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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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belauscht. In meinem Kopf, habe ich ihm gesagt. Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, daß er mich ernst nimmt, aber genau das war der Fall.«
    »Damit hätte ich allerdings auch nicht gerechnet«, murmelte Gänger.
    »Na ja, so ein ganz normaler Seelenklempner ist er eigentlich nicht«, gestand der Personalchef ein. »In Wirklichkeit handelt es sich bei ihm um den Psychoanalytiker der Vorstandsetage, deshalb ist er so was gewohnt, nehme ich an. Und wissen Sie, was er mir vorgeschlagen hat?«
    »Na los, raus mit der Sprache!« drängte Gänger.
    »Eins nach dem anderen. Erst einmal hat er mir gesagt, in unserer Branche sei das kein besonders ungewöhnliches Leiden«, fuhr der Personalchef fort. »Nach seinen Worten – und denken Sie daran, ich gebe nur das wieder, was er mir erzählt hat – sei das einzig Seltsame daran, daß es mir überhaupt bewußt geworden ist. Da ich mir das alles nur ausgedacht hatte, ist es komisch, daß er das gesagt hat, finden Sie nicht?«
    »Sehr komisch.«
    »Jedenfalls lautete der Kernpunkt seiner Erklärungen, daß anscheinend eine unserer eigenen Abteilungen – oder zumindest eine Abteilung, die man als angeschlossene Geschäftsstelle bezeichnen könnte – eine Methode, fremde Gedanken zu belauschen, entwickelt und bis zur Perfektion getrieben hat, nur um darüber im Bilde zu sein, was der Rest von uns denkt«, fuhr der Personalchef fort. »Sollte das der Wahrheit entsprechen, ist das schon ein bißchen unheimlich.«
    »Mir stehen die Haare zu Berge«, warf Gänger ein. »Erzählen Sie doch bitte weiter.«
    »Ach, es besteht kein Grund zur Sorge«, beruhigte ihn der Personalchef. »Offenbar gibt es eine ganz einfache Lösung für das Problem. Die Jungs vom Forschungslabor sind fast auf Anhieb darüber gestolpert. Man braucht bloß das hier zu machen, und schon … Sagen Sie mal, geht es Ihnen auch gut?«
    Gänger, der mit einem Gesicht, so weiß wie die sprichwörtliche Wand, kerzengerade dasaß, bejahte mit einem steifen Kopfnicken.
    Wie der Personalchef bemerkte, standen Gänger die Haare wirklich zu Berge. »Wie bitte? Ich habe nicht richtig verstanden, was Sie gerade gesagt haben.«
    »Ichchch sssaaagte, dooochch, daaannnke, esss geeeht mmmiiir guuut«, zischte Gänger. Seine Augen waren blutunterlaufen, und er fing an zu zittern. »Wwwwwürden Ssssiiee jjjetzt bbbitte fffreundlllicherwwweise ddddamit aufffhööören?«
    »Meinem Freund, dem Seelenklempner, zufolge braucht man den Eindringling bloß in den eigenen Gehirnwellen zu erden. Hat man den Bogen erst mal raus, ist es ganz einfach, sagt er, obwohl es mir ein Rätsel ist, wie man überhaupt wissen soll, daß man es richtig macht«, fuhr der Personalchef fort, wobei er beiseite blickte und so tat, als fiele ihm nichts Ungewöhnliches auf. »Trotzdem soll seinen Worten nach im Durchschnittskopf genügend Elektrizität vorhanden sein, um einen Eindringling wie eine Wurst zu rösten. Aber das ist bestimmt übertrieben. Was meinen Sie dazu?«
    »Ggggggggggggggggg.«
    »Jedenfalls« – der Personalchef machte eine kaum merkliche Kopfbewegung, nach der Gänger nicht mehr wie eine Kreuzung aus einem Stuhl mit gerader Lehne und einem Preßluftbohrer aussah und wie ein nasser Sack auf den Boden plumpste – »ist es nur gut, daß niemand versucht hat, in meinem Kopf sein Unwesen zu treiben, denn jedermann sollte sich darüber im klaren sein, daß er sich bei mir auf etwas gefaßt machen müßte. Mein lieber Freund, was tun Sie denn da auf dem Boden?«
    »Mich ausruhen«, krächzte Gänger. »Ich habe irgendwie einen anstrengenden Tag hinter mir, wissen Sie?« Er streckte eine zitternde Hand aus und hob die Gläser seiner Brille auf, die – abgesehen von einigen geschmolzenen Plastiktröpfchen im abgetretenen Flor des Teppichbodens – die einzigen Überreste waren. »Ich glaube, ich gehe lieber in mein Büro zurück. Ich habe noch einiges zu erledigen.«
    »Eine wirklich gute Idee«, stimmte ihm der Personalchef zu. »Seien Sie vorsichtig beim Gehen.«
    »Mache ich.« Mit Mühe kam Gänger auf die Knie und zog sich an der Schreibtischkante hoch.
    »Soll ich Ihnen einen Kamm leihen?«
    »Nein danke«, murmelte Gänger. »Ich glaube nicht, daß ich im Moment die Kraft habe, einen Arm bis in Kopfhöhe hochzuheben, aber vielleicht komme ich später auf Ihr Angebot zurück.«
    »Wie Sie wollen.« Der Personalchef griff sich einen Aktenordner und schlug ihn auf. »Wissen Sie was? Am meisten erheitert mich an dieser ganzen

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