Im Himmel ist die Hölle los
ich geweint habe, und Hilda sagt, du hättest die Manieren eines Warzenschweins, und sich das Unkraut aus deinem Garten durch den Wind über Onkel Carls ganzen Kartoffelacker verbreitet und du dem großen Peter auf seiner Hochzeit Wodka in den Orangensaft geschüttet hast und Onkel Christian blind schwört, du hättest den Zaun hinter deinem Haus einen Meter weiter in seinen Garten hinein versetzt, und du einen Schnurrbart auf das Bildnis der Heiligen Jungfrau in der kleinen weißen Kapelle gemalt hast, wir lieben dich trotzdem.«
Ein nachdenkliches Schweigen trat ein.
»Tun wir das wirklich?« fragte eine Stimme aus dem Hintergrund.
»Einmal hat er, ohne zu fragen, mein Fahrrad genommen«, klagte Großmutter. »Und als ich es wiedergefunden hatte, war die Gabel verbogen.«
»Und ich frage mich, wann ich wohl endlich meinen Rasenmäher zurückbekomme«, fügte der faule Olaf hinzu.
»Für das eingeschlagene Fenster hat er auch noch nicht bezahlt.«
»Tag und Nacht ununterbrochen laute Musik.«
»Wenn andere Leute schlafen wollen, dreht er seine Kettensäge auf.«
Großvater bückte sich, um einen Apfel aufzuheben, der auf dem Boden vor ihm lag. »Mach, daß du wegkommst!« brüllte er. »Wir können hier sehr gut auf Leute wie dich verzichten!« Er warf mit dem Apfel nach ihm.
»Und falls er zurückkommt, hetzen wir die Hunde auf ihn«, drohte Großmutter grimmig.
Der kleine braune Hund, der mit wedelndem Schwanz aus dem Schuppen gesprungen war, fletschte die Zähne und knurrte.
Schon halb auf dem Hügel angelangt, nahm Björn die Beine in die Hand.
»Eifrig ist sie, ohne Frage«, meinte der Direktor. »Wissen Sie, ich setze große Hoffnungen in sie. In dieser Abteilung brauchen wir Mitarbeiter mit einer solchen Hingabe und einem derartigen Engagement.«
Die Sekretärin des Direktors rümpfte als einzigen Kommentar dazu die Nase und wechselte umgehend das Thema. »Jetzt schauen Sie sich das mal an! Jemand hat das ganze Wochenende über das Licht brennen lassen.«
»Du meine Güte!« erschrak der Direktor und wühlte in der Tasche nach dem Schlüssel herum. »Moment mal. Ach, die Tür ist ja gar nicht abgeschlossen. Was in aller Welt …«
Vorsichtig drückte er die Tür auf und betrat das riesige Büro.
»Guten Morgen!« rief Jane hinter dem Pult hervor. »Ich habe das Wochenende über gearbeitet. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus. Sie haben recht, wenn man erst mal den Dreh raus hat, ist alles ganz einfach. Natürlich ist der Computer eine prima Hilfe. Der ist genau wie der, den wir an meinem vorherigen Arbeitsplatz hatten, nur verfügt dieser hier selbstverständlich über einen größeren Speicher. Gefällt es Ihnen?«
Der Direktor starrte auf den Bildschirm. Von Zeit zu Zeit stieß er leise Würgelaute aus.
Der Bildschirm hatte sich verändert. Die verwickelten Spinnweben aus kunstvoll verschlungenen Mustern waren verschwunden, und an deren Stelle war jetzt ein äußerst fein geflochtenes Netz getreten.
»Was haben Sie getan?« krächzte der Direktor.
»Ich habe das Ganze geordnet«, antwortete Jane vergnügt. »Sieht doch so viel besser aus, finden Sie nicht? Seitdem führen alle ein glückliches Leben.«
»Aber das …« Der Direktor rang nach Worten. »Aber das sollten doch Opfer einer unglücklichen Liebe sein, Sie … Sie Dummerchen!«
»Dann habe ich sie eben glücklich gemacht«, antwortete Jane. »Und damit hat’s sich«, fügte sie trotzig hinzu und klappte dabei den Deckel wieder über das Pult. »Wenn die Menschen nicht überall ständig mit niederschmetternden Gefühlskrisen fertig werden müssen, wird das Leben auf die Dauer sehr viel einfacher werden. Ist Ihnen bewußt, wie viele Arbeitstage im letzten Jahr allein in Rußland aufgrund seelischer Schocks verlorengegangen sind? Ich habe nachgesehen. Vier Millionen. Und was Skandinavien angeht …«
Schweratmend brach der Direktor zusammen und stürzte gegen einen Aktenschrank. »Sie … Sie haben sie glücklich gemacht!« stieß er keuchend hervor. »Mein Lebenswerk, und Sie …« Er gab einen Laut von sich, der wie das Wiehern eines Pferdes klang, und suchte an der Seite des Schranks Halt. Seine Sekretärin ging teilnahmslos zum Schreibtisch hinüber und spitzte geistesabwesend ein paar Bleistifte an.
»Und um sicherzustellen, daß es auch so bleibt, habe ich den Computer neu programmiert«, fuhr Jane unbeirrt fort. »Auf die Art ist die ganze Sache nämlich viel einfacher und weitaus wirkungsvoller. Von jetzt an ist
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