Im Himmel ist die Hölle los
Hinterlistiges. Wie die Dinge liegen, bin ich in dem Glauben losgestürmt, ich hätte das Recht auf meiner Seite, und es seien die anderen, die die Schwierigkeiten machten und sich querstellten. Ja, jetzt habe ich den Plan verstanden.«
»Na prima«, freute sich Gänger. »Dieser Kaffee schmeckt übrigens, als wäre er das letzte Jahr über in einem Getriebe gelagert worden.«
»Auf jeden Fall erklärt das auch, warum Sie beide von Anfang an ein solch lebhaftes Interesse für alle meine Schritte gezeigt haben«, fuhr Jane fort.
»Ach, dann ist Ihnen das also aufgefallen?« wollte der Personalchef wissen.
»Ja«, antwortete Jane. »Zu der Zeit ist mir das merkwürdig vorgekommen, zwei ranghohe Beamte, die höchstpersönlich eine einzige Auszubildende beaufsichtigen. Damals haben Sie mir gesagt, das läge daran, daß ich eine Wegbereiterin sei …«
»Nicht so sehr eine Wegbereiterin«, sagte Gänger halb zu sich selbst, »eher eins von diesen weißen Kaninchen, die man in der Forschung …« Der Personalchef versetzte ihm unter dem Tisch einen Tritt.
»Was soll’s?« unterbrach er Gänger. »Jedenfalls haben wir unsere Karten jetzt offen auf den Tisch gelegt. Wollen Sie trotzdem weitermachen?«
Mit dem Plastikstrohhalm kratzte sich Jane an der Nasenspitze. »Ach, eigentlich sehe ich keinen Grund, der dagegenspricht«, antwortete sie. »Schließlich sieht es ja nicht gerade danach aus, als wenn ich etwas Besseres zu tun hätte.« Plötzlich stand sie auf. »Ich brauche nur an meinen alten Job zu denken. Ich glaube nämlich, die ganze Geschichte ist wahrscheinlich nur ein böser Traum, den ich gehabt habe, und wenn ich nicht schleunigst aufwache, verpasse ich noch den Bus. Was, zur Hölle, haben Sie beide sich eigentlich dabei gedacht, mir die ganze Zeit etwas vorzuspielen?«
Der Personalchef wollte darauf gerade etwas antworten, aber Gänger brachte ihn zum Schweigen. Einige der anderen Gäste blickten bereits zu ihnen herüber.
»Zuerst«, fuhr Jane fort, die jetzt immer mehr in Fahrt kam, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, Energie einzubüßen, »kommt dieser verrückte Typ hier an und erzählt mir, er sei ein …«
»Bitte sagen Sie es nicht«, warf Gänger leise ein.
»… und möchte, daß ich mit ihm komme und für ihn arbeite, und wenn ich nicht zustimmen sollte, werde er seine Zelte in meinem Ohr aufschlagen. Und dann«, fuhr sie fort, wobei sie sich dem Personalchef zuwandte, der sich unwillkürlich ein Stück weiter hinter seinem Kaffeebecher verkrümelte, »tauchen Sie auf und erzählen mir, wenn ich nicht meine Stelle bei Burridge’s aufgebe und statt dessen für Sie arbeite, gehe die Welt unter. Und irgendwie«, fügte sie verbittert hinzu, »gelingt es Ihnen sogar, mich zu überzeugen – wahrscheinlich durch einige zeitlich gut abgestimmte Naturkatastrophen –, und ich tue also, was Sie wollen. Als erstes rette ich eine Großstadt aus einer Flutkatastrophe, und dann helfe ich Ihnen zu vertuschen, daß aufgrund Ihres fahrlässigen Verhaltens einfach ein jeder auf Ihre Grundstücke marschieren kann, um sich nach Lust und Laune mit bedeutenden Sternen zu bedienen, und allmählich fange ich an zu glauben, ja, vielleicht ist das doch alles Realität. Und dann …« Sie machte eine Pause und suchte genauso nach Worten wie ein Autofahrer an einer Mautstelle nach der Münze, die man nur schwer zu fassen bekommt. »Und dann, gerade als ich morgens allmählich wieder in den Spiegel blicken kann, ohne den Drang zu verspüren, in schallendes Gelächter auszubrechen, erzählen Sie mir, daß meine Tätigkeit in Wirklichkeit daraus besteht, Ihnen beiden bei irgendeinem zweifelhaften Behördenputsch zu helfen. Also wirklich! Wissen Sie was? Sie können sich Ihren Job nehmen und ihn sich sonstwo hinstecken, weil …« Mitten im Satz brach sie ab. »Du meine Güte«, flüsterte sie, »das wollte ich mein ganzes Leben lang jemandem ins Gesicht sagen, und jetzt habe ich es tatsächlich getan. Juhu!« Jane sammelte sich, stand auf und nahm ihre Handtasche. »Tut mir leid, aber ich bin fertig mit Ihnen. Ich würde ja erst zum nächsten Monat kündigen, aber nach der einen Woche, die ich in der Zeitabteilung verbracht habe, schaudert es mich bei dem Gedanken, was Sie mit dieser Zeit anstellen würden. Auf Wiedersehen!«
Sie peilte mit den Augen den Ausgang an und marschierte entschlossen darauf zu.
Wenn man bedenkt, wie und von wem das Universum geleitet wird, muß man dem Umstand Anerkennung zollen, daß
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