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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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im Grunde nur noch ein einziger ganztags beschäftigter Mitarbeiter nötig, der für den reibungslosen Ablauf sorgt, sowie ein paar Teilzeitkräfte, die das Ablegen der Akten übernehmen. Im Büro des Leiters der Finanzabteilung werden die über diese Nachricht vor Freude bestimmt ganz aus dem Häuschen sein«, fügte sie erbarmungslos hinzu.
    Auf dem Bildschirm hinter ihr blinkte ein ganzes Universum perfekt geordneter blauer und rosafarbener Punkte in harmonischem Einklang. Überall auf der Welt begegneten sich Jungen und Mädchen, verliebten sich ineinander und machten sich umgehend daran, gemeinsam Duschvorhänge auszusuchen.
    »Also ich kann dazu nur sagen, es ist eine ganze Ecke ordentlicher als sonst«, stellte die Sekretärin mit einem Schulterzucken fest. »Mit diesen ganzen wirren Schlingen und Schnörkeln konnte ich mich nie anfreunden.«
    Der Direktor stützte sich am Aktenschrank ab und nahm die Brille ab. »Miß Frobisher!« brüllte er mit einer Stimme wie Donner. »Wären Sie so freundlich, mir auf der Stelle den Personalchef ans Telefon zu holen?«
    Doch Miß Frobisher hörte ihm gar nicht zu. Mit einem Gesichtsausdruck, wie er allenfalls bei Stout Cortez zu beobachten ist, wenn er eine Parklücke am Piccadilly entdeckt, strahlte sie den Elektriker an, der gekommen war, um die Glühbirne im Waschraum auszuwechseln. Und der Elektriker strahlte zurück.
    »Bingo!« merkte Jane dazu an. »Da sehen Sie, was ich mit ›wirkungsvoll‹ meine.«
    Mit einem wütenden Schrei der Verzweiflung zog sich der Direktor am Schrank hoch, drohte Jane mit der geballten Faust und ging schwankend zur Tür hinaus in Richtung Hauptbüro. Der Ordnung halber sei erwähnt, daß er nicht weiter als bis zur Buchhaltung kam; dort traf er nämlich im Fahrstuhl rein zufällig mit einer recht hübschen reiferen Dame zusammen. Als die beiden drei Monate später aus den Flitterwochen zurückkehrten, gab der Direktor seine alte Stellung auf und bewarb sich um das Amt eines Bibliothekarsgehilfen in der öffentlichen Handbibliothek.
     
    »Was Ihren Schützling betrifft, so wird mir die ganze Sache allmählich unheimlich«, sagte Gänger.
    Zwischen der zweiten und dritten Silbe von ›Mein Schützling?‹ mußte sich der Personalchef beherrschen, verstummte dann aber lieber und dachte nach. Schließlich befand er sich jetzt schon sehr lange im Dienst, und da lernte man, mit solchen Vorfällen zu rechnen. Wie heißt es in dem alten katalanischen Sprichwort: Wer sich für ein Leben unter Ratten entscheidet, sollte nicht gleich beim Anblick von Pfotenabdrücken auf der Butter in die Luft gehen.
    »Weshalb?« fragte er.
    »Nun ja« – Gänger nahm seinen üblichen Platz auf der Schreibtischkante ein; dort, wo er herkam, waren Stühle offenbar vollkommen passé –, »zugegebenermaßen verfügt sie über Talent. Ja, Talent; außerdem über Entschlußkraft, Tatendrang, Durchsetzungsvermögen, Intelligenz und das alles. Aber wissen Sie, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie allmählich größenwahnsinnig wird. Ich meine, zuerst die Sache mit der Sonne und jetzt diese Geschichte mit der Abteilung für unglückliche Liebe. Das ist ja fast dasselbe, als wäre über Nacht eine ganze Abteilung ausgelöscht worden. Irgendwo muß man doch eine Grenze ziehen, finden Sie nicht? Sie macht sich zu schnell zu viele Feinde.«
    Mit dem Radiergummi am Ende seines Drehbleistifts klopfte sich der Personalchef ans Kinn. »Und das bedeutet Ihrer Meinung nach, sie macht auch uns Feinde?«
    »Natürlich.« Gänger griff sich eine Handvoll Büroklammern und begann damit, aus ihnen eine Kette zu knüpfen. »Bei dem Tempo, das sie vorlegt, wird sie allmählich zu einer Belastung, und daß sich die Lage zusehends verschärft, brauche ich Ihnen wohl kaum zu sagen.«
    Schweigend dachten beide eine Weile über diesen Punkt nach.
    »Vorgestern hat mich der Vorsitzende des Ausschusses für Finanzen und Allgemeines auf dem Flur angelächelt«, berichtete der Personalchef schließlich. »Danach habe ich den ganzen übrigen Morgen damit verbracht, dieses Büro hier nach Wanzen zu durchsuchen.«
    »Und? Welche gefunden?«
    »Nein«, antwortete der Personalchef. Dann hielt er einen Finger vor die Lippen, nahm seine leere Kaffeetasse, drehte sie um und stülpte sie über den Summer an der Schreibtischkante. »Ja«, flüsterte er. »Sechs sogar. Die hier unter der Tasse habe ich an ihrem Platz gelassen, damit die denken, sie hätten gewonnen.«
    »Darum würde ich

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