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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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»Angesichts der Arbeit, die hier verrichtet wird, ist das unbedingt notwendig. Sehen Sie, wenn wir für irgendeine Information verantwortlich gemacht werden könnten, die wir von hier aus – natürlich in vollkommen gutem Glauben – weitergeben, stünden wir sofort vor Gericht, und zwar so schnell, daß unsere Füße nicht mal mehr den Boden berühren würden. Da wir gerade von Füßen sprechen, achten Sie auf die Stolperdrähte.«
    »Stolperdrähte?«
    Gänger nickte. »Und natürlich auf Hunde. Das alles gehört nämlich zum Trainingsprogramm.«
    »Hunde kann ich ja noch verstehen«, räumte Jane ein, wobei sie an die leidgeprüften Briefträger dachte, »aber wieso Stolperdrähte?«
    »Wir beliefern einige der bestgeschützten Leute im Kosmos mit übernatürlichen Eingebungen«, antwortete Gänger mit einem Anflug von Stolz. »Na, Sie wissen schon: Handelsfürsten, die kein Geschäft abschließen, bevor sie nicht von ihrem Astrologen die Zustimmung erhalten haben; geisteskranke Dritte-Welt-Diktatoren, die ihre politischen Richtlinien von den Geistern ihrer Vorfahren bestimmen lassen; eineiige Zwillingsbrüder von lateinamerikanischen Drogenbaronen und so weiter. Jedenfalls erleichtern sich solche Leute durch Stolperdrähte ein wenig das Leben. Das schlimmste an dieser Arbeit hier aber ist«, fuhr Gänger grinsend fort, »daß man immerzu pfeifen muß. Das gehört nämlich zum Ehrenkodex.«
    »Mhm.«
    »Pfeifen und nie mit einem Einschreiben auftauchen, sofern man nicht mit Sicherheit weiß, daß der Empfänger außer Haus ist. Das ist reine Ehrensache. Darauf achtet man hier sehr genau.«
    Direkt unter ihnen tuckerte die Sonne vorbei, die ihrem Zeitplan zwanzig Minuten voraus war. Bildete Jane es sich nur ein, oder winkte ihr der Pilot tatsächlich zu?
    Gänger blieb stehen und zog sich die Krawatte zurecht. »Wir sind da«, stellte er fest. »Ehrlich gesagt habe ich das seltsame Gefühl, daß Sie hier ganz gut zurechtkommen werden.«
    »Komisch, daß Sie das sagen«, staunte Jane. »Das gleiche Gefühl habe ich auch.«
    »Natürlich«, sagte Gänger. »Denken Sie mal drüber nach.«
     
    Björn zögerte.
    Vor kurzem waren harte Worte über ihn gefallen, deshalb mußten klare Verhältnisse geschaffen werden. Sicher, er hatte seine Fehler, aber wenn es um Tollkühnheit ging, war er mutiger als Eddy the Eagle und Evel Knievel zusammen. Mit einer Axt, einem selbstgebastelten Ankerhaken und Urgroßmutters Wäscheleine bewaffnet, bereitete er sich darauf vor, in den Vorhof des Sonnenuntergangs einzubrechen.
    Er ermahnte sich, gelassen zu bleiben, aber das war eigentlich gar nicht nötig. Sorgfältig und systematisch überprüfte er seine Ausrüstung, zog sich die Maske (einen der schwarzen Beinwärmer vom alten Gretchen, in den zwei Löcher für die Augen geschnitten waren) übers Gesicht und robbte voran.
    Etwa hier mußte sich irgendwo ein elektrischer Zaun befinden.
    Über den Zaun wußte er alles. Vor langer Zeit, als er noch in der Sicherheitsabteilung beschäftigt gewesen war, hatten er, der dicke Mick und Kevin der Witzbold an einem nassen Freitagnachmittag den Auftrag gehabt, den Zaun aufzustellen. Wie er erwartet hatte, wurde er nicht lange von ihm aufgehalten.
    Die auf den Wachtürmen Nummer drei und vier angebrachten Suchscheinwerfer hätten eine ernste Gefahr dargestellt, wenn nicht schon seit dem Sündenfall der alte Nobby vom Wartungsdienst dafür verantwortlich gewesen wäre, die Achsenlager in einwandfrei geschmiertem Zustand zu halten. Nobby hatte schon lange herausgefunden, wozu Achsenfett wirklich gut war. Er aß es.
    So weit, so gut. Zwar befanden sich auf dem Wachturm Nummer fünf drei Maschinengewehrnester; aber aufgrund der Kürzungen und der anderen Begleitumstände erhielten die MG-Schützen nie mehr als fünf Schuß Munition pro Mann und Jahr, und diese mußten sie sich zudem nach strikter Order für die einundzwanzig Salutschüsse zu Ehren des Geburtstags des Kommandanten aufsparen. Angesichts dieser Auflage verbrachten die Schützen (wahrscheinlich immer noch der bekloppte Terry und der doofe Dave, selbst nach all den Jahren) ihre Wache gewöhnlich damit, im Wachhaus endlose Partien Domino zu spielen, die auf irgendwelche unergründliche Weise nie einer der beiden zu gewinnen schien.
    Als er bis zur äußeren Umzäunung vorgedrungen war, machte Björn halt und schätzte die schwierige Aufgabe ab, der er sich jetzt gegenübersah. Das war der Punkt, an dem der eigentliche Spaß erst

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