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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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ihre Becher.
    Chase hatte recht gehabt. Die Menschen in diesem Club gehörten zu den schönsten, die Em je gesehen hatte. Ihr Blick wurde von tätowierten Männern mit nacktem Oberkörper angezogen und von Frauen in knappen Kleidern mit schweren, dunkel geschminkten Augen. Sie kam sich plötzlich sehr jung vor, sehr ungelenk und sehr ängstlich.
    Sie verschränkte die Arme und spürte Drea neben sich zittern. Auch sie wirkte plötzlich ganz jung. Die Musik war zu laut, um sich miteinander zu unterhalten. Em zeigte auf eine lange Theke, die – wie alles andere in dem Club – voller Menschen war. Sie gingen darauf zu.
    Der Rhythmus der Musik schien durch den Fußboden zu kommen, versetzte Ems Beine in Schwingungen und ließ ihr leicht schwindelig werden. Ein dunstiger Nebel schien durch jede Ritze des Raumes zu dringen – und durch jede einzelne Pore von Ems Haut. Während sie sich durch die Menschenmenge drängte, hatte sie immer mehr das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, als wäre sie von irgendetwas fremdgesteuert. Männer musterten sie von oben bis unten und lächelten vielsagend. Frauen ebenfalls. Sie versuchte, den Blick weiter nach vorne zu richten, wurde jedoch zunehmend nervöser. Sollten sie vielleicht besser gehen? Sie drehte sich um, wollte nachsehen, ob Drea sich noch wohlfühlte. Drea wusste immer, was zu tun war.
    Aber Drea war nicht mehr hinter ihr.
    In Panik versetzt, wirbelte Em herum, hielt Ausschau nach Dreas lila Haaren. Sie waren getrennt worden. Das Einzige, was nicht hatte passieren sollen, war passiert.
    Sie begann, sich wieder in Richtung Tür zu schieben. Sie hatten die Sache nicht mehr im Griff. Sie mussten hier raus.
    Und doch, trotz ihrer Furcht, kroch die verführerische Stimmung im Raum Em immer weiter in die Adern, hieb ihren Rhythmus tiefer und tiefer in ihren Körper. Durch den süß riechenden Rauch trübte sich nach und nach ihr Bewusstsein, und während ihre Gedanken verschwammen, begannen ihre Glieder, sich langsam zu lösen. Ein über und über tätowierter Mann ergriff ihre Hand, um sie zum Tanz zu locken. Zuerst widerstand sie. Drea. Sie musste Drea finden.
    Aber sie konnte sich nicht zurückhalten, die hypnotisierende Musik zog sie mit sich wie ein unermüdlicher Strom. Sie ließ den Mann seine Hand auf ihre Hüfte legen. Ließ sie dort verweilen.
    Die Musik … flüsterte … rief nach ihr …
    Sie legte ihre Hand auf seinen muskulösen Arm, berührte seine glatte Haut, kam sich vor wie im Traum. Sie atmete seinen würzigen Geruch ein. Es fühlte sich so gut an, sich einfach gehen zu lassen … Sie schloss kurz die Augen, bewegte die Hüften im Takt, ließ zu, dass er sich an sie presste …
    Als sie die Augen wieder aufschlug, war ihr Blick ganz benebelt. Und der Erste, den sie deutlich erkannte, war kein anderer als Crow. Da. Auf der anderen Seite des Raumes, neben dem Brunnen. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf seine dunklen Haare, seine suchenden Augen, dann schloss sich die Menge wieder und er war verschwunden.
    Aber sie hatte ihn gesehen, da war sie sich sicher. Ihr Bewusstsein schaltete wieder auf Alarmbereitschaft.
    Was zum Teufel machte er denn hier? War er ihr und Drea etwa gefolgt?
    Drea .
    Sie riss sich von ihrem Tanzpartner los und begann, sich einen Weg zum Brunnen zu bahnen. Doch als sie an der Stelle ankam, wo sie Crow gesehen hatte, war er verschwunden.
    Tap, tap, tap. Sie spürte einen Finger auf der Schulter. Em zuckte zusammen und stieß einen kurzen Schrei aus. Doch als sie sich umdrehte, sah sie, dass es nur Drea war.
    »Wo warst du?«, schrie Em über die Musik hinweg. Anstatt erleichtert zu sein, stieg eine Woge unbändiger Wut in ihr hoch. Das hatte natürlich etwas mit ihrem schlechten Gewissen zu tun, sie fragte sich, ob Drea sie womöglich hatte tanzen sehen.
    »Ich hab dich verloren!«, schrie Drea zurück.
    Em zog sie in eine der Nischen, die in die felsigen Wände gemeißelt waren. Dort hallten ihre Stimmen zwar, aber sie konnten sich wenigstens verstehen.
    »Crow ist hier«, sagte Em, immer noch laut. »Ich hab ihn gesehen, direkt da drüben.«
    Drea sah sie ungläubig an. »Crow? Hier? Bist du sicher?« Sie legte den Kopf zur Seite und zog die Augenbrauen hoch. »Bist du sicher, dass das nicht bloß Wunschdenken ist?« Selbst in dieser Atmosphäre hatte Drea ihren speziellen Sinn für Humor anscheinend nicht verloren, der hauptsächlich darin bestand, Em auf die Schippe zu nehmen. Offensichtlich war ihr der Rauch nicht so zu Kopf

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