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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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immer, den kompletten Dienstanzug eines persönlichen Dieners zweiter Klasse mit gekreuzten Maulbeerblättern und Band trug. Wie dem Prinz nicht entging, gab er sich die größte Mühe, nicht zu kichern, doch vergeblich.
    »Karl«, fuhr der Prinz fort, wobei er sich mit einem Finger leicht über die von einem Säbelhieb herrührende Narbe auf der linken Wange fuhr, »dort oben am Himmel befindet sich etwas Ungewöhnliches. Siehst du das ebenfalls?«
    »Jawohl, Eure Hoheit«, bestätigte Karl. »Ich sehe es ebenfalls.«
    »Sehr gut«, meinte der Prinz. Man kann nicht ein Prinz von königlichem Geblüt sein und über neunundfünfzig Generationen hinweg in direkter Linie von Karl dem Großen abstammen, ohne genügend Kaltblütigkeit zu besitzen, um Champagner selbst noch in einem Feuersturm kühl zu halten. »Für einen Augenblick habe ich gedacht, meine Augen hätten mir einen Streich gespielt.« Er schob sich die Sonnenbrille wieder auf den Nasenrücken hoch, sagte »Das wäre alles« und wandte sich wieder dem Skikatalog zu.
    Der Diener schlug die Fersen zusammen, zog sich geräuschlos hinter eine Reihe Maulbeerbüsche zurück und brach in nur unvollkommen unterdrücktes Gelächter aus, während sich oben am Himmel Höhenwinde an die langwierige Arbeit machten, ein kompliziertes Muster von Kondensstreifen aufzulösen und zu zerstreuen, das die Worte bildete:
     
    KONSTANTIN VON ROSSFLEISCH,
    DU HAST AUSGESPIELT
     
    Den Tod von Prinzen verkündet der Himmel selbst; ebenso ihre Geburten und Hochzeiten, ihre offiziellen Verabredungen und die Termine ihrer wichtigeren Gartengesellschaften sowie alle übrigen geisttötend wichtigen Mitteilungen, die man unter solchen Überschriften wie Rund um den Königshof in den Zeitungen mit diesen schrecklich großen Seiten findet.
    Mitglieder eines Königshauses sind anders als Sie und ich. In Panik geraten die nicht. Die rennen auch nicht wie kopflose Hühner hin und her, bloß weil sie vom Himmel eine Vorankündigung bekommen haben, die ihnen mitteilt, daß sie bald sterben werden. Zum Beispiel war der letzte Gedanke, der dem Prinzen durch den Kopf ging – etwa eine fünfundsiebzigstel Sekunde, bevor die Bombe explodierte, die in einem ein Meter zwanzig großen aufblasbaren Gummischwan versteckt war, der auf dem Wasser im Pool dümpelte: Wie in aller Welt haben die es geschafft, das Komma hinter das ROSSFLEISCH zu bekommen?
     
    »Im Grunde verstehe ich nicht, warum wir nicht grundsätzlich so verfahren können«, fuhr Jane fort.
    Der Traummeister lutschte sich einen Krümel aus dem Schnurrbart und schluckte ihn hinunter. »Das verstehen Sie nicht?« hakte er nach.
    »Nein«, bekräftigte Jane und setzte sich unaufgefordert auf die Schreibtischkante. Dann griff sie in ihre Handtasche, um das Notizbuch herauszuholen. »Ich habe mir darüber einige Gedanken gemacht und ein paar grobe Kostenkalkulationen angestellt und solche Sachen, und tatsächlich …«
    Nur sehr wenigen Menschen ist es gegeben, drei Auslassungspunkte auszusprechen und sie wirklich ernst zu meinen, aber Jane besaß diese Fähigkeit. Der Traummeister im Generalsrang nahm einen schweren Gummistempel mit der Aufschrift ZERBRECHLICH (natürlich nur zur Verwendung für die Träume von Idealisten) und machte sich daran, das Gummistück vom Holzrücken abzuziehen.
    »Da wäre zunächst die Tatsache, daß jede Kleinigkeit persönlich zugestellt wird«, fuhr Jane fort. »Damit ist ab sofort Schluß. Ich meine, das ist so unrationell, daß es wirklich der Vorgeschichte angehört. Vermutlich haben Sie auch einen Typen, der sich einmal jährlich einen roten Bademantel überzieht und an jedes Kind in der ganzen Welt Geschenke ausliefern muß. Haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, was Sie das an Lohn für Überstunden kostet?«
    »Finden Sie etwa nicht, daß so etwas ein unabdingbarer Bestandteil eines wahrhaft persönlichen Dienstes am Kunden ist?« wandte der Traummeister in einem Ton ein, den man eigentlich von einem Vulkan mit Magenverstimmung erwartet hätte.
    »Nein. Eine weitere Sache, die in Ordnung gebracht werden muß, ist die Sortierung. Sie müssen der Tatsache ins Auge blicken, daß wir es hier mit schlichten Mitteilungen zu tun haben und nicht mit Prämienobligationen. Okay?«
    »Was haben Sie denn vor?« krächzte der Traummeister.
    »Die Umstellung auf Computer und Strichkodes«, antwortete Jane wie aus der Pistole geschossen. »Wenn man erst mal den Bogen raus hat, ist das ganz einfach.«
    »Ich

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