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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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strichen ihr Crows Finger über das Handgelenk. Die Gänsehaut kehrte zurück, wurde jedoch von ihr ignoriert. Sie weigerte sich eisern, mit Crow Blickkontakt aufzunehmen. Es war besser, so zu tun, als wäre nichts passiert.
    »Wir müssen los, Drea«, sagte sie, als dächten sie daran, ihre Zeit noch länger auf dem Supermarktparkplatz zu verbringen.
    »Sie ist eine strenge Zuchtmeisterin«, sagte Crow zu Drea und neigte den Daumen in Ems Richtung. »Ich an deiner Stelle würde mich in Acht nehmen.« Dann sprang er grinsend zurück in seinen Truck. »Aber mal im Ernst, Ladys. Ich glaube keine Sekunde, dass ihr zu einem Konzert nach Portland wollt. Was immer ihr vorhabt, seid vorsichtig. Ich übernehme keinerlei Verantwortung als derjenige, der euch die Pässe besorgt hat und so.«
    »Wie hältst du es nur mit ihm aus?«, murmelte Em, als sie wieder in das Auto von Dreas Dad stiegen, das sie für diesen Abend ausgeliehen hatten.
    »Manchmal frage ich mich, wie er es mit uns aushält«, antwortete Drea nachdenklich.
    Wochenlang hatte sie geschwitzt, doch als sie auf den Parkplatz vor dem Benson’s einbogen, war Em plötzlich eiskalt. Vor Nervosität klapperten ihr die Zähne und ihr ganzer Körper zitterte.
    »Alles klar?« Drea warf ihr einen besorgten Blick zu.
    »Alles klar«, erwiderte Em und nickte entschieden. »Mir geht’s gut. Es kann losgehen.« Kleine Steinchen knirschten unter ihren Füßen, als sie auf dem geschotterten Platz um das Gebäude herumgingen.
    Genau wie Chase es in seinem Notizbuch beschrieben hatte, stand direkt hinter der Bar ein Müllcontainer an der Wand.
    »Ist er das, was meinst du?«, fragte Drea.
    »Das muss er sein«, antwortete Em. »Komm, wir schieben ihn weg.«
    »Klar, schieben wir ihn einfach weg«, erwiderte Drea trocken. »Zum Glück hatte ich heute schon Sport. Ich bin richtig in Schwung.« Im letzten Moment zog Drea Em noch zurück. »Wo ist dein Schlangenanstecker?«, fragte sie. »Du trägst ihn gar nicht.« Ihren eigenen hatte sie direkt über der rechten Brust angesteckt.
    »Ich hab ihn in meiner Tasche«, log Em. »Jetzt komm schon.«
    Sie stemmten sich gegen den Metallcontainer, der daraufhin zur Seite glitt, als stünde er auf Schienen. Dahinter befand sich eine glänzende Tür. Augenblicklich flog sie auf, ein bulliger Türsteher stand mitten im Türrahmen. Em wäre am liebsten vor ihm zurückgewichen. Seine Augen … Irgendetwas stimmte mit seinen Augen nicht.
    Dann sah sie es: Seine Pupillen waren nicht schwarz. Sie waren rot. Sie bebte am ganzen Körper.
    Der Türsteher schien sie beinahe erwartet zu haben. Er musterte sie kurz und fragte noch nicht einmal nach ihren Ausweisen. Stattdessen winkte er sie herein, in Richtung einer mit rotem Teppichboden ausgelegten Treppe. Der Raum war so spärlich beleuchtet, dass es unmöglich war zu sagen, was sich an deren Fuß befand. Em hörte ein schwaches, rhythmisches Pochen. Als sie begannen, nach unten zu steigen, ließ Drea Em nicht los. Em blickte dankbar auf ihre sich umklammernden Hände. Es schien fast, als hätte auch Drea, die ewig Unerschrockene, diesmal Angst.
    Als der enge Treppenraum sich langsam weitete – Em musste an einen Mund denken, der sich öffnete, um sie mit Haut und Haaren zu verschlingen –, wehte ihnen ein prickelnd warmer Luftzug entgegen. Em spürte Feuer, das kribbelnde Gefühl von Flammen, die an ihrem Körper emporzüngelten. Es ähnelte der Empfindung, die sie in dem alten Haus im Wald gehabt hatte …
    Dieses Mal hatte es jedoch eine seltsam belebende Wirkung und versetzte sie in höchste Alarmbereitschaft. Sie war sich sicher, dass die Furien hier waren.
    »Egal, was du tust, bleib immer in meiner Nähe«, sagte Drea, bevor sie um die Ecke bogen und den Nachtclub betraten. Em nickte.
    Dann waren sie schon mittendrin in etwas, das Em noch nie zuvor gesehen hatte. Der höhlenartige Raum war niedrig und düster und voller Menschen. Riesige goldene Vogelkäfige baumelten von der Decke, aber ohne Vögel. Stattdessen hingen in ihrem Inneren wachsame Schlangen träge an goldenen Stangen, züngelten mit ihren gespaltenen Zungen und drehten und wanden sich scheinbar zum Takt der Musik.
    Überall im Raum drehten sich Männer und Frauen zu pulsierenden Klängen im Kreis. Andere tranken etwas aus einem Brunnen in Form einer seltsamen Hybridgestalt – einer nackten Frau mit riesigen Klauen. Sie hatte den Mund geöffnet und eine grüne Flüssigkeit rann ihr von der Zunge; damit füllten die Gäste

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