Im Himmel ist die Hölle los
Durchschläge einer sauber getippten Liste heraus. Gängers Lächeln wurde breit wie eine Windschutzscheibe.
»Zuerst, habe ich gedacht, sollten wir vielleicht mal genau klären, was ich hier mache«, schlug Jane vor.
»Sie machen sich prima«, warf Gänger rasch ein. »Nächste Frage.«
Jane trieb den Ausdruck höflicher Verachtung auf ihrem Gesicht bis zur starren Beschaffenheit einer undurchdringlichen Panzerplatte. »Haben Sie vielen herzlichen Dank«, entgegnete sie barsch. »Aber ich habe Sie gefragt, was ich hier mache, nicht wie ich mich mache. Also, wie genau ist meine Tätigkeit zu beschreiben?«
Gänger saugte die Wangen ein wenig nach innen. »Tjaaa«, antwortete er, »ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich bin, was diese Dinge betrifft, stets für Flexibilität. Wissen Sie, für den weiten Horizont, für die flexible Arbeitsgestaltung, für den allgemeinen Überblick …«
»Ja, dessen bin ich mir sicher«, unterbrach ihn Jane. »Aber diese Allgemeinplätze helfen mir auch nicht weiter. Also, was mache ich hier?«
Für einen Augenblick zeigten sich in Gängers Dauerlächeln viele große scharfe Zähne, die kurz zuvor noch nicht dagewesen waren; dann fing er sich wieder. »Na gut«, gab er schließlich nach. »Also, ich denke, wir könnten Ihre Tätigkeit als …«
»Ich hatte dabei an die Bezeichnung Management-Trainee gedacht«, schnitt ihm Jane das Wort ab. »Ach, übrigens, Sie haben hoffentlich nichts dagegen, wenn ich mir ein paar Notizen mache, oder? Das ist so hilfreich, wenn man sich später daran zu erinnern versucht, was während eines Gesprächs gesagt worden ist.«
Gängers Kehlkopf zuckte ein wenig hin und her, als verschlucke er gerade einen kleinen Pflaumenkern. »Nein, nur zu, das ist in Ordnung«, willigte er ein. »Also, ich … ähm … glaube, Management-Trainee ist eine mehr oder weniger umfassende Beschreibung Ihrer Tätigkeit – jedenfalls trifft das einigermaßen zu, wenn man bedenkt, daß Sie …«
»Zweitens finde ich es an der Zeit, ein wenig übers Gehalt zu plaudern, finden Sie nicht?« fuhr Jane fort.
Kurz zuckten Gängers hochgezogene Mundwinkel. »Über das Gehalt?« wiederholte er.
»Genau«, bestätigte Jane. »Ich habe mich umgehört, und offensichtlich …«
»Wie bitte?«
»Ich habe mich umgehört«, begann Jane mit ein wenig deutlicherer Aussprache von vorne, »und offensichtlich ist man allgemein der Ansicht …«
»Sie haben andere Mitarbeiter gefragt, was sie verdienen?«
»Stimmt, und …«
»Sie sind einfach auf die zugegangen und haben gefragt?«
»Genau. Also …«
»Und die haben es Ihnen tatsächlich gesagt?«
»Ja«, antwortete Jane. »Und dabei habe ich den Eindruck gewonnen – und Sie korrigieren mich natürlich, falls ich mich irre –, daß der übliche Jahrestarif für untere Führungskräfte unter diesen Umständen fünfundzwanzigtausend Kreuzer beträgt. Das scheint doch ganz angemessen zu sein, nicht wahr?«
Wie ein Monolith saß Gänger mit offenem Mund auf dem Schreibtisch.
»Natürlich vorbehaltlich einer alle sechs Monate fälligen Korrektur nach oben«, fuhr Jane schnell fort. »So, das nächste, worüber ich mich mit Ihnen unterhalten möchte …«
Aus tiefster Kehle würgte Gänger einen Laut hervor. »Fünf …«, krächzte er.
»Wie bitte?«
»Fünfundzwanzigtausend Kreuzer«, stieß Gänger hervor. »Mein liebes Mädchen …«
Das zu sagen, war eindeutig falsch. Für Gänger sprach immerhin, daß ihm dies zwar klar wurde, noch bevor die verhängnisvollen Worte mehr als ein paar Zentimeter aus dem Mund heraus waren, aber da war es schon zu spät. Bevor er wieder sprechen konnte, überzogen sich Janes Augen mit Dauerfrost, und ihre Lippen wurden zu einem unsichtbaren Strich.
»In Ordnung«, fügte sich Gänger mit sehr kläglicher Stimme. »Ja, das ist gut. Ich werde mich sofort darum kümmern. Unbedingt. Also dann, hatten Sie noch etwas anderes auf dem Herzen?«
»Ja«, antwortete Jane. »Denken Sie bitte nicht, ich wollte mich beklagen, aber es scheint mir doch eine gewisse Zeitverschwendung zu sein, jeden Morgen von Wimbledon hierher pendeln zu müssen. Allein um zum Raumhafen zu kommen, muß ich zweimal von einem Zug in den anderen umsteigen, und dann folgt diese ganze Warterei, um durch die Zollkontrollen zu kommen …«
»Dagegen können wir sicherlich etwas unternehmen«, sagte Gänger schnell. »Wissen Sie, ich könnte mich mal mit den Sicherheitsbeamten unterhalten …«
»Ich hatte mir eine
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