Im Himmel ist die Hölle los
der stillen Abgeschiedenheit der Geschichtswissenschaft zu derartigen Dingen äußern, weisen darauf hin, daß das Große Ablenkungsmanöver, wie es bei derlei Taktiken stets der Fall ist, ganz schön raffiniert ausgedacht war. Die Aufmerksamkeit der Menschheit war nicht nur lange genug anderweitig in Anspruch genommen, um es den himmlischen Werkstätten zu ermöglichen, eine brandneue, komplett legierte Sonne mit Teflonstoßstangen und ABS-System zu entwerfen, zu bauen, zu vollenden und in den Himmel zu befördern; darüber hinaus reichten die Erlöse aus dem Verkauf nicht nur dazu aus, den Himmelskörper zu bezahlen, sondern auch noch dazu, vom restlichen Geld dem Hangar einen neuen Außenanstrich zu verpassen und am Tor ein ordentliches Vorhängeschloß anzubringen. Zudem wurden die Lagerhäuser der Abteilung für Allgemeinbedarf von zwanzigtausend Jahre lang angehäuftem Trödel befreit; wodurch wiederum Norman und seine Mitarbeiter von der Registratur den benötigten Stauraum erhielten, um ein neues und erheblich leistungsfähigeres Dateneingabe- und -abfragesystem aufzustellen. Tatsächlich behaupten einige Kommentatoren sogar, angesichts der Begleitumstände des Ereignisses sowie der Frau, deren Idee die ganze Sache gewesen war, spreche vieles dafür, daß in Wirklichkeit der zuletzt erwähnte Punkt der eigentliche Grund für das ganze Manöver gewesen sei.
»Und? Was hältst du davon?« fragte Björn zum wiederholten Male.
Der alte Gustavus machte ein dümmliches Gesicht und wich Björns Blick aus. Dann murmelte er irgend etwas von einem einmaligen Gelegenheitskauf.
Björn grinste. »Das mag ja sein, nur weißt du nicht, was es ist.«
»Hm.«
»Und es funktioniert nicht.«
»Hm.«
»Und jedesmal, wenn du es in die Hand nimmst, fallen wieder ein paar Teile ab.«
»Das war aber ein Gelegenheitskauf«, rechtfertigte sich Gustav gequält. »Für vierundzwanzig neunundneunzig, und dabei habe ich den Verkäufer noch von fünfunddreißig runtergehandelt.«
»Ich weiß, was für ein Gerät das ist.«
»Und es war das letzte, das er noch hatte«, fuhr Gustav fort. »Eigentlich hätte er es für jemanden reserviert, hat er gesagt, aber … Du weißt, was das ist?«
»Ja«, antwortete Björn und gähnte, »du bist übers Ohr gehauen worden.«
Gustav machte ein böses Gesicht. Dann bemerkte er auf der Rückseite des Gehäuses einen Fleck, holte ein Taschentuch hervor, spuckte geschickt auf eine Ecke und rieb auf der Stelle herum, bis sie wieder sauber war. »Unsinn«, widersprach er. »Es war herabgesetzt. Nur leichte äußere Beschädigungen, hat er mir gesagt, die würden die Funktion nicht im geringsten beeinträchtigen, weil …«
»Stimmt«, unterbrach ihn Björn und öffnete eine weitere Flasche mit den Zähnen. »Und ich verstehe auch, warum es für dich als Holzfäller wirklich lebenswichtig ist, einen Zeitverzerrungsrefraktor zu besitzen, der funktioniert. Tja«, fügte er mit einem überzeugten Kopfnicken hinzu, »ich glaube, du hattest vollkommen recht damit.«
Gustav blickte ihn perplex an. »Womit?«
»Na, dir den Zeitverzerrungsrefraktor zu kaufen. Habe ich früher oft benutzt, als ich noch zu den Zeitbanden gehört habe«, erzählte ihm Björn. »Um Zeitkrümmungen gerade zu machen, sind die wirklich gut. Natürlich ist der, den du da hast, nicht vollständig, das ist nur die Stabilisierungseinheit des Hauptabtasters«, fügte er hinzu. »Trotzdem, wenn du das Ding zum Laufen kriegst, findest du vielleicht auf der nächsten Kofferraumverkaufsaktion, die du besuchst, den Rest des Geräts – du weißt schon: den Schaltkasten, das Induktionsrohr und das ganze andere Zeug –, und dann kannst du loslegen. Natürlich brauchst du auch noch die passenden Batterien dazu.«
Björn grinste erneut und nahm einen Schluck Bier, während sein Nachbar schweigend dasaß und seine Neuanschaffung eine Zeitlang kritisch musterte. In der Ferne hörte man das beruhigende Gurren einer Ringeltaube, die irgendwo in der Wärme dieses lauen Sommerabends vor sich hindöste.
»Ich glaube, ich werde ein Tischtuch drüberlegen und das Ding dort in die Ecke neben den hohlen Baumstumpf stellen«, sagte Gustav entschlossen. »Da würde es sich hübsch machen, und ich könnte meine Kegelpokale draufstellen.«
»Das wäre eine Möglichkeit, es würde aber auch ’ne prima Fußbank abgeben«, meinte Björn und legte umgehend seine Stiefel auf das Gehäuse, faltete die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich
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