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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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sich ruckartig, entschuldigte sich bei ihr, während sie hindurchflog, und fiel hinter ihr zu. Als Jane sanft auf den Fußballen landete, hörte sie Mr. Lloyd-Perkins im Schlaf schreien. Selbst schuld, wenn man versucht, sich an einer unschuldigen Botin abzureagieren, sagte sie sich, als sie die Zündung ihres Raumrads anschaltete.
    Nachdem sie die Newport Avenue wohlbehalten hinter sich gelassen hatte, hielt sie unter einer Straßenlaterne an und untersuchte die leere Kapsel.
    Nostradamus, stand dort, Prophezeiungen vom Ende der Welt, und darunter in kleineren Buchstaben:
     
    MINDESTENS HALTBAR BIS:
    17. FEBRUAR 2706

 
     
    Zu den Aufgaben des Personalchefs gehörte auch die mehr oder weniger regelmäßige Inspektion von einigen der auswärtigen Dienststellen, die über kein eigenes internes Überprüfungssystem verfügten. Diese Tätigkeit übte er ohnehin nicht gerne aus, und am meisten ging ihm die Behörde für Beschwerden auf die Nerven.
    Natürlich stehen allem und jedem im Universum Beschwerden offen, unabhängig von der Spezies, dem metaphysischen Zustand oder der zeitlichen Ausrichtung; einer rationellen Arbeitsweise der inneren Verwaltung zuliebe behält sich die Behörde jedoch das Recht vor, ausschließlich Beschwerden zu berücksichtigen, die in vorgeschriebener Form eingereicht werden.
    Bei dem vorschriftsmäßigen Formular handelt es sich um den Vordruck C301, eine fünfzehnseitige Broschüre, die auf Blattgoldseiten gedruckt ist und ein Format von zwanzig Kilometer Höhe mal acht Kilometer Breite hat. Ist das Formular fertig ausgefüllt, muß es in dreifacher Ausfertigung vorgelegt werden, wobei die erste Kopie von einem Apostel, Heiligen (kleinere keltische Heilige ausgenommen), von einem Erzengel, einem Bodhisattwa, einem taoistischen Patriarchen, einem Daimon 5. Grades oder höher, einem Mitglied des Wahlausschusses des Heiligen Römischen Reichs oder von einer anderen Person mit einer entsprechenden Stellung in der Gesellschaft gegengezeichnet sein muß.
    »Hallo!« rief der Personalchef, wobei er sich mit seinem ganzen Gewicht und aller Kraft gegen die Tür stemmte. »Ist jemand da?«
    Die Tür gab nach, und der Personalchef stolperte in das abgedunkelte Büro. In der Manteltasche wühlte er nach der Taschenlampe und schaltete sie an. In diesem Raum bekam er immer eine Gänsehaut.
    »Hier drüben«, sagte eine Stimme, was nicht besonders hilfreich war.
    »Wo ist hier?«
    »Was meinen Sie mit ›Wo ist hier?‹? Na, hier.«
    Der Personalchef runzelte die Stirn, da die Stimme aus seinem Kopf kam. »Hören Sie«, sagte er, »davor habe ich Sie schon mal gewarnt.«
    Ein gedämpftes Plumpsen war zu hören, und plötzlich stand Gänger neben ihm. »Ich weiß, und es tut mir auch leid«, entschuldigte er sich. »Es ist nur so, daß ich mich unauffällig von Ihnen mitnehmen lassen mußte, um an den Sicherheitskräften vorbeizukommen.«
    Der Personalchef nickte. »Na schön. Also, was ist denn so wichtig, daß Sie damit nicht warten konnten, bis …?« Als der Strahl der Taschenlampe über etwas Riesiges und Glänzendes in der gegenüberliegenden Zimmerecke huschte, verflüchtigten sich die Worte auf seinen Lippen wie Regentropfen auf einem Hochofen. Ich weiß, was das ist, sagte ein Teil seines Gehirns – und zwar der Teil, in den sich die meisten seiner Gedanken nicht zu gehen trauten, außer zu zweit und am hellichten Tag. Der Rest seines Gehirns tat so, als hätte er nichts gehört.
    »Ich weiß«, sagte Gänger. »Das ist wirklich eine ganz schöne Überraschung. Trotzdem, alles passiert irgendwann zum erstenmal.«
    Schlagartig blieb der Personalchef stehen, wandte sich Gänger zu und blickte ihn an.
    »Wollen Sie etwa damit sagen, daß tatsächlich jemand eine …?«
    »Eine Beschwerde eingereicht hat? Doch.« Gänger nickte. »Zum Glück ist sie nicht rechtsgültig«, fügte er hinzu.
    Die Taschenlampe ließ eine scheinbar unendliche Goldfläche aufblitzen, und die Photonen sprangen wie wild hin und her. »Nicht rechtsgültig?«
    »Ja.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich weiß zwar nicht, wie Sie das sehen«, antwortete Gänger, »aber ich glaube nicht, daß Oberst Gaddafi in die für die Gegenzeichnung zulässige Gruppe fällt. Davon abgesehen ist jedoch alles in Ordnung und entspricht genau den Regeln.«
    Der Personalchef kratzte sich am Kinn. »Das ist allerdings eine strittige Frage«, gab er zu bedenken. »Na egal, das können wir den Jungs von der Rechtsabteilung überlassen. Von wem stammt

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