Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
eindringlich hinzu. »Denken Sie immer daran, dann werden Sie nichts übermäßig falsch machen.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich bin noch nicht fertig«, fuhr der Traummeister fort. »Vor langer Zeit hat es hier einmal einen solchen Intelligenzbolzen gegeben wie Sie. Merkwürdigerweise hat der auch zuerst in dieser Abteilung gearbeitet. Er hat geglaubt, hier müßte mal alles ordentlich auf Zack gebracht werden, und war der Ansicht, wir wären alle in unseren Gewohnheiten viel zu festgefahren, und ein gründliches Zurechtstutzen täte uns unheimlich gut. Die persönlichen Privilegien und wettbewerbsbeschränkenden Geschäftspraktiken wollte er abschaffen, eben ganz von vorn anfangen. So was in der Art.« Er seufzte. »Das alles hat so gut geklungen, daß wir es einfach eine Zeitlang ausprobiert haben, und das war der größte Fehler, den wir jemals gemacht haben.«
    »Wirklich?«
    »O ja.« Der Traummeister lehnte sich auf dem Stuhl zurück und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Der Plan war, eine völlig neue Klasse von Mitarbeitern zu schaffen, die die Leitung der Welt übernehmen, sie warten, reparieren und dafür sorgen sollten, daß alles ordentlich und sauber und in gutem Betriebszustand blieb. Und das haben wir dann auch getan. Wir haben Mitarbeiter angeworben, sie ausgebildet und ihnen den ganzen Laden übergeben. Ach, sie wurden übrigens als das Menschengeschlecht bezeichnet«, fügte der Traummeister hinzu, als sei ihm das erst nachträglich eingefallen.
    »Mhm.«
    »Ja, Sie sagen es: Mhm!« fauchte der Traummeister. »Ein verdammt dämlicher Plan ist das gewesen, oder was meinen Sie? Und wissen Sie, was mit dem oberschlauen Intelligenzbolzen passiert ist, der diesen ganzen Unsinn vorgeschlagen hat?«
    Mit einem Gefühl, wie es sich bei der armen Närrin einstellt, die dem Zauberkünstler ihre Uhr geliehen hat, schüttelte Jane den Kopf. »Nein, was denn?«
    Auf dem Gesicht des Traummeisters breitete sich ein Grinsen wie ein eitriges Morgengrauen aus. »Er wurde versetzt«, antwortete er.
    »Versetzt?«
    Der Traummeister nahm den Stempel mit der Aufschrift ›Zerbrechlich‹, drückte ihn auf ein Stempelkissen und knallte ihn mit derartiger Wucht auf den Schreibtisch, daß dieser auseinanderbrach.
    »Ja, versetzt«, erwiderte er.
    Jane dachte nach. »War das nicht ziemlich schwierig?« wollte sie wissen.
    »Ihn zu versetzen? Überhaupt nicht«, antwortete der Traummeister. »Nachdem wir erst mal seinen Kopf beim Pfandleiher losgeworden waren, haben wir den Rest von ihm auf dem Flohmarkt versetzt.«

 
     
    »Verdammte Scheiße!« fluchte Björn. Aufgeregt drehte er sich um, um zu sehen, wer oder was sein Bein gepackt hatte. Der Teil von ihm, der gelegentlich immer noch von Optimismus befallen wurde, hoffte, der Betreffende möge sich als eine lächelnde blonde Stewardeß herausstellen.
    In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um eine Fußangel. Jedenfalls fast.
    Es war nämlich eine reichlich humane Fußangel, muß man sagen. Die Klemmbacken waren nicht mit zentimeterlangen Stahldornen gespickt, sondern mit Schaumgummi gepolstert und von Gamsleder überzogen. In die obere Backe der Fußangel war außerdem ein Hinweis eingraviert, auf den wahrscheinlich die schon unter übertriebenem Verfolgungswahn leidenden Rechtsberater der Verwaltung bestanden hatten. Er lautete:
     
    VORSICHT: DIESE FUSSANGEL KÖNNTE FÜR ÄLTERE ODER GEBRECHLICHE PERSONEN GEFÄHRLICH SEIN. VERTRETER DER ÖFFENTLICHKEIT WERDEN DARAUF HINGEWIESEN, DASS SIE SICH IN DIESER FUSSANGEL GÄNZLICH AUF EIGENE GEFAHR VERFANGEN.
     
    Björn grunzte und versuchte, die Backen mit den Überresten seiner Axt auseinanderzustemmen. Natürlich befand sich an seinem sambischen Armeemesser auch eine Klinge zum Öffnen von Fußangeln, aber die hatte er einen oder zwei Tage vorher beim Versuch abgebrochen, einen Klumpen geschmolzene Butter zu zerschneiden.
    Über seinem Kopf erzeugten die Lichtkegel zahlreicher Suchscheinwerfer ein kompliziertes und geometrisch ansprechendes Muster, das zusammen mit dem Heulen von Sirenen und dem Getöse unzähliger Lautsprecher, aus denen Tonbandaufnahmen von bellenden Rottweilern donnerten, eine der originellsten Son-et-lumière- Vorstellungen in der Geschichte des Universums ergab. Bei einem solchen Anlaß mußte man natürlich dabeisein.
    Auf Björn traf dies zu, und er wünschte, es wäre nicht so gewesen. Der Axtstiel aus abgelagertem Hickoryholz ächzte vorwurfsvoll und splitterte, ohne die Backen der Fußangel auch

Weitere Kostenlose Bücher