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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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die Beschwerde?«
    »Das ist ja das Rätselhafte daran«, antwortete Gänger, wobei er planlos an seinem Schlüsselring herumspielte. »Offenbar hat niemand je von ihm gehört. Lassen Sie uns doch mal sehen, ob es bei Ihnen klingelt, wenn Sie den Namen lesen.«
    Mit einem schnelladefähigen Golfkarren, den sie in einem Nebengebäude entdeckt hatten, machten sie eine Rundfahrt über den Vordruck C301. Nachdem sie kurz hinter dem Paragraphen 658(c)(IV) eine falsche Abzweigung genommen hatten und ihnen am Hang des in die Höhe ragenden Siegels der Saft ausgegangen war, gelangten sie schließlich an die richtige Stelle.
    Gänger zog die Handbremse an und legte den Sextanten ins Handschuhfach zurück. »So, da wären wir. Jetzt sehen Sie mal nach«, forderte er den Personalchef auf.
    Der Personalchef stieg aus und erblickte direkt vor seinen Füßen die nur flach ins weiche Metall eingravierten Worte Jeremy Lloyd-Perkins.
    »Und wer ist das?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Gänger. »Ich habe versucht, ihn per Computer ausfindig zu machen, aber das verfluchte Ding war natürlich wieder mal kaputt. Zur Zeit geht meine Sekretärin die Kartei durch.«
    Der Personalchef kniete sich hin und fuhr mit einem Finger über die eingekerbten Rillen. »Worüber beschwert er sich denn?« wollte er wissen.
    »Genau das ist es, was Sie sich meiner Meinung nach ansehen sollten«, antwortete Gänger. »Kommen Sie.«
    Dem Musterzeichner, der den Vordruck C301 entworfen hatte, lagen derart viele augenscheinlich belanglose, aber natürlich unbedingt notwendige Fragen auf dem Herzen, daß für die eigentliche Beschwerde auf dem Formular gerade eben acht mal zwei Zentimeter Platz blieben. Doch Mr. Lloyd-Perkins war mit einer winzigen Handschrift gesegnet. Gänger zog ein Vergrößerungsglas hervor und hielt die Taschenlampe, während der Personalchef die winzigen Schriftzeichen untersuchte.
    »Hm«, murmelte er.
    »Genau«, pflichtete ihm Gänger bei. »Das sieht nicht gut aus, wie?«
    Der Personalchef stand auf und strich sich Goldstaub von den Knien. »Trotzdem glaube ich nicht, daß es die Schuld des Mädchens war«, meinte er. »Sie wissen genausogut wie ich, daß die Sortierstelle da oben die reinste Katastrophe ist. Das ist ja einer der Gründe, warum wir sie dorthingeschickt haben.«
    »Klar«, erwiderte Gänger. »Aber darum geht es ja wirklich nicht, oder?«
    »Nein?«
    Gänger schüttelte den Kopf, holte einen zusammenklappbaren Jagdstuhl aus der Manteltasche hervor, trieb dessen Spitze durch die dünne Goldfolie und setzte sich. »Natürlich nicht. Denken Sie doch mal nach. Wir haben es hier mit einem Sterblichen zu tun, von dem noch nie jemand etwas gehört hat, stimmt’s? Aus dem, was er dort sagt, schließe ich, daß er Abonnent des Orakels ist, der die Wirtschaftsnachrichten bezieht. Mit anderen Worten: er besitzt eine mit Teletext ausgerüstete Seele, ist aber ansonsten wahrscheinlich ein unbedeutender Mensch. Soweit alles klar?«
    Der Personalchef nickte.
    »Sie würden also auch nicht eine Minute lang annehmen, daß er sich in einer Position befindet, in der er über das Beschwerdeverfahren Bescheid wissen könnte, nicht wahr?« fuhr Gänger fort, wobei er seinem Kollegen ein Pfefferminzbonbon anbot. »Selbst wenn das der Fall wäre, kann mir niemand erzählen, daß sich jemand, der in einem Haus mit vier Schlafzimmern am Rand von Cardiff wohnt, diese Menge Gold leisten kann, nur um sich über eine versehentlich vertauschte Mitteilung zu beschweren. Nein, dazu hat ihn irgendwer angestiftet.«
    Der Personalchef blickte auf. »Einer von uns, meinen Sie?«
    »Ja, bestimmt jemand aus der Behörde«, bestätigte Gänger.
    »Mit der Absicht, Sie und mich in die Sache hineinzuziehen, glauben Sie?«
    Gänger nickte. »Ein ganz schön raffinierter Schachzug. Denn wer immer dafür verantwortlich ist, weiß, daß eine Untersuchung stattfinden muß, und selbst dann, wenn diese Jane dadurch entlastet wird, wird herauskommen, daß es sich bei ihr um eine Sterbliche handelt, die eingestellt worden ist, ohne daß wir dazu durch einen Beschluß berechtigt gewesen wären. Raffiniert, nicht wahr?«
    Der Personalchef nickte, und sein Unterkiefer bearbeitete dabei langsam und systematisch das Pfefferminzbonbon. »Das stimmt mich allerdings nicht gerade heiter«, grummelte er nachdenklich.
    »Mich auch nicht.«
    »Ich halte das Ganze für eine Riesensauerei, die wir uns auf keinen Fall bieten lassen dürfen«, ereiferte sich der Personalchef

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