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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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wütend und schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, das sollten wir uns wirklich nicht gefallen lassen. Haben Sie irgendeine Ahnung, wer …?«
    »Leider nicht«, antwortete Gänger, stand auf und klappte den Jagdstuhl zusammen. »Natürlich ziehe ich ganz diskret Erkundigungen ein, aber das wird seine Zeit dauern. Ich schätze, wir können nichts weiter tun, als auf der Hut zu sein und abzuwarten.«
    Der Personalchef nickte. »Früher oder später wird der Betreffende, um wen es sich auch handelt, vermutlich wissen wollen, warum bezüglich seiner Beschwerde nichts unternommen wird«, gab er zu bedenken. »Wahrscheinlich hat er keine Ahnung, daß sie nicht rechtsgültig ist.«
    »Es könnte aber auch durchaus sein, daß sie nur als Warnung gedacht ist, was ich allerdings für ziemlich unwahrscheinlich halte«, meinte Gänger. »Dafür ist das Ganze ein bißchen zu … na ja, zu gewaltig.«
    »Ja, da habe ich schon sehr viel zartere Hinweise gesehen«, stimmte ihm der Personalchef zu, während das Licht der Taschenlampe über die goldene Steppe strich, von der sie umgeben waren. »Ach ja, vielen Dank auch, daß Sie mich informiert haben.«
    »Gern geschehen«, entgegnete Gänger und grinste. »In der Zwischenzeit sollte ich das hier wohl lieber wegräumen lassen«, schlug er vor. »Wissen Sie, auf eine Mikrofilmkarte aufnehmen.«
    Der Personalchef nickte. »Einverstanden«, stimmte er zu. »Und … ähm … was passiert mit dem Original? Der Hardcopy sozusagen?«
    Gänger zuckte die Achseln. »Keine Ahnung«, antwortete er mit leicht übertriebener Sorglosigkeit. »Kommt in den Müll, denke ich, oder wird irgendwo zu den Akten gelegt. Wir müssen hier ja nicht unbedingt überall unwichtige alte Formulare rumliegen lassen, oder?«
    Auf ihrem Weg nach draußen wurden sie von einer fünf Kilometer langen Kolonne von Sattelschleppern mit Containern und einer Eskorte von Soldaten überholt, die mit Äxten, Schaufeln und schwerem Gerät ausgerüstet waren. Als der an der Spitze fahrende Jeep an ihnen vorbeikam, hob der Fahrer einen Arm und winkte Gänger fröhlich zu.
    »Ein Freund von Ihnen?« erkundigte sich der Personalchef.
    »Den habe ich noch nie im Leben gesehen«, antwortete Gänger. »Wir bleiben in Verbindung.«
     
    »Hey!«
    »Was denn?«
    »Hier drüben!«
    »Aua!«
    Björn stand auf, stieg über den am Boden liegenden Wachposten und lief in Windeseile über das kurze Stück offenes Gelände zwischen dem Wachhaus und dem Hangartor.
    Zwar war es schon lange her, seit er zum letztenmal hiergewesen war, aber die ganzen Sicherheitsmaßnahmen überraschten ihn doch sehr. Die Gesetze der Behördenentropie schrieben nämlich vor, daß dort heute weniger und nicht mehr Sicherheitsvorkehrungen sein müßten und daß das, was noch an Schutz vorhanden war, eigentlich nicht funktionieren dürfte. Selbst zu Björns Zeiten war der Hangar vor der Aufmerksamkeit von Eindringlingen durch ein Holztor, das durch ein um die Torpfosten geschlungenes Stück Draht verschlossen gehalten worden war, sowie durch die lebensgroße, auf Karton aufgezogene Ausschneidefigur eines Airdaleterriers geschützt worden, die sich gegen den Himmel abgehoben hatte. Echte Wachposten mit Gewehren und Stahlhelmen (er rieb sich kräftig die Handkante, bis die Durchblutung wieder einsetzte) wären damals gar nicht erst in Frage gekommen. Das alles bestätigte nur seinen früheren Eindruck, daß hier irgend etwas vorging. Er lehnte sich in den Schatten des Türrahmens zurück, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß die Luft rein war, fischte er in der Tasche nach dem Armeemesser.
    Nagelfeile: nein. Korkenzieher: nein. Pinzette: nein. So ein Ding, um Steine aus den Hufen von Impalas zu entfernen: nein. Ah, da war es ja: das Brecheisen.
    Er klappte die Klinge auf, schob sie zwischen die Tür und den Verschlußbolzen des Vorhängeschlosses und riß mit aller Kraft am Messer. Die Klinge brach ab.
    Verblüfft rappelte sich Björn vom Boden hoch und starrte das Schloß an. Zugegeben, normalerweise würde man sich bei allem, das etwas mühsamer als das Öffnen eines Briefs (und zwar eines Luftpostbriefs) war, nicht auf die metallurgische Sachkenntnis der staatlichen Waffenfabrik von Sambia verlassen, aber trotzdem. Dieses Vorhängeschloß war Eigentum der Behörde. Seiner Erfahrung nach sollte es schon durch eine in anderthalb Kilometer Entfernung niesende Stechmücke wie eine altersschwache Fledermaus an seinem Bolzen hängen.
    Björns Gedankengang wurde

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