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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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besser als die Idee mit der Plastikgabel?«
    Es kam zu einer kleinen Rangelei, und die beiden Angeklagten wurden fortgebracht. Der Großkardinal nahm auf dem Stuhl eine bequemere Sitzposition ein und setzte die schwarze Mütze ab.
    »Womit wir schließlich beim letzten Tagesordnungspunkt angelangt wären«, sagte er.
     
    Womöglich fragen Sie sich, wie die Verwaltung funktioniert.
    Natürlich gar nicht; aber angenommen, es wäre doch der Fall …
    Da wären zunächst einmal die Abteilungen. Jede einzelne Abteilung verfügt über ein aus Beamten bestehendes Stammpersonal und wird von einem Beamten des mittleren Dienstes oder höher geleitet. Aus den Abteilungsleitern setzt sich der Ausschuß für Finanzen und Allgemeines zusammen, der Beschlüsse faßt, die anschließend vom Wahlausschuß gebilligt werden müssen. Die Aufgabe der Mitglieder des Wahlausschusses besteht darin, nach den Empfehlungen des Finanzausschusses Anordnungen zu entwerfen, die dem obersten Boß zur Genehmigung vorgelegt werden müssen.
    Der oberste Boß. Er selbst. Numero uno. Das höchste Tier. Derjenige, den man schließlich zu sehen bekommt, wenn man unbedingt darauf besteht, den Manager zu sprechen. Der Herrscher.
    Ist doch alles vollkommen logisch, oder? Schließlich wäre es grundlegend falsch, wenn die wahre Macht in den Händen von Berufsbeamten läge, die nicht einmal zur selben Gattung von Lebensformen gehören wie diejenigen, über die geherrscht wird. Der oberste Boß hat unbedingt sterblich zu sein. Nur ist die Schwierigkeit immer gewesen, den richtigen Sterblichen für diese Aufgabe zu finden.
    Schon vor vielen Jahrhunderten waren die Mitglieder des Wahlausschusses auf die raffinierte Idee gekommen, dem Herrscher gar nicht mitzuteilen, worin seine Aufgabe besteht.
    Natürlich belogen sie ihn nicht, Gott bewahre! Aber sie gingen mit der Wahrheit ausgesprochen sparsam um. Zunächst einmal klärten sie ihn lediglich darüber auf, daß er der Herrscher war, ohne in alle jene ermüdenden Einzelheiten zu gehen, die die Beschreibung der Aufgabe eigentlich mit sich brachte. Da jedoch selbst dieses kleine Häppchen Information zu ernsten Schwierigkeiten führte, gewöhnten sie es sich an, sicherzustellen, daß ihnen der Herrscher gar nicht zuhörte, wenn sie ihm diese Auskunft erteilten.
    In der Praxis funktionierte das bis zu einem gewissen Grad. Ohnehin war es nur als vorübergehende Maßnahme gedacht.
    In den letzten neunzig oder hundert Jahren waren die Herrscher zur Zurückhaltung ermuntert worden. Rocco VI. machte Pizzas, wie schon zuvor erwähnt. Sein unmittelbarer Vorgänger, Wang XIV, betrieb in einer der Seitenstraßen von Hongkong, direkt gegenüber von einem der besten kantonesischen Restaurants in der ganzen Kronkolonie, eine kleine Fahrradwerkstatt. Neville III. (historisch besser als ›Neville der Prächtige‹ bekannt) trug in der Nähe von Macclesfield Zeitungen aus und arbeitete nebenbei noch ein wenig als Fensterputzer, lebte also direkt von der Hand in den Mund. Joseph XXXIX. Ncoba schnitzte kleine Holzelefanten. Gupta IX. arbeitete nebenher als Tankwart und gehörte zu den wenigen Herrschern, die jemals wegen eines mit ihrem Amt nicht zu vereinbarenden Interessenkonflikts abdanken mußten. François XXIII. verbrachte in der festen Überzeugung, eine Schraubenzieherratsche zu sein, die gesamte Regierungszeit in einem drei mal anderthalb Meter großen Raum. Und er zählte, da sind sich alle einig, noch zu den besseren Herrschern des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Bei Rocco, Wang, Neville, Joseph, Gupta und François handelte es sich um die erfolgreichen Herrscher; die restlichen genossen sehr viel weniger Ansehen. Den schlechtesten Herrscher gab wahrscheinlich Wayne XI. ab, dessen fünfstündige Regierungszeit die zweitkürzeste in der Geschichte des Reichs darstellte. Natürlich traf die Mitglieder des Wahlausschusses daran keine Schuld; von Waynes unglückseligen verborgenen Neigungen erfuhren sie erst, als er im vorderen Fenster seiner kleinen Wohnung im Zentrum von Brisbane das Greenpeace-Poster aufhängte.
    Die kürzeste Regierung in den Aufzeichnungen war die von Everton I., der abdanken mußte, als er die Chance verpaßte, Courtney Walsh loszuwerden.
    Die große Schwierigkeit für den Wahlausschuß besteht darin, daß ausschließlich der wahre Herrscher seine Aufgabe gut erledigen wird; und Thronerbe zu sein, bildet die einzige Voraussetzung, um dieses Amt zu bekleiden. Das ist der Grund, warum man ursprünglich Rocco

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