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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Umzugsbeihilfe vorgestellt«, fuhr Jane fort, ohne auf ihn einzugehen. »Natürlich zuzüglich einer überterrestrischen Zulage, denn …«
    Sie verstummte. Gänger hatte eine höchst eigenartige Gesichtsfarbe angenommen.
    »Ähm«, sagte er. »Hören Sie, dann müßte ich mich aber erst einmal mit ein paar Kollegen unterhalten, ob noch irgendwo …«
    »Keine Sorge, ich habe mich bereits umgehört«, unterbrach ihn Jane. »Im Untergeschoß des Wettergebäudes wird vermutlich bald eine Personalwohnung frei. Da könnte ich doch einziehen, oder?«
    Kaum hatte Gänger begeistert zugestimmt, da wurde ihm schlagartig klar, daß er überlistet worden war. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, und sackte dann in sich zusammen.
    »Nur noch ein paar Punkte«, fuhr Jane fort. »Wie sieht es mit Urlaub, normaler Arbeitszeit, Rentenversicherung und solchen Dingen aus? Da wir schon mal bei dem Thema sind, können wir die Fragen auch gleich klären, finden Sie nicht?«
    Eine lange Stille trat ein, und Jane spürte, wie sich Gänger – ähnlich einem Versicherungsvertreter mit psychologischer Doppelverglasung – einen Weg in ihre Gedanken zu bahnen versuchte. Entschlossen legte sie an der Tür zu ihrem Unterbewußtsein die Kette vor und blickte Gänger direkt in die Augen.
    »Ja«, stimmte er rasch zu. »Warum nicht? Ich nehme an, Sie hatten an etwas Bestimmtes gedacht, richtig?«
    »Zufälligerweise ja«, antwortete Jane freundlich. »Also, folgendes …«
     
    »Die Arbeit, die wir hier verrichten, ist eine Fachtätigkeit«, erklärte der Direktor. »Und zwar eine hochspezialisierte Fachtätigkeit.«
    Er drückte eine Taste auf dem Pult, woraufhin die gegenüberliegende Wand des riesigen Büros aufflackerte und sich in einen einzigen riesigen Bildschirm verwandelte. Auf den ersten Blick, während sich die Augen noch an die Helligkeit gewöhnten, erschien er Jane leer; dann aber bemerkte sie, daß er mit Millionen hauchdünner Linien, die Hunderttausende von winzigen rosafarbenen und blauen Lichtpunkten verbanden, in Kreuzlagen schraffiert war.
    »Jedes kleine Licht verkörpert einen unserer Kunden«, fuhr der Direktor fort. »Wir bezeichnen sie nämlich gern als Kunden, weil wir vor allem bestrebt sind, einen individuellen Service zu bieten.«
    Jane dachte über den Namen der Dienststelle nach – Abteilung für unglückselige Liebe – und verspürte das Bedürfnis zu protestieren, verkniff es sich aber und sagte nur »Aha«.
    »Die rosafarbenen Punkte stellen unsere Kundinnen dar«, setzte der Direktor seine Ausführungen fort, »und bei den blauen handelt es sich natürlich um die Herren der Schöpfung. Die Linien, durch die sie verbunden sind, verkörpern die sogenannten Schicksalslinien. Wie Sie erkennen werden«, fuhr er fort, wobei er mit einem Zeigestock auf den Schirm deutete, »erhält man gewöhnlich einige Muster, die eine gewisse Regelmäßigkeit an den Tag legen.« Er zeigte mit dem Stock auf eine geometrische Figur. »Hier haben wir ein klassisches zeitloses Dreieck – ein ganz herrliches Beispiel. Wie Sie feststellen können, weisen alle drei Seiten exakt dieselbe Länge auf. So was ist heutzutage äußerst selten.«
    »Wirklich? Kaum zu glauben …«, gab sich Jane erstaunt.
    »Das kann man wohl sagen.« Einen Moment lang stand der Direktor sprachlos da und schien von der geometrischen Vollkommenheit der Figur völlig überwältigt. »Alles in allem ein bemerkenswertes Muster. Wenn die Figuren nämlich eine derartige Genauigkeit aufweisen, sind die Verbindungen ganz außerordentlich stark. Zufällig schreibe ich über diese Formen gerade eine Abhandlung«, fügte er schüchtern hinzu. »Natürlich nur eine kleine Monographie; aber, wie ich mir einbilde, wirklich nicht ohne eine gewisse grundlegende Bedeutung.«
    »Ganz bestimmt«, pflichtete ihm Jane bei.
    Der Zeigestock bewegte sich zu einem anderen Bereich des Bildschirms. »Und das hier ist ein ganz herrliches Beispiel für das bedeutende H/A-Syndrom«, erläuterte der Direktor mit einem Anflug von Stolz. »Du meine Güte, ja!« fügte er staunend hinzu, wobei er sich vorbeugte und die Augen zusammenkniff. »Sehen Sie sich nur mal diese Wechselbeziehungen an!«
    Jane räusperte sich. »H/A?« fragte sie.
    »Das ist eine Abkürzung für Heloise/Abaelard«, klärte sie der Direktor auf. »Heutzutage wird allerdings von gewissen Kreisen die Bezeichnung R/J bevorzugt.«
    »Romeo/Julia?« traute sich Jane zu raten.
    »Ganz richtig«, bestätigte der

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