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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Ich glaube, damit komme ich klar. Aber Menschen, die von der Zukunft in die …«
    Der Pilot blickte sie erheitert von der Seite an. »Ja und?«
    »Tut mir leid«, antwortete Jane, wobei sie fast das Gefühl hatte, einen feuchten Strumpf im Mund stecken zu haben. »Ist das denn möglich?«
    »Das ist mehr als möglich«, antwortete der Pilot. »Es ist sogar unbedingt erforderlich. Oder könnten Sie sich das Durcheinander vorstellen, das am oberen Ende der Straße entstehen würde, wenn die nicht in die entgegengesetzte Richtung führen?«
    Jane erwiderte nichts. Der feuchte Strumpf war zum letzten Strumpf überhaupt geworden, zu demjenigen, den man drei Tage nach dem eigentlichen Waschen hinten in einer Vertiefung der Waschmaschinentrommel wiederfindet. Offensichtlich bemerkte der Pilot die Schwierigkeiten, die sie gerade hatte, denn er schaltete den Tonfall einen Gang tiefer und sprach auch etwas langsamer.
    »Hören Sie, Sie sind eine Sterbliche, gut, in Ihnen schwappt dieses ganze Blutzeugs herum. Überlegen Sie doch mal, was passieren würde, wenn das Blut nur in eine Richtung flösse. In den Füßen bekämen Sie einen verflucht großen Blutstau, und der Rest von Ihnen … Na ja, jedenfalls, stellen Sie sich das so vor, wenn Sie können. In gleicher Art und Weise zirkulieren die gegenwärtigen Leben. Täten sie das nicht, schliefe die Vergangenheit ein. Dann würden Sie im kollektiven Unterbewußtsein Ihrer Gattung ein Kribbeln verspüren. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Sie meinen, daß sich die Menschheit ständig im Kreis bewegt?« fragte Jane mit äußerster Vorsicht. »Für immer und ewig?«
    Mit dem Handballen kratzte sich der Pilot an der Nase. »Na ja, ich glaube, so könnte man das auch ausdrücken. Zwar entspricht das wirklich eher dieser klassischen Flußanalogie, aber auf die Art möchte ich es gar nicht erklären, weil die so furchtbar abgedroschen ist. Sie kennen das mit dem Fluß doch, oder?«
    »Mit welchem Fluß?«
    »Ach, mit jedem. Der Regen geht auf die Berge nieder, sammelt sich und fließt als Fluß durchs Flachland ins Meer, das Meer verdunstet und geht als Regen auf die Berge nieder. Verstehen Sie jetzt?«
    »Nein.«
    »Na gut.« Irgendwie schien die Stimme des Piloten aus sehr großer Entfernung zu kommen; vielleicht kam sie aber auch eher sehr weit aus der Vergangenheit als aus sehr großer Entfernung. »Jedenfalls nehme ich an, daß Sie uns dabei helfen werden, alles in Ordnung zu bringen«, fuhr er fort. »Ich will es verdammt hoffen«, fügte er hinzu. »Das ist nämlich wirklich nötig.«
     
    Es ist unmöglich, die Wirkungsweise der Zeit auf einfache Weise zu erklären, vor allem dann, wenn man gleichzeitig einen Hubschrauber zu fliegen versucht. Sich zu bemühen, die Funktionsweise ausschließlich durch eine mündliche Beschreibung zu verstehen, ist wie Mah-Jongg ohne die entsprechenden Steine oder Karten spielen zu lernen. Es geht nicht.
    Statt dessen blicke man die Straße zurück bis zu dem Punkt, wo zwei Lichtstrahlen schließlich zu einem verschmelzen, gehe dann nahe heran und starre mit aufgerissenen Augen hinein. Das ist die in Gang kommende Zeit …
     
    … und zwar an einem Tag, an dem es buchstäblich in Strömen gießt. Der Matsch spritzt rings um die Knöchel einer äußerst verhalten wirkenden Gruppe wichtiger Persönlichkeiten hoch, die allesamt durchnäßte graue Anzüge und gelbe Schutzhelme tragen und um ein rosafarbenes Stück Band herumstehen, das nur halbherzig über die glänzende Rollbahn gespannt worden ist.
    »… und deshalb ist es mir eine außerordentliche Freude und Ehre, diese astrotemporale Schnellstraße feierlich für eröffnet zu erklären«, spricht der Personalchef gerade, während ihm der Regen von der Hutkrempe auf die Krawatte tropft.
    Er greift nach der Schere auf dem Samtkissen; und als seine Finger sie berühren, unterzieht er den gesamten Plan einer sehr raschen Bewertung und denkt: Ja, aber …
    Weiterhin denkt er: Gut, das alte System hat funktioniert, aber bei dem in den nächsten fünf Millionen Jahren zu erwartenden gewaltigen Anstieg des Zeitverbrauchs heißt das nicht unbedingt, daß es weiterhin funktioniert. Die neue Verkehrsplanung ist schon ganz vernünftig: Beim Urknall auf die Schnellstraße rauf und dann schnurstracks weiter bis zum anderen Ende, ohne wegen irgendwelcher Gründe anhalten zu müssen. Für absolut niemanden besteht mehr die Gefahr, sich in der Industriellen Revolution zu verfahren oder beim Fall von

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