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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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zurückkehrte, die er sich ausgeliehen hatte.
    »Khamwas«, sagte er barsch, »kommt, helft mir mit dem Fenster.«
    Stern hatte sich in eine Ecke der Türnische gekuschelt und schlief mit dem Cape des Napataners als Kopfkissen. Khamwas stand vor ihr und beobachtete sowohl die Straße wie den Karawanenmeister. Ohne die weite Oberbekleidung war er sehr dünn.
    »Ich.«, sagte er und blickte auf das Kind hinunter. »Ich dachte, es wäre gut, wenn sie sich ein bißchen ausruhen würde, darum. Sie ist so sehr wie meine eigene Tochter, wißt ihr.«
    »Ich wollte, ich verstünde mehr von dem, was sie braucht«, sagte der Cirdonier leise und blickte ebenfalls auf sie hinunter. »Ich wünschte, ich wüßte, was sie braucht, was ein Kind braucht. Aber man tut, was man kann.«
    Wieder schnitt er eine Grimasse. »Nehmt sie mit. Ich brauche Euch, damit ihr mir diese Winde reicht, wenn ich soweit bin.« Er schwang kurz seinen Umhang auf, um das Werkzeug zu zeigen. »Und ich möchte nicht, daß sie auf der Straße bleibt, wo jeder sie sehen kann. Auch wenn sie deshalb wieder aufgeweckt werden muß.«
    Der Himmel hatte sich über dem schmalen Durchgang zwischen den zwei Häusern geschlossen. Es war so dunkel wie in einem engen Loch und die Luft so reglos wie in einer Höhle drei Meilen unter der Erde. Samlor fand die richtige Stelle auf Grund seiner Erinnerung an die sechs vorsichtigen Schritte, die ihn unter das Fenster geführt hatten, als er es noch sehen konnte.
    Er kletterte hinauf, indem er Hände und Füße gegen die beiden so dicht beisammenstehenden Häuser stemmte. Das war nicht schwierig, aber er wäre fast gefallen, als er sich nach der Schraubenwinde bückte, die Khamwas ihm hochreichte.
    Das Fenstergitter hätte vielleicht sogar einem Rammbock widerstanden. Die Schraubenwinde übte ihren Druck seitwärts auf die Gitterstäbe und ihren Rahmen aus. Das Gitter zerbrach, als der Cirdonier die Schraubenwinde unerbittlich bis zum Anschlag drehte, ohne darauf zu achten, wie die Anstrengung seinen erschöpften Muskeln zusetzte.
    Mit letzter Kraft taumelte Samlor durch die Öffnung und fiel ausgestreckt auf den Boden des Raums dahinter.
    »Gepriesen sei Heqt, in der die Welt lebt«, murmelte Samlor, als seine Sinne ihn in die äußere Welt zurückbrachten. Der Marmorboden unter ihm war kalt und glatt von Wasser. Die Glasscheiben waren nicht geschlossen gewesen, als es das letzte Mal geregnet hatte; und das war, wie er den Gesprächen in der Karawanserei entnommen hatte, vor mehr als einer Woche gewesen.
    Khamwas rief aus dem Durchgang. Seine Worte waren nicht zu verstehen, wohl aber die Besorgnis in seinem Ton.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte der Karawanenmeister. Er griff nach dem Fensterbrett.
    »Alles in Ordnung«, wiederholte er und lehnte sich aus der Öffnung, durch die er eben hereingeklettert war. »Einen Moment, ich finde. « Er schob einen Vorhang zur Seite. »Ja, gleich habe ich was, an dem Ihr heraufklettern könnt.«
    Er riß die Vorhänge herunter und ließ sie für seine Begleiter aus dem Fenster baumeln. Samlor war es inzwischen gleichgültig, welchen Schaden sie hier anrichteten - solange sie nur so rasch wie möglich wieder wegkamen.
    Das Fenster war kaum als Rechteck zu erkennen, und die Luft roch immer noch nach Gewitter.
    Unten fand ein leiser Wortwechsel statt, dann kam Stern den Vorhang hoch und fuchtelte zornig mit den Beinen. Ihre Stimme klang schmollend, als sie heftig fragte: »Was ist das für ein schreckliches altes Haus? Ich mag es nicht!«
    Vielleicht ging von diesem Haus etwas aus, das sie fühlte -vielleicht war sie aber auch nur vor Übermüdung quengelig, wie andere Siebenjährige an ihrer Stelle es auch wären.
    Jedenfalls hatte Samlor jetzt keine Zeit, sich deshalb Sorgen zu machen. Er faßte das Kind mit dem linken Arm unter den Schultern und hob es ins Gemach. Stern schrie auf, als ihr Kopf den Fenstersturz streifte, aber sie hätte wirklich daran denken können, ihn einzuziehen.
    »Meinen Stab, Meister Samlor«, bat Khamwas.
    Der Cirdonier lehnte sich hinaus und griff nach etwas, das sich als das Ende eines gewöhnlichen Holzstabes erwies. Hinter ihm erhellte sich das Gemach in blassem Blau.
    Stern hätte es natürlich nicht tun sollen, ohne vorher zu fragen, aber sie brauchten Licht, und sie war ja schließlich noch ein Kind und kein vernünftiger Erwachsener. Samlor schob den Stab mit der Linken hinter sich, während er mit der Rechten und seinem ganzen Gewicht den Vorhang

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