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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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kennengelernt. Nun war sie also auch tot.
    Es war noch ein Anruf auf der Maschine. Sie hörte Hubertus’ Stimme. Er teilte ihr mit, dass Heiliger verhaftet worden war. »Ich habe die Vernehmung verfolgt. Ich denke nicht, dass Paula Zeisberg die Sache unter Kontrolle hat. Wie konnte es ihr passieren, dass der Haftbefehl wieder aufgehoben wurde? Er ist der Täter. Ich habe den Beweis und möchte mit dir darüber sprechen. Ruf mich an.«
    Nach diesen beiden Nachrichten hatte sie sich setzen müssen. Wenn sie Hubertus Bach richtig verstanden hatte, war Heiliger auch der Mörder seiner Freundin. Er musste ein Besessener sein, ein Monster.
    Nachdem bei Hubertus zu Hause der Anrufbeantworter geschaltet war, erreichte sie ihn auf seinem Handy. »Was hast du gegen ihn gefunden?«
    »Ich habe mir sein Atelier angesehen, als die Neunte und die Spurensicherung da noch bei der Arbeit waren. Mir fiel eine Kleinigkeit auf, die Justus als bedeutungslos beiseitewischte, obwohl ich ihn darauf hinwies. Ich wollte aber keinen Ärger und bin der Sache selbst nachgegangen. Das ist der entscheidende Beweis gegen Heiliger.«
    Jetzt saß sie in der S-Bahn und betrachtete ihr Spiegelbild in der Scheibe. Ihr fiel ein, dass ihr Vater immer sagte, sie sei nicht totzukriegen. Diesen Zuspruch brauchte sie jetzt.
    Allmählich spürte sie die Erleichterung, dass gleich alles zu Ende sein würde. Es war eine schwierige Zeit gewesen, voller Schrecken und Irritationen. Manchmal war sie nachts von einem Geräusch aufgewacht und hatte überlegt, ob es aus ihrer Wohnung kam oder von draußen und ob sie die Tür verriegelt hatte.
    Als sie aus dem S-Bahnhof trat, stand er schon neben seinem Wagen, um ihr die Tür aufzuhalten. »Hallo, schön, dass du da bist, ich warte schon eine Weile.« Mit der Bemerkung, dass sie sich ein Taxi hätte nehmen können, ließ er sie einsteigen.
    »Hallo, Hubertus. Wo fahren wir hin?« »Lass dich überraschen.« Er ging um den Wagen herum, und ließ den Motor an.

54
    »Da ist ein Anruf vom Gerichtsmedizinischen Institut«, sagte Ulla. »Soll ich durchstellen?«
    »Ja, bitte. Gibt es inzwischen etwas von Frau Gregor?«
    »Nein, nichts.«
    Professor Posch war am Telefon, um ihr zu sagen, dass Antonia Hartmann nicht von Josef Heiliger schwanger war.
    Paula setzte sich kerzengerade auf und begann, mit der freien Hand ihre Kopfhaut zu massieren, während sie Posch zuhörte. Gleich nach der Einlieferung Antonia Hartmanns zur Obduktion hatte er sie angerufen und um genetisches Vergleichsmaterial gebeten, das man zur Bestimmung des Vaters brauchte. Aus einer seltsam drängenden Intuition heraus hatte sie das Material gewählt. Außer Heiligers Blutprobe hatte sie auch eine Haarprobe von Ralf eingereicht. Völlig verrückt. War es Eifersucht? Das Bild, als Ralf mit Heiliger und der jungen Frau zusammengestanden hatte, als sie in der Galerie den Wohnungsschlüssel abgeholt hatte, war ihr nicht aus dem Kopf gegangen. Sie hatte gespürt, dass die Frau eher zu Ralf gehörte als zu Heiliger. Und auch das Frauenhaar auf Ralfs Hemd war ihr wieder eingefallen. Er hatte zugegeben, dass es von Antonia war.
    Der Hintergrund war sicher, dass sie Ralf seit Monaten als verändert empfunden hatte, höflicher und förmlicher. Zunächst hatte sie es als Verständnis für ihre starke berufliche Beanspruchung interpretiert. Der vorige Fall, vor dem Urlaub, hatte sie schon sehr angestrengt. Aber selbst in dem schönen Urlaub an der See war ihr seine Distanz aufgefallen, sie hatte ihre Beobachtung aber wieder beiseitegeschoben und ihn nicht darauf angesprochen.
    Ein weiteres Indiz, dem sie aber zunächst keine Bedeutung beigemessen hatte, waren die vielen Telefonate, die er mit Antonia geführt hatte. Nach der Ermordung Kasimirs war ihre Wohnung genau untersucht und sämtliche aus- und eingehenden Telefonate waren geprüft worden. Waldi hatte auf der Liste mit den ausgedruckten Telefonnummern dazugeschrieben, von wem die Anrufe stammten und wer von Ralf oder Paula angerufen worden war. Antonia war Ralfs häufigste Gesprächspartnerin in den letzten Monaten gewesen. Sie war nicht dazu gekommen, mit Ralf darüber zu sprechen. Als sie Ralf dann mit Antonia auf der Heiliger-Party sah, hatte sie noch liebevoll gedacht, wie fürsorglich er sich um sie kümmerte, zumal Heiliger das versäumt hatte. Schon zu Anfang, als Paula ihr in der Nähe der Garderobe begegnet war, hatte sie einen ziemlich verlassenen Eindruck gemacht. Der Künstler war nicht da, und so

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