ja auch versucht,

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