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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Das ist der einfache Teil.«
    »Ach, wirklich?«
    »Allerdings«, bekräftigte der Traummeister. »Der schwierige Teil besteht darin, hinterher wieder herauszukommen.«
     
    Hinter der Brüstung des Wachturms Nummer neun erkannte Wachmann 2314 Sternlanze sein Ziel und visierte es genau an. Er peilte es an dem breiten Schaft entlang an, überprüfte, ob er sich mit den Füßen richtig abstützte und die Arme in eine hohe und starre Haltung gebracht hatte, atmete tief ein und ruhig aus und …
    »Pech«, bemerkte Wachmann 8345 Mondklinge. Dann ging er zur Scheibe hinüber, zog die Dartpfeile heraus und stellte sich mit dem Fuß an den Kreidestrich. »Jetzt eine zweifache Sechs, und ich habe gewonnen«, bemerkte er zuversichtlich.
    Am Fuß des Turms legte Björn eine Pause ein und wickelte aus der Innenseite seines Anoraks heraus drei Meter Wäscheleine ab. Zwar war es schon lange her, daß er etwas Derartiges getan hatte – genaugenommen war der letzte Fall, an den er sich erinnern konnte, als er an der Reihe gewesen war, in die Kantine bei der Schicksalsabteilung einzubrechen, um Vollkornkekse zu besorgen –, aber es gibt einige Dinge im Leben, die man einfach nicht verlernt. Björn lockerte die Finger und befestigte den Ankerhaken geschickt mit drei übereinandergelegten Altweiberknoten an der Leine.
    Weit über seinem Kopf – und eigentlich auch unter seinen Füßen, aber wir sollten dieses Thema nicht weiter ausführen, das nur für zusätzliche Verwirrung sorgt – funkelten die Sterne. In aller Harmlosigkeit wurde ein verirrtes Photon oder dergleichen von den Spitzen des Ankerhakens reflektiert, als Björn ihn dreimal über dem Kopf herumwirbelte und fliegen ließ.
    Natürlich gibt es andere Dinge, die man sehr wohl verlernt, und eins davon war die Kunst des Ankerhakenwerfens. Nach einigen Minuten ernsthaften Nachdenkens kam Björn wieder auf die Beine, rieb sich kräftig den Hinterkopf und machte sich erneut daran, die Leine in großen lockeren Schlaufen um den Unterarm zu wickeln.
    »Jetzt eine doppelte Zwei, und ich habe gewonnen«, verkündete Wachmann 8345 Mondklinge mit grimmiger Miene. Er beruhigte sich, verlagerte das Gewicht in bewährter Weise auf den vorderen Fuß und …
    … verfolgte ungläubig, wie über der Brüstung des Wachturms ein großer schwarzer Ankerhaken auftauchte, eine seiner Spitzen in die Dartscheibe bohrte, diese von der Wand abriß und mit sich in die Dunkelheit zog.
    Weit unten hörte er leise einen dumpfen Aufschlag, dem ein schwacher Aufschrei folgte.
    »Ich glaube, das müssen wir als Unentschieden werten, Dave«, stellte Wachmann 2314 Sternlanze mit unverhohlener Erleichterung fest, wobei er die Worte gerade noch über die Lippen brachte, bevor sie in einem Schwall triumphierender Laute erstickten. Schließlich hatten sieben Kreuzer auf dem Spiel gestanden, und während der letzten Würfe hatte er bereits sechsmal vergeblich versucht, die doppelte Eins zu treffen.
    »Irgendein Scheißkerl hat unsere Dartscheibe geklaut!« Wachmann 8345 Mondklinge reagierte wütend. »Hast du das gesehen, Nev? Irgendein Scheißkerl hat gerade …«
    Auf einmal war ein Zischen zu hören, und der Ankerhaken tauchte abermals auf, schwebte, sagen wir mal, eine Zehntelsekunde lang in der Luft und fiel auf die Brüstung. Als er zurückgezogen wurde, verfing sich eine der Spitzen und blieb fest hängen.
    »In den Spielregeln steht, glaube ich, etwas darüber«, fuhr Wachmann 2314 Sternlanze hartnäckig fort. »Soweit ich weiß, ist da eigentlich von dem Fall die Rede, daß die Dartscheibe von einer vorbeimarschierenden Kolonne Ameisensoldaten gefressen wird, aber das ist ja praktisch dasselbe …«
    »Moment mal, Nev!« flüsterte sein Kamerad in eindringlichem Ton. »Da kommt jemand den Turm raufgeklettert.«
    Die beiden blickten sich fragend an.
    »Wir werden überfallen, Dave«, dämmerte es Wachmann 2314 Sternlanze. »Sag mal, müssen wir da nicht irgendwas tun?«
    Wachmann 8345 Mondklinge starrte ihn lange an. »Ja, natürlich müssen wir was tun. Wir erstatten Meldung.«
    Unter sich vernahmen sie ächzende Geräusche und leise fluchende Laute, wie sie (beispielsweise) ein großer Mann hervorbringen könnte, der ohne Handschuhe und unter Schmerzen eine dünne Nylonleine hinaufklettert.
    »Meldung erstatten?« wiederholte Wachmann 2314 Sternlanze. »Bist du dir sicher? Ich meine, sollten wir nicht einfach … na ja …?« Er deutete auf sein Gewehr, das in der Ecke an der gegenüberliegenden

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