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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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mir keine Sorgen machen«, entgegnete Gänger lächelnd. »Ist doch klar, die haben in jedem Büro im Gebäude Wanzen angebracht – ach, übrigens, wenn Sie nur sechs gefunden haben, sind hier irgendwo noch drei weitere versteckt. Das habe ich von Vince erfahren, diesem jungen Burschen aus der Abteilung für Allgemeinbedarf. Aber es gibt keinen Grund zur Sorge.«
    »Keinen Grund …« – der Personalchef senkte die Stimme zu einem Flüstern –, »… keinen Grund zur Sorge? Haben Sie auch nur einen blassen Schimmer, was die …?«
    Gänger zuckte die Achseln. »Das hängt ganz von der Personalstärke ab«, beruhigte er den Personalchef. »Überlegen Sie doch mal. Die Büros sind also verwanzt. Stellen Sie sich vor, wie viele Hilfskräfte man bräuchte, damit das überhaupt einen Zweck hat. Für jedes Büro müßte man jemanden einsetzen, der die Gespräche abhört, zwei Leute, die sie mitschreiben, und eine weitere Kraft, die die Gesprächsprotokolle durchsieht und die verräterischen Stellen mit gelbem Textmarkierer anstreicht. Bei einer Organisation von dieser Größe bedeutet das also eine Personalstärke von etwa zwanzigtausend Mitarbeitern. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Leute tatsächlich in der Inneren Sicherheit arbeiten? Ganze vier, und von denen befindet sich einer noch in der Ausbildung. Die tun nichts weiter, als überall die Wanzen anzubringen, sie eventuell zu warten und sie durch neue zu ersetzen, wenn sie entdeckt werden, und sogar dafür gibt es eine Warteliste von ungefähr sechs Jahren. Mit dem eigentlichen Abhören ist überhaupt niemand beschäftigt.«
    »Mhm.« Einen Augenblick lang dachte der Personalchef nach, dann nahm er ziemlich verschämt die Kaffeetasse vom Summer. »Trotzdem.«
    »Sie sagen es«, stimmte Gänger ihm zu, wobei er sich vorbeugte. »Trotzdem. Wir können es uns einfach nicht leisten, diesen Kerlen auch nur einen Schuß Munition mehr als nötig in die Hand zu geben; und Ihr verrücktes junges Mädchen …«
    »Das ist nicht mein Mädchen!« stellte der Personalchef mit zorniger Miene klar. »Die haben Sie aufgestöbert, vergessen Sie das nicht.«
    »Das mag ja sein, aber …«
    »Und schließlich haben Sie ihr die Hölle heiß gemacht, damit sie mitarbeitet.«
    »Ist ja gut, das sind doch jetzt völlig unwichtige Details. Außerdem war das auch Ihre Idee, schließlich haben Sie mich nicht davon abgehalten.« Gängers Miene verfinsterte sich, bis er einen höchst absurden Anblick bot und fast wie Dschingis-Khan in einem Smoking aussah. »Das ändert doch nichts an der Tatsache, daß wir beide vorsichtig sein müssen. Die Idee selbst ist nach wie vor gut, also dürfen wir auch nichts vermasseln.«
    »Sie in die Registratur zu stecken, war meine Idee«, betonte der Personalchef. »Und als die Sonne gestohlen wurde, stellten Sie sicher, daß das Mädchen zur Verfügung stand. Ich bin mir sogar nicht einmal mehr sicher, ob nicht Sie …« Er brach mitten im Satz ab, als ihm bewußt wurde, laut gedacht zu haben.
    »Klar habe ich die Jungs dazu angestiftet«, bestätigte Gänger. »Schließlich haben wir dringend eine neue Sonne gebraucht; die alte war doch nur noch ein Wrack.« Er beugte sich ein Stück vor. »Jetzt kapieren Sie hoffentlich endlich, worauf Sie sich da eingelassen haben, hä?«
    Der Personalchef war halb aufgesprungen; aber dann setzte er sich wieder. »Sie ticken doch nicht ganz richtig!« fauchte er Gänger an. »Was haben Sie denn mit einem derartigen Schritt bezweckt?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an!« wehrte sich Gänger zornig. »Meine Abteilung hat einen Auftrag, der über die Zuständigkeit einzelner Abteilungen hinausgeht. Ich muß mehrere Dinge gleichzeitig am Laufen halten.«
    »Soll das eine Erklärung auf meine Frage sein?«
    »Klar. Vertrauen Sie mir.«
    »Igitt.« Der Personalchef hatte unwillkürlich das halbe Radiergummi am Ende des Bleistifts abgebissen und spuckte es aus. Wenn Angehörige dieser speziellen Abteilung ›Vertrauen Sie mir‹ sagten, wurde er stets nervös; automatisch zog dann an seinem geistigen Auge der schon viele Jahre zurückliegende Zwischenfall vorüber, als ihn ein Vertreter dieser Abteilung aufgefordert hatte: ›Na los, beißen Sie schon in den verdammten Apfel; vertrauen Sie mir!‹ Heute biß er zwar nicht mehr so häufig zu, aber alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen. »Ich finde, wir sollten die ganze Sache abblasen«, verkündete er entschlossen. »Sie haben mich überzeugt.«
    Das war für

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